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Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Titel: Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Arztbesuch bereits beendet war. Zu ihrer Erleichterung heilten die Wunden schnell und gut, sie würde schon bald wieder problemlos laufen können.
    Als die Männer eingestiegen waren und Maximilian den Motor anließ, fragte Inga unvermittelt: »Was ist eigentlich mit ihr?«
    Maximilian sah sie an. »Mit wem?«
    »Mit Rebecca. Frau Brandt, meine ich. Sie ist unheimlich
traurig. Sie lächelt nie, und sie sieht furchtbar unglücklich aus.«
    »Sie hat vor einem Dreivierteljahr ihren Mann verloren. Ein Autounfall, er stieß frontal mit einem Geisterfahrer zusammen. Es war ein furchtbarer Schock. Und ich fürchte, sie hat sich immer noch nicht davon erholt.«
    »Lebt sie ständig hier?«
    »Früher war es nur ein Ferienhaus, aber jetzt hat sie sich ganz dorthin zurückgezogen, und das ist natürlich überhaupt nicht gut für sie. Im Prinzip kennt sie hier keinen Menschen, außer dem Hafenmeister, und mit ihm verbindet sie auch nur eine oberflächliche Bekanntschaft. Sie ist sehr allein.«
    Sie hatten den Ort hinter sich gelassen. Eine schmale Straße führte durch den Wald. Es war dämmrig hier und trotz des sonnigen Hochsommertages überraschend düster.
    »Verdammt einsam da oben, wo sie wohnt«, meinte Marius. »Es ist eine tolle Landschaft, aber sie ist nicht typisch für die Gegend, finde ich.«
    »Warten Sie, bis Sie erst das dunkle Felsgestein des Kaps sehen. Das ist absolut einmalig«, sagte Maximilian. »Es gibt dem Kap eine fast bedrohliche Ausstrahlung. Für Segler ist es übrigens wirklich eine riskante Ecke. Im Meer vor dem Kap gibt es unberechenbare Strömungen, und die See kann dort wirklich sehr wild sein.«
    »Wovon lebt Rebecca?«, fragte Marius.
    Maximilian warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Er blickte in ein unbefangenes, offenes Gesicht.
    » Felix – ihr Mann – hat sie gut versorgt. Er war ein sehr bekannter und wohlhabender Arzt. Sie muss nicht arbeiten und kann sich ganz ihrem Schmerz hingeben.« Die letzten Worte sagte er voller Verbitterung.
    Marius sah ihn an. »Sie war sehr glücklich mit ihrem Mann, oder?«

    Maximilian lachte traurig. »Glücklich? Das klingt im Zusammenhang mit Felix und Rebecca fast banal. Sie waren ein Traumpaar. Wer hätte gedacht, dass sie so früh auseinander gerissen würden? Als Felix starb, war er gerade vierundvierzig geworden. Rebecca war zweiundvierzig. Das ist … das war nicht gerecht.«
    Alle drei schwiegen, während sich das Auto über steile, enge, holprige Straßen hinaufschraubte. Zwischen Bäumen und Felsen tauchten immer wieder kleine Fetzen Meer auf, blau leuchtend, glitzernd in der Sonne. Knorrige, uralte Olivenbäume mit bizarr verbogenen Stämmen und Ästen standen an den Wiesenrändern, und ihre Blätter waren wie helles Silber unter dem strahlenden Licht.
    »Hier ist auch nicht immer Sommer«, sagte Maximilian unvermittelt, »auch hier gibt es lange, dunkle Winternächte, neblige Herbstmorgen und Tage, an denen es von morgens bis abends nicht aufhört zu regnen und die Wolken mit dem Meer zu einer grauen Masse verschmelzen. Wie muss es dann sein, so allein da oben? Wie kann sie das aushalten?«
    Obwohl er mehr zu sich selbst gesprochen hatte, wandte sich Inga ihm zu. »Sie machen sich große Sorgen um sie, nicht wahr?«
    » Ja. Er – ich meine Felix – war mein bester Freund. Ich empfinde Verantwortung für seine Witwe. Aber ich weiß nicht, was ich tun kann.«
    »Sie hatten keine Kinder?«
    »Nein. Das hat irgendwie nicht geklappt. Aber Rebecca hat sich unheimlich für Kinder engagiert. Sie hatte angefangen, Medizin zu studieren, schwenkte dann aber um und wurde Diplompsychologin. Vor fünfzehn Jahren gründete sie einen Verein, der sich um Problemfamilien, um misshandelte Kinder, aber auch um gewalttätige Eltern kümmerte. Mit Sorgentelefon und Einzelgesprächen und Gruppentherapien
und alles Mögliche mehr. Rebecca ging darin auf. Ihr Verein – Kinderruf hieß er – hatte einen sehr guten Ruf, arbeitete eng mit den verschiedenen Jugendämtern zusammen. Diese Frau«, er schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad, eine Geste, die weniger aggressiv als hilflos wirkte, »diese Frau, die da wie ein lebloser Schatten in der Einsamkeit vor sich hin vegetiert, war bis vor einem knappen Jahr eine lebhafte, engagierte Person, von morgens bis abends von Menschen umgeben, ständig im Einsatz für andere, voller Ideen, voller Energie. Dabei lebensfroh und optimistisch. Sie war ein sehr positiver Mensch mit einem guten Einfluss auf andere. Es ist

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