Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
Vom Netzwerk:
»Die Sache hat nur einen Haken, Stan. Ich müsste dich auch in die Liste eintragen.«
    Sharman überlegte fieberhaft. »Und wie ist es mit Dr. Ryan?«
    Meadows lachte laut auf, bremste sich aber, als er merkte, wie sich die anderen Gäste nach ihm umdrehten. »Adams liest die Besucherliste jeden Tag. Was wird er wohl denken, wenn er den Namen seiner Exfreundin darauf sieht? Das haut nicht hin.«
    Sharman packte ihn am Arm. »Lass mich mit ihr reden. Uns fällt bestimmt ein legitimer Vorwand für sie ein, dort zu sein.«
    Meadows starrte ihn einen Moment lang an und versuchte sich darüber klar zu werden, ob sein alter Partner noch bei Trost war oder nicht. »Soll das heißen, du hast sie noch gar nicht gefragt? Woher zum Teufel willst du dann wissen, dass sie es überhaupt machen würde?«
    Sharman war sich selten einer Sache so sicher gewesen. »Sie wird es machen, glaub mir.«
    Meadows war noch nicht überzeugt. »Und sein Anwalt? Der müsste auch dabei sein.«
    »Dem sagen wir, dass wir glauben, über Informationen zu verfügen, die seinem Klienten aus der Patsche helfen könnten. Dagegen wird er sich sicher nicht sträuben. Komm schon, was sagst du?«
    Meadows trank lange. »Das ist verdammt gefährlich. Und was habe ich überhaupt davon?«
    »Du verhinderst, dass Adams und die ganze Polizei dastehen wie ein Haufen Idioten. Denk an den dritten Streifen, der ist dir dann sicher.«
    »Stan, wenn das schief geht, bringe ich dich um.«
    Sharman grinste seinen Freund an. »Was kann schon schief gehen?«
    »Wenn ich für jedes Mal, wenn ich diesen Spruch höre, ein Pfund bekäme, wäre ich ein reicher Mann.«
    »Wann machen wir’s?«
    Meadows überlegte einen Moment. »Vergewissere dich lieber erst einmal, ob Dr. Ryan überhaupt mitmacht.«
    »Und wenn sie mitmacht?«
    »Gib uns zwei Tage. Ich kenne ein paar von den Jungs in Lincoln. Vielleicht kann ich sie ohne Eintrag hineinschmuggeln. Auf die Weise hätte ich mich abgesichert, wenn es in die Hose geht.«
    Sharman lächelte und leerte sein Glas. »So hab ich das gern.«
    »Übrigens – diese Frage mit dem Segeln …«
    Sharman spitzte die Ohren. »Ja?«
    Meadows zuckte die Achseln. »Er segelt nicht.«
    Sharman lächelte. »Wusste ich’s doch.«
    Meadows hakte nach. »Du hast vermutlich keine Lust, mir zu sagen, warum ich ihm diese Frage stellen sollte?«
    Sharman hob abwehrend die Hand. »Verschaff uns Zugang nach Lincoln, dann wirst du schon sehen.«
    Damit war dieses Thema erst einmal abgehakt. Aber Meadows hatte noch eine Information im Ärmel. »Wusstest du, dass John Clarke für Wards Verteidigungskosten aufkommt?«
    Sharman war sprachlos. »Was? Nach allem, was passiert ist?«
    Meadows nickte. »Unglaublich, nicht? Offenbar ist er von Wards Unschuld überzeugt. Du stehst also nicht allein da.«
    »Überrascht mich, dass die Zeitungen noch nicht darauf gekommen sind.«
    »Das wird alles sehr verschwiegen gehandhabt. Männer wie Clarke kaufen sich ihre Privatsphäre, genau wie ihre Gerechtigkeit.«
    Sharman schüttelte für einen Moment seine Gedanken ab. »Was trinkst du?«
    Meadows sah sein leeres Bierglas an. »Einen doppelten Scotch.«
    »Du kriegst ein Bier, und damit basta. Der Rang verändert dich allmählich, weißt du das?«

6
    Die Fassade des Lincoln-Gefängnisses erinnerte Sam an ein mittelalterliches Schloss. Mit seinem riesigen Tor, zu beiden Seiten begrenzt von hohen Mauern und Türmen, zählte es zu den imposantesten Gebäuden in der Umgebung. Sam war keine Strafvollzugsreformerin, aber dieser Ort hatte etwas Düsteres an sich, das sie erschaudern ließ. Sicher, es gab schlimmere Orte, aber die Vorstellung, vierundzwanzig Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche in einem solchen Bau gefangen zu sitzen, jagte ihr einen Schauder über den Rücken.
    Meadows hatte sie um sieben zu der zweistündigen Fahrt nach Lincoln abgeholt. Sie hatte sich nie besonders für Meadows erwärmen können und wusste, dass auch er sie nicht besonders mochte. Daher verbrachten sie die Fahrzeit größtenteils schweigend und wechselten nur hin und wieder höflichkeitshalber ein Wort. Als Sharman sie um diesen Einsatz gebeten hatte, hatte sie zuerst nein sagen wollen, doch nachdem sie ein wenig darüber nachgedacht hatte, wurde ihr klar, wie wichtig es war, zu Ward vorzudringen, und wenn Meadows sie stillschweigend dabei unterstützte, konnte es funktionieren. Sicherlich war es ein hohes Risiko, aber das allein war für Sam eher ein Anreiz. Was sie allerdings

Weitere Kostenlose Bücher