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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Luft, als er durch die verfallenen Räume zu der Treppe an den Frauengemächern ging. Die stieg er hoch, erreichte das Dach und ließ sich mit Absicht auf dem dunklen Fleck nieder, wo sein Vater oft geruht und wo man ihn so grausam überfallen hatte. Noch gab es keinen Schatten, doch die Sonne war auszuhalten. Jenseits der Mauer herrschte Leben und Treiben, der Garten wimmelte von dem vielfarbigen, flatternden Leinen der ruhelosen Höflinge. Ihre Unterhaltung drang als keineswegs unangenehmes Gesumm an sein Ohr. Auf dem Weg vom Garten durch den Laubengang zur Bootstreppe eilten Herolde und andere Beamte vom und zum Fluss.
    Geradewegs unter ihm, in einem Winkel des glutheißen Anwesens, wo Mauer auf Mauer stieß und sich ein wenig Schatten bot, rekelte sich ein Junge bei seinem Mittagsmahl und bemerkte den Mann nicht, der zu ihm hinuntersah. Bei dem Anblick musste Kamose lächeln, und sein Kummer ließ etwas nach. Ich brauche jetzt deine Weisheit, Vater, sagte er zu dem Geist des Mannes, der hier selbst so oft gesessen hatte, dass er noch gegenwärtig schien. Zeige mir andere Möglichkeiten auf. Sollen wir getrennt voneinander leben und Qualen leiden? Sollen wir sterben? Haben wir eine andere Wahl? Kamose stützte das Kinn in die Hände und schloss die Augen. Der königliche Wachposten ließ sich ergeben in den Schutt sinken und lehnte den Rücken an die bröckelnde Seite des Windfängers. Seine Aufgabe machte ihm überhaupt keinen Spaß.
    Dreizehntes Kapitel
    Am Spätnachmittag ließ der König Kamose holen. Der hatte mehrere Stunden tief in Gedanken auf dem Dach des alten Palastes verbracht und nachgedacht, während sich der Garten leerte und sich Lager und Pritschen in Haus und Zelten mit schlafenden Leuten füllten, und er war gerade auf dem Weg in die Zelle, die er mit Ahmose teilte, um sich zu waschen und die Kleidung zu wechseln, als Yku-didi ihn auf dem Flur anrief und ihn bat, ihm zu folgen. Gehorsam kam Kamose mit. Er war müde. Er hatte gehofft, Apophis würde nach Auaris zurückkehren, ohne ihn noch einmal privat zu sprechen.
    Er wurde in seine eigenen Gemächer gebeten, wo Apophis auf einem Stuhl neben dem zerwühlten Bett saß. Offensichtlich hatte er sich gerade vom Nachmittagsschlaf erhoben. Ein Rechteck aus weißem Leinen verhüllte seinen rasierten Schädel, wie es das Gesetz vorschrieb. Er trug einen kurzen, zerdrückten Schurz und sonst nichts. Ein Diener hatte den königlichen Fuß auf seinem Schoß und bemalte die Sohle sorgfältig mit hellrotem Henna. Apophis trank einen Schluck Wasser. Auf dem Tisch neben ihm lagen seine Ringe und das königliche Siegel. »Fürst Kamose, Majestät«, meldete der Herold, verbeugte und entfernte sich. Apophis winkte. Kamose näherte sich mit gebeugtem Rücken und den Händen auf den Knien, dann machte er seinen Fußfall. Apophis gestattete ihm, sich zu erheben.
    »Ich möchte morgen ins Delta zurückkehren«, sagte der König. »Unseligerweise geht der Fluss noch zu hoch für eine wohlbehaltene Reise, also muss ich mich mit Sänfte und Wüste abfinden, aber ich kann nicht länger verweilen. Ich habe dich rufen lassen, weil ich mich vor meinem Aufbruch überzeugen möchte, dass du deine Lage völlig verstanden hast.« Sein Diener legte den hennaroten Pinsel beiseite und fächelte jetzt den königlichen Fuß, damit er trocknete. Apophis warf Kamose unter der Kopfbedeckung aus erlesenem Leinen einen forschenden Blick zu, dann verzog sich seine Miene zu einem Lächeln. »Hast du noch Fragen, Fürst?«
    »Majestät, ich bitte dich, überlege noch einmal, ob du Tani mitnimmst«, sagte Kamose. »Sie ist noch sehr jung und noch nie von ihrer Familie getrennt gewesen. Sie …« Apophis gebot ihm mit einer Bewegung der gerade mit Henna bemalten Hand Schweigen.
    »Sie zählt sechzehn Lenze, ist eine Frau und imstande, ihre Pflicht ihrem König gegenüber zu erfassen«, entgegnete er. Sein Lächeln wurde breiter. Er weiß sehr wohl, dass ich ihren wahren Status kenne, dachte Kamose. »Meine Ratgeber haben mir angeraten, euch alle hinzurichten«, fuhr der König fort. »Du wirkst nicht gerade dankbar für meine Milde.«
    »Ich könnte mir denken, dass nur Setiu-Ratgeber die Hinrichtung empfohlen haben, Göttlicher«, sagte Kamose leise. »Und ich könnte mir auch denken, dass die ägyptischen Beamten bei der Vorstellung entsetzt waren und dich um deiner eigenen Sicherheit willen vor einer solchen Tat gewarnt haben. Das war weise.« Das Lächeln verschwand von Apophis’

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