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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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»Mein Großvater war Sandalenträger des Königs und hat ihm stets aufgewartet. Ich jedoch verrotte in der Provinz, auch wenn ich den Süden noch so sehr liebe.«
    »Ich kann nicht leugnen, dass eure Begabungen hier brachliegen, und falls mein Vater nicht erkannt hat, warum das so ist, ich sehr wohl«, fiel ihm Kamose gleichermaßen heftig ins Wort. »Ich brauche sie, ihr Fürsten! Verbindet euer Geschick mit meinem, ich bitte euch.«
    »Ich wiederhole«, sagte Anchmahor sanft, »du verlangst zu viel. Wir haben ja nicht nur hier Besitz, sondern auch Weideland im Delta, so wie du früher. Falls wir verlieren, wird Apophis alles einziehen. Es gehört sich nicht für ägyptische Fürsten, auf ihr Geburtsrecht zu verzichten, denn ihre Söhne werden sie verfluchen, und sie werden in Vergessenheit geraten.« Kamose war das unaufdringliche ›wir‹ durchaus nicht entgangen. Er betonte es noch.
    »Aber wir geraten allesamt in Vergessenheit«, stellte er klar. »Langsam, aber sicher bringen die fremdländischen Ratgeber und Angehörige des ägyptischen Adels, die zu den Setius halten, die Macht an sich, die einst uns gehört hat. Ihr habt nichts zu verlieren, wenn ihr mit mir kämpft, und falls ich gewinne, wird man euch nicht vergessen.«
    »Unsere edlen Brüder haben sich zu weit vorgewagt, als sie Apophis Treue geschworen haben«, bestätigte Iasen. »Wir haben Tributabmachungen unterschrieben, aber wir haben dem König nichts geschworen. Ich denke, wir können dich unterstützen, ohne dass wir damit unsere Ehre beflecken.« Es sollte dir eine Ehre sein, Ägypten wieder der Maat zu unterstellen, dachte Kamose bei sich, doch laut sagte er:
    »Wenn ich meine Landsleute richtig einschätze, so sind ihre Schwüre einem Fremdländer gegenüber mehr Schein als Sein. Solange die Setius sie reich machen, reden sie sich ein, dass sie zufrieden sind, aber ich glaube, dass sich unter dieser Zufriedenheit große Unrast verbirgt. Ich rede offen mit euch, ihr Fürsten. Falls ich ihnen mit euch zusammen gegenüberstehe, ihr, die meinem Anspruch nicht nur Glaubwürdigkeit, sondern auch Gehorsamkeit und Treue schenkt, wie sie Ägyptens ältestem Adelshaus gebührt, kann ich ihre Ergebenheit für eine richtige Maat wieder beleben und ihre Unterstützung bekommen.«
    Er wollte ihnen keine hohlen Komplimente machen, und das wussten sie. Ihre zurückhaltenden Mienen entspannten sich, denn sie spürten, dass er ihnen echte Achtung entgegenbrachte. Fürst Machu rümpfte zierlich die Nase. Intef warf Mesehti einen scheelen Blick zu, dann deutete er auf Hor-Aha. »Dieser Mann mag ja Medjai sein, aber er ist kein Ägypter. Für Fürsten von Geblüt gehört es sich nicht, sich jemandem von niedrigerer Stellung, ganz zu schweigen von minderer Nationalität, zu beugen, sei es in der Schlacht oder sonst wo.« Ahmose lachte.
    »In unserer Lage können wir uns nicht viel um Protokoll und Vorrang kümmern«, sagte er. »Hier regiert nur Können, Intef. Aber wenn es jemand für seine Dienste, Treue und schlicht für seine Gerissenheit verdient, in den Adelsstand erhoben zu werden, dann Hor-Aha. Na, Kamose?« Kamose knurrte. Das hätte ich schon vor langer Zeit tun sollen, dachte er. Ahmose hat Recht. Hor-Aha ist nicht habgierig genug, und ich bin zu selbstsüchtig gewesen. Er wandte sich an seinen General und suchte seinen Blick, in dem er eine Spur Belustigung und ein winziges Lächeln sah.
    »Hor-Aha, bist du gewillt, einen Titel zu führen?«, fragte er leise. »Der bedeutet die endgültige Bindung an mich und dieses Land, etwas, was stärker ist als deine Stammesschwüre.« Hor-Aha nickte.
    »Fürst, ich brauche keinen Titel, wenn ich dir dienen soll«, antwortete er gleichermaßen leise, so als ob er und Kamose in eine private Unterhaltung vertieft wären. »Aber dein Bruder hat Recht. Ich verdiene ihn. Die Ländereien, Dienerschaft und Vorteile, die dazugehören, nehme ich mir später.«
    »Sehr gut. Bitte, steh auf.« Dem kam Hor-Aha behände nach, während Kamose auf ihn zutrat und ihn feierlich an Stirn, Schulter und Herz berührte. »Hor-Aha, General«, sagte er dazu. »Ich mache dich für alle Zeit zum Erpa-ha, Erbfürsten von Waset und ganz Ägypten, dich und nach dir deine Söhne. Ich, Kamose, König von Ägypten, Geliebter des Amun, Sohn der Sonne, will es so.« Hor-Aha kniete nieder und küsste Kamose die Füße.
    »Ich werde mich bemühen, mich dieser Ehre würdig zu erweisen, Majestät«, sagte er.
    »Steh auf«, befahl Kamose. »Du bist

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