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Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast

Titel: Der fremde Gast - Link, C: Der fremde Gast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sie war so weit weg. Aber sie musste natürlich zurückkommen. Dauerhaft konnte sie ihren Ängsten auch nicht entfliehen.
    Clara nahm sich vor, am Abend noch einmal mit Bert über das alles zu sprechen. Natürlich kannte er die Briefe, aber er hatte sie als Spinnerei abgetan.
    »Irgendjemand macht sich einen Spaß daraus, solchen Blödsinn zu verschicken«, hatte er gemeint, »und du solltest das nicht ernst nehmen, Schatz. Hunde, die bellen, beißen nicht.«
    Ob er die Dinge anders einschätzen würde, wenn er erfuhr, dass auch Agneta …?
    Sie konnte sich vorstellen, was er sagen würde. Das wissen wir doch noch gar nicht! Deine Fantasie geht wieder einmal mit dir durch. Lass Agneta erst einmal zurückkommen, dann erfahren wir mehr.
    Sie seufzte. Eine innere Stimme sagte ihr, dass sie keineswegs ein Opfer ihrer Fantasie war, sondern sehr genau und richtig kombiniert hatte. Aber es würde gut tun, Berts ruhige Stimme zu hören, und sich von ihm – wenigstens für eine kurze Dauer – in das Gefühl hineinwiegen zu lassen, das alles sei harmlos und unwichtig.
    Und jetzt würde sie nach Marie sehen. Und sich um den Haushalt kümmern. Und dann einkaufen, irgendetwas richtig Schönes für sich und Bert am Abend.
    Wer immer das da draußen war, sie mochte sich nicht ihre kleine, heile Welt zerstören lassen.

Freitag, 23. Juli
    1
    Ingas Füße schmerzten noch immer, aber seit sie die Salbe benutzte, die ihr der Arzt verschrieben hatte, und regelmäßig die Verbände erneuerte, war es wirklich besser geworden. Sie konnte nur offene Sandalen tragen, genau genommen hatte sie den ganzen Tag über nur ihre Badelatschen an, aber bei dem heißen Wetter machte dies ohnehin am meisten Sinn. Es fiel ihr noch etwas schwer, zu laufen, sie humpelte, und was sie daran vor allem störte, war der Umstand, in dieser paradiesischen Gegend zu sitzen und nichts von dem tun zu können, was ihr Spaß machte. Sie durfte nicht schwimmen, konnte keine Spaziergänge unternehmen oder in den frühen Morgenstunden durch den Wald joggen. Sie saß fest, und das erfüllte sie zunehmend mit Ungeduld und Gereiztheit. Sie hatte daher mit Begeisterung reagiert, als Marius ihr sagte, Rebecca habe ihnen erlaubt, ihr Boot für einen Segeltörn zu benutzen.
    Im Grunde gestaltete sich der Urlaub viel besser, als Inga befürchtet hatte. Anstatt auf einem überfüllten Campingplatz zu sitzen, hatten sie einen zauberhaften Platz weitab von den Menschenhorden gefunden, und sie genossen dabei einen Ausblick über die Felsen und das Meer, der auf einer romantischen Postkarte nicht schöner hätte abgebildet sein können. Sie war überzeugt, dass sie über die Klippen sogar in die Bucht hinunterklettern und dort hätten baden können,
wäre sie nicht durch die wunden Füße gehandikapt gewesen. Ein fast unwirklicher Traum – im Juli am Mittelmeer einen solchen Ort zu finden.
    Noch zwei, drei Tage, dachte sie optimistisch, und alles ist verheilt, und ich springe hier herum wie ein junges Reh und mache es mir richtig schön!
    Sie stand auf dem hölzernen Bootssteg inmitten des flirrenden Sonnenscheins und sah Marius und Maximilian zu, die die Libelle startklar machten. Maximilian hatte sie beide zum Hafen gefahren und half nun sogar noch mit.
    In der vergangenen Nacht hatte der Mistral getobt, jener wilde, sagenumwobene Sturm, der das Rhônetal heruntergedonnert kommt und sich mit wütender Kraft ins Meer zu stürzen scheint. Inga hatte um das Zelt gebangt, das der Wind immer wieder von seinen Befestigungen zu reißen drohte, aber sie befanden sich im Schutz der Bäume und hatten ihr Dach über dem Kopf behalten. Jetzt am Morgen herrschte völlige Stille, der Himmel war hoch und blau und gläsern, die Luft ein wenig kühler und von prickelnder Klarheit. Die ganze Welt schien gereinigt worden zu sein.
    Rührend, wie Maximilian sich kümmert, dachte Inga, aber aus einem Instinkt heraus vermutete sie, dass er über die Fürsorge an dem fremden, jungen Pärchen auch versuchte, immer wieder Rebeccas Nähe zu finden. Marius und Inga boten ihm die Gelegenheit, täglich hinauf in die Einsamkeit zu fahren und dabei auch den Kopf in Rebeccas Tür hineinzustrecken.
    Er würde scheitern, das meinte sie klar zu spüren. Rebecca hatte sich vollständig zurückgezogen. Vielleicht würde nie mehr ein Mensch sie berühren können.
    Die Haare fielen Inga immer wieder ins Gesicht, sie kramte schließlich eine Spange aus der Hosentasche und band sie zurück. Marius war gerade mit der

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