Der fremde Pharao
hast das Verbrechen des Verrats begangen und hast dich binnen vier Monaten bei dem Befehlshaber unserer östlichen Festung Sile einzustellen, wo du auf unbestimmte Zeit als einer von Ägyptens Verteidigern dienen sollst. Deine Nomarchen werden dir entzogen. Dein Besitz und all deine Güter sind von nun an Khato. Sie fallen an die Krone zurück. Ahmose Tao, du stellst dich bei dem Fürsten und Nomarchen von Kusch, Teti-en, ein, der dir einen Posten im Kampf gegen die wilden Stämme zuweisen wird, die sich weigern, Ägyptens Gesetzbarkeit anzuerkennen. Tetischeri, für dich steht in meinem Harem in Ta-sche eine Wohnung bereit. Dorthin darfst du dich zurückziehen und kleine Arbeiten verrichten, wie sie der Hüter der Tür für dich hat. Aahmes-nofretari, du bist gleichermaßen aus den Augen deiner Familie verbannt. Du und dein Sohn, ihr reist ins Delta, wo ich höchstpersönlich für eine passende Heirat sorgen werde, doch nicht mit Ägyptens Adel. Tani, du wirst als Ehrengast mit mir nach Norden reisen. Du wirst in Auaris jeden Luxus genießen. Ich möchte dich nicht unglücklich machen.« Tanis Nägel bohrten sich jäh in Kamoses Handfläche, und Kamose verzog das Gesicht, obwohl er sich sofort um Beherrschung bemühte.
Apophis setzte sich. Die Menge rührte sich. »So lautet das Urteil«, fuhr Apophis jetzt freundlicher fort. »Ich habe Milde walten lassen. Ihr verdient den Tod, aber um eures altehrwürdigen Geschlechts willen schenke ich euch das Leben. Ihr werdet euch jedoch bei Todesstrafe nicht wieder sehen oder in Verbindung miteinander treten. Ich erhalte nämlich regelmäßig Bericht über euer Betragen.«
»Majestät«, unterbrach ihn Kamose, und dabei spürte er, wie Tanis Hand heftig in seiner zitterte, »vielleicht ist dir nicht bewusst, dass meine Schwester Ramose von Chemmenu versprochen ist. Sie ist bereits verlobt. Nicht einmal ein König darf dieses Band durchtrennen.« Apophis schien sich nicht an Kamoses Kühnheit zu stoßen. Er lächelte schmal.
»Die Aussicht auf diese Heirat hat sich seit langem zerschlagen, und das weißt du«, tadelte er Kamose. »Ramose ist ein treuer Sohn Ägyptens, der sich nicht mit einer Verräterfamilie wie deine verbinden möchte. Teti hat eine andere Frau für ihn gefunden. Für seine Treue zu mir habe ich Teti zum Nomarchen von Waset und seinen Provinzen, über dieses Haus und deine Aruren gemacht. In vier Monaten werden er und sein Haushalt in Chemmenu aufbrechen. Aahotep, du wirst hier bleiben und deinem Verwandten so dienen, wie es ihm beliebt.« Kamose ließ Tanis Hand los.
»Nein!«, schrie er und trat einen Schritt vor. »Das ist nicht gerecht, das ist nicht recht! Töte uns, wenn es sein muss, aber gib unser Geburtsrecht nicht an einen Menschen wie Teti! Das ist eine Beleidigung jedes ägyptischen Edelmannes. Das Haus gehört uns, es hat uns gehört, seit es meine Vorfahren gebaut und den alten Palast verlassen haben!« Er wollte noch mehr sagen, wollte dieses hochfahrende, überhebliche Gesicht beschimpfen, das ihn unter dem Gewicht der Doppelkrone mit hochgezogenen Brauen ansah, doch die Vorsicht obsiegte. Keuchend und mit gebleckten Zähnen schwieg er endlich.
»Du hast deine Rechte verwirkt«, stellte Apophis klar. »Desgleichen dein Schutzgott. Ich weiß, dass der Hohe Priester Amuns dir seine Unterstützung und Amuns Segen gegeben hat. Der Gott wird in einen kleinen Schrein mitten in Waset umziehen. Wir möchten dem Volk nicht seinen Trost rauben. Amuns Tempel wird Sutech geweiht, und sein Bildnis wird darin thronen. Die Audienz ist beendet.«
Unverzüglich erhob sich die Menge, und schon schwirrten die erregten Gespräche. Der König hatte den Thron bereits verlassen und schritt durch die Tür, vor und hinter sich seine Würdenträger. Die Gemahlinnen gähnten und rutschten auf den Stufen unruhig hin und her, wollten unbedingt fort und das Mittagsmahl und gefälligere Kurzweil genießen. Kamose blickte sich um. Die Höflinge strömten in den Garten mit Ausnahme von Sobek-nacht, der mit ihnen fühlte und sie ansprach. »Es tut mir Leid, Fürst«, sagte er zu Kamose. »Sei versichert, dass ich mich jeden Tag darum bemühen werde, eure Urteile abzumildern. Es ist empörend, wenn Fürsten so behandelt werden, einerlei, was sie getan haben!« Kamose hatte dazu wenig zu sagen. Er dankte dem jungen Mann höflich, und der eilte davon und gesellte sich zu den anderen. Schon bald war niemand mehr im Saal, abgesehen von der Familie und ihrer Wache.
Tani warf
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