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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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Dies durfte nicht irgendeine Büste werden, die mehr oder weniger so aussehen mochte wie die Person, nach der sie geformt war. Das Mädchen war darauf angewiesen, dass er sie zurückholte. Es musste absolut perfekt werden oder er konnte es vergessen. Er betrachtete noch einmal den Umriss, dann griff er nach dem nächsten Messer und rammte es hart von oben in den Kopf.
     
    Sam traf frühzeitig im Labor in Scrivingdon ein, da sie hoffte, mit Marcia sprechen zu können, bevor die restliche Belegschaft auftauchte. Obwohl sie immer einen Vorwand für ihre Anwesenheit auf Lager hatte, war es besser, wenn so wenig Leute wie möglich mitbekamen, dass sie zusammen an etwas arbeiteten. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war, noch einmal in Trevor Stuarts Büro beordert zu werden. Als sie in den Parkplatz einbog, bereute sie bereits, so früh aufgestanden zu sein. Sie hatte eine der schlimmsten Nächte hinter sich, an die sie sich erinnern konnte. Kaum war sie nach Hause gekommen, war sie in Tränen ausgebrochen, und erst wenige Stunden bevor sie aufbrach, um sich mit ihrer Freundin zu treffen, hatte sie wieder aufgehört zu weinen. Sie klappte den Schminkspiegel in ihrem Wagen hinunter und musterte ihr Gesicht. Keine Chance, zu verbergen, dass es ihr dreckig ging. Ihre Augen waren verquollen und rot, und in ihrem Gesicht schien es mehr Straßenbahnlinien zu geben als in San Francisco. Sie trug noch etwas Make-up um die Augen auf und hoffte, dass Marcia nichts bemerken würde.
    Nachdem sie sich in die Besucherliste eingetragen hatte, ging sie die Korridore entlang zu Marcias Labor. Sie wurde bereits erwartet und Marcia hatte schon einen Becher Kaffee für sie bereit.
    »Du siehst beschissen aus, wenn ich das mal sagen darf. Schwere Nacht gehabt?«
    Sam nickte. »Rebecca ist schwanger.«
    Marcia reichte ihr den Kaffee. »Wie zum Teufel hast du das denn herausgefunden?«
    Sam sah sie viel sagend an und Marcia begriff sofort.
    »Nein! Sag nicht, er hat es für nötig gehalten, zu dir zu kommen und es dir persönlich zu sagen?«
    »Ganz so war es nicht, aber so ähnlich.«
    Marcia nahm einen kräftigen Schluck Kaffee und schüttelte den Kopf. »Wenn ich bedenke, dass ich den Mann einmal gut leiden konnte.«
    »Es war nicht allein sein Fehler«, sagte Sam schuldbewusst.
    Doch Marcia wollte nichts davon hören. »Und ob es das ist. Du wärst mit Stan Sharman besser dran.«
    Sam lächelte. »Ich nehme aber kein Geld dafür.«
    Nun musste Marcia lächeln. »Vielleicht solltest du das. Wahrscheinlich würdest du ein Vermögen machen. Wenigstens ist er offen und ehrlich.« Sie ließ sich ihre letzten Worte noch einmal durch den Kopf gehen. »Na ja, jedenfalls für einen Bullen.«
    Die beiden Frauen lachten leise und Sams Stimmung begann sich zu bessern. Wie Marcia es schaffte, wusste sie nicht, aber es gelang ihr immer wieder, sie aufzuheitern. Das war vermutlich einer der Gründe, warum sie schon so lange Freundinnen waren.
    Während Sam an ihrem Kaffee nippte, holte Marcia die Uhr hervor und schwenkte sie am Armband herum.
    »Jedenfalls habe ich gute Nachrichten. Wir haben Glück mit der Uhr.«
    »Sei ein bisschen vorsichtiger, Marcia, das ist im Moment unser einziges greifbares Beweisstück, das uns helfen könnte, das Mädchen zu identifizieren.«
    Marcia lächelte. »Immer dieses Genörgel.« Sie trat mit der Uhr an die Arbeitsplatte und legte sie mit dem Ziffernblatt nach unten hin, bevor sie mit ihrer Erläuterung begann.
    »Zuerst habe ich es mit ultraviolettem Licht versucht. Damit konnte ich die Inschrift teilweise sichtbar machen, aber nicht vollständig. Schau her …« Marcia platzierte eine UV-Lampe über der Uhr und schaltete sie ein. Auf der Rückseite wurden einige Buchstaben sichtbar, die zuvor nicht zu erkennen gewesen waren. »Siehst du das?« Sie zeigte Sam die Buchstaben Ü, B und E, die auf einer Seite der Uhr auftauchten, und dann S und A, die auf der anderen Seite erschienen. Weiter unten entzifferten sie ein R und ein T sowie ein E und ein R. Auf beiden Rändern der Uhr befand sich dasselbe Muster. Nachdem sie Sam die sichtbar gewordenen Buchstaben gezeigt hatte, trat sie zurück. »Was hältst du davon?«
    Sam sah ihre Freundin neugierig an. »Großartig, aber das bringt uns noch nicht weiter. Es ist nur ein Durcheinander von Buchstaben.«
    »Ich bin noch nicht fertig. Da es nur ein Durcheinander von Buchstaben war«, sagte sie mit einem viel sagenden Blick zu ihrer Freundin, »habe ich die Uhr nach

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