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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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»Nein, ich finde mich auch so zurecht«, meinte er.
    Er versteckt sich hinter Witzen, dachte Sam, aber davon ließ sie sich nicht beirren. »Wie steht es mit Segeln? Sind Sie je gesegelt?«
    Ward und Appleyard wechselten einen Blick und sahen dann Meadows an. Ward lächelte ihn an. »Hallo, Seemann?«
    Sam spürte Zorn in sich aufsteigen. »Das ist eine ernst gemeinte Frage, Graham. Antworten Sie bitte.«
    Er starrte Sam einen Moment an, griff in die Zigarettenschachtel, die Meadows ihm gegeben hatte, und steckte sich eine neue Zigarette an. »Nein, ich bin noch nie gesegelt. Ich hasse Boote und kann nicht schwimmen. Haben Sie noch weitere dumme Fragen oder soll ich Detective Inspector Meadows bitten, die Vernehmung zu beenden?«
    Sam beschloss, ihre Karten auf den Tisch zu legen, bevor das ganze Unternehmen an gereizten Nerven scheiterte. »Die Person, die Sophie Clarke an ihr Bett gefesselt hat, kannte sich gut mit Knoten aus. Sie benutzte einen Rundtörn und zwei Mastwürfe. Diese Knoten werden fast nur von Seeleuten angewendet. Man muss lernen, wie man sie macht. Solche Knoten benutzt niemand, der nicht über ein gewisses Spezialwissen verfügt.«
    Nun war sich Ward sicher, dass sie es ernst meinte. Zum ersten Mal seit seiner Verhaftung schien es einen Funken Hoffnung zu geben. »Tut mir Leid«, entschuldigte er sich.
    Nun, wo er sich etwas bereitwilliger zeigte, wagte Sam die nächste Frage. »Hatten Sie ein Verhältnis mit Mrs. Clarke?«
    »Nein.«
    Sie war überzeugt, dass er log. Aber wie sie ihn dazu bringen konnte, die Wahrheit zu sagen, wusste sie im Moment nicht. »Wie ich höre, kommt John Clarke für Ihre Verteidigungskosten auf?«
    Ward sah Appleyard an, der die Achseln zuckte, wie um seine Unschuld zu beteuern.
    »Und wenn dem so wäre?«
    »Das wäre eine sehr großzügige Geste.«
    Ward blickte auf und blies eine Rauchwolke zu der nikotingelben Zimmerdecke empor. »Das ist es wohl. Er ist ein großzügiger Mann.«
    »Demnach läge es nahe, dass Sie nichts tun wollen, womit sie ihn vor den Kopf stoßen könnten. Zum Beispiel, indem Sie zugeben, ein Verhältnis mit seiner Frau gehabt zu haben?«
    Er überlegte einen Moment. »Nein, aber da ich ohnehin keines hatte, ist das ja auch kein Thema, nicht wahr?«
    Sam lehnte sich zurück und dachte nach. »Es wird nicht genügen, Graham.«
    Er sah sie an. »Was wird nicht genügen?«
    »Diese Kleinigkeit mit den Knoten. Sie werden möglicherweise den Rest Ihres Lebens hinter Gittern verbringen. Der Gedanke würde jeden fertig machen. Für einen intelligenten Menschen wie Sie muss er die reine Hölle sein.«
    Sie sah ihm an, dass sie zu ihm durchgedrungen war. Es war ein Unterschied, ob ein Polizist so etwas sagte oder ein neutraler Außenstehender. Die Polizei muss das sagen; es gehört zu ihren Vernehmungstaktiken. Wenn es aber jemand anderes sagt, jemand, der nichts dabei zu gewinnen hat, ist die Chance größer, dass die Botschaft ankommt.
    Ward sah Appleyard an, der keine Regung zeigte. Dann wandte er sich wieder Sam zu. »Gibt es wirklich keinen anderen Weg?«
    Sie schüttelte den Kopf und setzte nach. »Ich glaube nicht. Hatten Sie ein Verhältnis mit ihr?«
    Er inhalierte tief. »Das wird John sehr verletzen. Gibt es einen Weg, um das zu verhindern? Er ist immer ein guter Freund gewesen.«
    Sam sah Meadows an, der bedächtig den Kopf schüttelte. »Wenn es eine Rolle bei Ihrer Verteidigung spielt, wird er es unweigerlich erfahren. Tut mir Leid.«
    Ward lehnte sich zurück und suchte verzweifelt nach einem Ausweg aus seiner Zwangslage. Doch er wusste, dass es keinen gab. Wenn er seine Chancen verbessern konnte, indem er die Affäre zugab, dann würde er sich angesichts der Alternative, entweder einem Freund wehzutun oder lebenslänglich hinter Gitter zu wandern, für das Erstere entscheiden müssen. Er blickte wieder auf zu Sam. »Okay. Ja. Ich hatte ein Verhältnis mit Sophie.«
    Sie unterdrückte ein Lächeln. Ein bisschen fühlte es sich an wie ein Sieg, aber leider war es nur ein vermeintlicher Sieg.
     
    Sharman beschloss, Sid Booth diesmal unter falschem Namen im örtlichen Büro des CIS anzurufen, statt sich noch einmal auf irgendeiner Beerdigung mit ihm zu treffen. Er nannte ihm den Namen und die anderen Einzelheiten, die auf der Rückseite der Uhr zum Vorschein gekommen waren, und bat ihn, die Informationen zu überprüfen. Wenn man etwas identifiziert hatte, gab es immer eine Chance, herauszufinden, woher das betreffende Objekt stammte. Die

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