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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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freilich den Hunden nur recht war; sie hatten schon etliche davon erlegt. Walker hatte sowohl die Stadtverwaltung als auch die Bahn über den Zustand der Unterführung informiert, aber die hatten sich nur gegenseitig die Verantwortung zugeschoben. Wie üblich war nichts geschehen und der Unrat häufte sich immer weiter an. Er versuchte Abstand davon zu halten, aber die Hunde liebten diese Stelle, und er hatte Mühe, sie im Zaum zu halten, wann immer sie in die Nähe kamen. Wenn etwas übel roch, dann wollten sie sich darin wälzen, und wo es etwas zu jagen gab, da mussten sie hinterher. Ekelhaft. Er versuchte jedes Mal, sie zurückzurufen, aber wenn sie erst einmal in Fahrt waren, gab es kein Halten mehr.
    Als er sich der Brücke näherte, waren die Hunde bereits unter dem Bogen, sprangen durch die Abfallhaufen und scharrten in dem unaussprechlichen Unrat herum.
    »Jasper, Conrad, hierher, los!«, rief er. »Sonst werdet ihr gebadet, wenn wir nach Hause kommen.« Walker wusste, wo ihr schwacher Punkt war, bei all ihrer Größe und Energie. Sie liebten Wasser, aber nur in Teichen, Flüssen und Seen. Wenn ihnen ein Bad blühte, kniffen sie sofort den Schwanz ein.
    Als hätten sie seine Drohung verstanden, kamen sie sofort zu ihm zurückgesprungen. Jasper hatte irgendetwas im Maul. Es sah aus wie ein Stück altes Fleisch oder vielleicht irgendein Knochen. Ach du meine Güte, dachte er, das ist irgendein totes Tier. Der Bursche wird noch wochenlang danach stinken.
    Jasper legte seine Beute vor Walkers Füßen nieder und setzte sich mit erwartungsvoll blitzenden Augen aufs Hinterteil. »Wenn du meinst, dass ich das da für dich werfe, dann bist du auf dem Holzweg, Junge.«
    Er sah hinab auf den Gegenstand, der vor ihm auf der Erde lag. Einen Moment lang musste er alle Anstrengung aufbieten, um das Grauen, das in ihm aufstieg, unter Kontrolle zu halten. Er zwang sich, genau hinzusehen und sich zu vergewissern, dass sein Verstand ihm keinen Streich spielte. Aber er hatte sich nicht getäuscht. Was da vor ihm auf der Erde lag, war ein menschlicher Fuß oder das, was davon übrig geblieben war. Die Form war nicht zu verkennen, obwohl das Fleisch größtenteils von den weißen Knochen verschwunden war. Was noch übrig war, war schwarz und eitrig. Vier Knochen ragten heraus, wo einmal die Zehen gewesen waren. Der fünfte Zeh hing schlaff und schwarz am Knochen, nur noch durch ein paar Fasern mit dem Fuß verbunden.
    Jasper wurde ungeduldig und sprang vor, um sich seine Beute zurückzuholen. Walker stieß ihn beiseite. »Weg mit dir, du blödes Vieh! Lass das liegen!«
    Er holte die Hundeleinen aus der Tasche und befestigte sie an den Halsbändern, warf einen letzten Blick auf den halb verwesten Fuß, um ganz sicher zu sein, dass er sich nicht geirrt hatte, und ging eiligen Schrittes am Bahndamm entlang in Richtung seines Hauses.
     
    Sam hatte sich nach Toms Anruf schnell wieder gefasst. Irgendwann musste sie sich ja wieder zusammenreißen, warum also nicht jetzt gleich. Lange Zeit stand sie unter der Dusche und ließ das warme Wasser über ihren Körper rinnen. Es beruhigte und besänftigte sie. Wäre das laute, beharrliche Klopfen an ihrer Haustür nicht gewesen, so hätte sie es noch stundenlang aushalten können. Sam schlang sich ein Handtuch um den Leib und ein zweites um den Kopf und stieg die Treppe hinunter, um zu sehen, wer die Frechheit besaß, sie in ihrer Freizeit zu stören. Als sie die Tür erreichte, presste sie ihr Auge an den Türspion und spähte hindurch.
    Draußen stand Edward Case und winkte ihr zu. Er war schon immer ziemlich unverschämt gewesen – Berufskrankheit, schätzte sie –, aber dieses Eindringen in ihre Privatsphäre war wirklich zu viel.
    Wütend riss sie die Tür auf. »Was zum Teufel haben Sie hier zu suchen, Ed? Sie kennen doch die Regeln! Kein Kommentar in dieser Phase der Ermittlungen, und schon gar nicht hier bei mir zu Hause.«
    Case sah sie einen Moment lang an, lüftete seinen Hut und lächelte. »Wie kommen Sie denn auf den Gedanken, dass ich hier bin, um mit Ihnen über den Mordfall Clarke zu sprechen? Vielleicht ist das ja ein rein privater Besuch.«
    Sam verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. »Lassen Sie den Blödsinn, Ed, und verschwinden Sie hier, bevor ich mich gezwungen sehe, Superintendent Adams anzurufen.«
    Case grinste. »Darf ich daraus entnehmen, dass man Sie mittlerweile dazu zwingen muss, unseren allseits beliebten Superintendent anzurufen, Dr. Ryan?«
    Die

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