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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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Information weiterzugeben. »Nichts. Die Tatort-Spezialisten kriegen das sicher in den Griff. Außerdem ist ja jetzt Sherlock Adams an dem Fall dran. Unser Superschnüffler wird den Täter doch wohl im Handumdrehen schnappen.«
    Meadows wusste, dass er log. Sharman war der beste Ermittler, den er je gekannt hatte. Es war fast unheimlich, so als hätte er das zweite Gesicht oder so etwas. Dabei hatte Stan Sharman ungefähr so viel Mystisches an sich wie ein Sack Kartoffeln. Aber er wusste auch, dass er keine Informationen aus ihm herausbekommen würde, bis er sich wieder beruhigt hatte. Er würde wohl eine Weile taktieren und abwarten müssen, bis Stan wieder zugänglicher war. Die Sitte war auch schon bei ihm gewesen, um mit ihm über Stans nächtliche Aktivitäten zu reden. Es ging um Kate Goodman, wie immer. Stan gab sich nie mit anderen Mädchen ab. Warum er sich ausgerechnet mit einer Prostituierten eingelassen hatte, war Meadows ein Rätsel. Sharman war nicht unattraktiv. Er hatte schon eine Menge fester Freundinnen gehabt, ein paar davon sogar für ziemlich lange Zeit, aber richtig ernst war es mit keiner von ihnen geworden. Vielleicht bot Kate ihm nur leichten Sex ohne Druck und Verpflichtungen. Etwas in der Art musste es sein. Fürs Erste hatte er Stan die Sitte vom Hals geschafft, aber er wusste nicht, wie lange er ihn noch decken konnte. Sobald er von Stan erfahren hatte, was er wissen musste, würde er sich mit ihm ernsthaft über Kate unterhalten müssen. Zumindest musste er ihn überzeugen, das es besser war, wenn Kate zu ihm nach Hause kam. Dann würde man wenigstens nicht mehr seinen Wagen durch die finsteren Nebenstraßen von Ditton Fields rollen sehen.
    »Sieh lieber zu, dass du deinen Wagen wegfährst, Stan. Ich kann nicht noch mehr Ärger vertragen, schon gar nicht von Adams.« Meadows nahm den letzten Zug von seiner Zigarette und schnippte sie achtlos in den Swimmingpool.
    Sharman sah es und schüttelte den Kopf über seine Dummheit. Er kniete am Rand des Pools nieder und fischte die Kippe aus dem klaren Wasser, um sie zusammen mit seiner eigenen Zigarette in seine Tasche zu stecken.
    »Tut mir Leid, Stan, dumm von mir. Ich habe nicht nachgedacht.«
    Du denkst nie nach, dachte Sharman, aber er sagte nichts. Einstweilen musste er Meadows an seiner Seite halten. Es war nicht ratsam, ihn noch mehr zu reizen. Für heute war er schon genug Vorgesetzten auf die Füße getreten.
     
    Sam beschloss, sich umzuziehen und etwas zu frühstücken, bevor sie zur Obduktion in die Klinik fuhr. Sie fühlte sich mies wegen der Art und Weise, wie sie Tom Adams behandelt hatte. Vielleicht war es an der Zeit, alles zu vergeben und zu vergessen. Es lag ihr sowieso nicht, jemandem lange zu grollen; in dieser Hinsicht schlug sie nach ihrem Vater. Es war eigentlich gar nicht Adams’ Schuld, wenn sie ehrlich war. Sie hätte etliche Gelegenheiten gehabt, ihn zu heiraten. Selbst jetzt wusste sie, dass sie es gewesen war, die er eigentlich gewollt hatte, nicht diese Rebecca Webber, so jung sie auch war. Aber sie hatte Tom einfach zu schnell in die Klauen bekommen. Ehe sie Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, war es zu spät gewesen. Wie dumm sie gewesen war. Bedeutete ihre Unabhängigkeit ihr denn wirklich so viel? In ihrem Beruf hatte sie so ziemlich alles erreicht, was zu erreichen war. Konnte da die Ehe und ein bisschen Glück ihr wirklich im Weg stehen? Als sie in ihre Einfahrt einbog, meldete sich ihr Handy. Sie schaute auf das Display, um zu sehen, wer anrief, aber es wurde keine Nummer angezeigt. Sie drückte auf die Taste. Es war Adams.
    »Sam, leg nicht auf, wir müssen reden.«
    Sam zögerte einen Moment und überlegte, ob sie das Gespräch abbrechen sollte oder nicht. Sie entschied sich dagegen.
    »Hatte ich auch nicht vor«, log sie. »Was kann ich für Sie tun, Superintendent?«
    Er antwortete nicht gleich. »Wie lange wollen wir noch so weitermachen, Sam?«
    »Sag du es mir. Du bist derjenige, der Schluss gemacht und sich eine jüngere Frau gesucht hat.«
    »Du weißt, das ich es nicht so wollte. Ich wollte dich, aber du wolltest mich nicht haben. Was sollte ich denn machen? Warten bis zum Sankt-Nimmerleinstag? Alt werden, während du darüber nachdenkst, wie du dich entscheiden sollst? Ich brauchte jemanden in meinem Leben, Sam. Ich wollte dich, aber du wolltest nicht kommen. Was sollte ich machen?«
    Sie wusste, dass alles zutraf, was er sagte, aber irgendwie half ihr das nicht. »Vielleicht brauche ich einfach

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