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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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Sam vorbei zu Meadows hinüber. »Und zwar auf die gute alte Art, keine Extras.«
    Meadows sah ihn gleichgültig an und sagte nichts.
    »Haben Sie in ihr ejakuliert?«
    Ward nahm sich seine vierte Zigarette und zündete sie an. Ohne das Päckchen auf dem Tisch aus den Augen zu lassen, antwortete er: »Ja, mehr als einmal.«
    Sam wusste, dass es eine heikle Frage war, aber sie musste sie stellen. »War das nicht ein bisschen gefährlich?«
    Ward sah sie argwöhnisch an. »Warum denn?«
    »Na, haben Sie keine Kondome benutzt?«
    »Sie nahm die Pille und wir waren beide ziemlich sicher, dass wir keine Gefahr füreinander darstellten. Außerdem ist es ohne schöner.«
    »Ich dachte, Mr. Clarke hätte auf Kinder gehofft?«
    »Hat er wohl auch. Sie wollte auch Kinder von ihm haben, nur nicht schon so bald. Wie gesagt, unsere Beziehung war nicht auf lange Dauer angelegt.«
    »Wann verließen Sie sie?«
    »Gegen Mitternacht.«
    Er sinnierte einen Moment lang vor sich hin, als versuchte er, sich genau daran zu erinnern. »Es ging ihr gut. Sie war ein bisschen nervös, aber sonst gut drauf.«
    »War der Hausmeister schon wieder zurück?«
    Er überlegte wieder. »Keine Ahnung. Gesehen habe ich ihn nicht. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass bei ihm Licht gebrannt hätte.«
    »War sie angezogen?«, fuhr Sam fort.
    »Nein«, erwiderte Ward. »Sie hatte nur ein seidenes Pyjamaoberteil an …« Er verstummte, während seine Gedanken wieder zu der Mordnacht zurückwanderten. Seine Züge wurden weich. »Sie sah wunderbar aus.«
    Sam überlegte, was sie als Nächstes fragen sollte. »Sind Sie sicher, dass niemand sonst im Haus war, als Sie gingen?«
    Er schüttelte langsam den Kopf, während er in Gedanken jede Einzelheit jener Nacht durchging wie eine Videokamera, die in Zeitlupe nach dem richtigen Bild sucht. Doch da war nichts. Schließlich sagte er entschieden: »Nein, es war niemand zu sehen.« Dann setzte er hinzu, als wäre es ihm gerade noch eingefallen: »Nur eine Sache …«
    »Was?«, fragte Sam wie aus der Pistole geschossen.
    Ward zögerte wieder. Er war unsicher, ob es überhaupt von Bedeutung war. »Irgendetwas machte ihr ziemlich zu schaffen.«
    »Was denn?«
    Er runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich weiß nicht, aber ich hatte den Eindruck, sie war aus irgendeinem Grund nervös.«
    »Hatte sie Angst vor ihrem Mann?«
    Ward schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, auf keinen Fall. John könnte keiner Fliege etwas zuleide tun. Er ist eher ein Maulheld, wenn Sie verstehen, was ich meine. Nein, es war etwas anderes, oder jemand anderes.«
    Sam seufzte tief. »Aber Sie haben keine Ahnung?«
    Er zuckte wieder die Achseln. »Wenn ich eine Ahnung hätte, würde ich es Ihnen sagen.«
    Sie wusste, dass er die Wahrheit sagte. Was konnte dahinter stecken? Vielleicht würde ihr Besuch bei Andy Herman, Sophie Clarkes Therapeuten, darüber Aufschluss geben.
    Zumindest hatte sie jetzt einer Erklärung für das Ergebnis des DNS-Tests. Jetzt musste sie nur noch beweisen, dass sie freiwillig miteinander geschlafen hatten und dass Ward die volle Wahrheit sagte.
    Wenn schon die Fahrt nach Lincoln schlimm gewesen war, so war die Rückfahrt noch schlimmer. Sam holte sich am Kiosk eine Zeitschrift, sodass die Konversation voraussichtlich noch spärlicher ausfallen würde als zuvor. Unter dem Vorwand, allergisch gegen Plastik zu sein, bat sie Meadows, die Hülle von dem Heft für sie zu entfernen.
    Meadows kam das Schweigen nur recht. Er brauchte keine Zerstreuung; es gab genug Dinge, über die er sich Gedanken machen musste. Er kam sich vor, als säße er zwischen zwei Stühlen. Auf der einen Seite war die Information, die Ward Sam gegeben hatte, hoch interessant und erklärte, wie sein Sperma in ihren Körper gekommen war, andererseits konnte es aber auch sein, dass er log. Immerhin hatte er an den langen Tagen in seiner Zelle reichlich Zeit gehabt, sich etwas auszudenken. Leute wie Ward dachten in ihren Zellen viel nach. Wahrscheinlich hatte er auch von den anderen Inhaftierten Ratschläge bekommen. Trotzdem bot es einen Ansatzpunkt für seine Verteidigung und er, Meadows, war mitverantwortlich dafür. Was Adams wohl dazu sagen würde? Allmählich bereute er es, dass er auf Sharman gehört hatte. Dennoch waren Zweifel in ihm erwacht, ernsthafte Zweifel an Wards Schuld. Außerdem war da noch die Sache mit den Knoten. Das war es also gewesen, was Sharman ihm nicht hatte erzählen wollen. Wenigstens musste er den Mistkerl jetzt nicht

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