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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Sohn haben!«, fuhr Ahmose nachdrücklich fort. »Einen Horus-im-Nest, sodass ich, falls erforderlich, nur Regent werde, aber nicht König!«
    »Ahmose, diese Sache wollte ich schon lange mit dir besprechen«, sagte Kamose, drückte Ahmoses Arm und ließ ihn wieder los. »Ich möchte, dass du Aahmes-nofretari heiratest. Du kennst die Gründe dafür, und du verbringst viel Zeit mit ihr, und sie scheint Zutrauen zu dir zu haben. Würde dir das sehr schwer fallen?« Ahmose setzte sich wieder in Bewegung, und Kamose schritt neben ihm aus.
    »Überhaupt nicht«, erwiderte Ahmose. »Ich will sie, aber rechtens steht sie dir zu. Ich wollte nichts sagen, ehe du dich nicht entschieden hattest, ob du deine dynastische Pflicht erfüllen willst oder nicht. Da du nicht willst, tue ich es an deiner Stelle.«
    Er versteht alles, dachte Kamose erleichtert. Ich brauche nichts mehr zu sagen. Sie schwiegen jetzt, ließen sich von der Schönheit des Abends gefangen nehmen und schlenderten nebeneinanderher, bis die dunkelgoldenen Lichter von Waset in Sicht kamen.
    Vierzehntes Kapitel
    In der kühlen Stille der Morgendämmerung brachen Kamose und Ahmose in der Barke auf, begleitet von Ipi und einer Abordnung ihrer Leibwache. Der Fluss ging hoch, und anfangs mussten die Ruderer gegen eine starke Strömung anrudern, die unter dem Boot hindurchrauschte und -gurgelte; doch während es heller und heller wurde, erhob sich ein Wind aus Norden, und sie kamen leichter voran. Mesehti, Intef und die anderen scharten sich auf Polstern unter dem sich blähenden Sonnensegel an der Kabine, Ahmose saß mit gekreuzten Beinen neben ihnen, doch keiner sprach. Kamose lehnte an der Reling und richtete den Blick auf das vorbeigleitende Ufer, seine Aufmerksamkeit galt jedoch den Männern hinter ihm, die, wie er meinte, nicht wegen des reichlichen Weingenusses am letzten Abend auf Aahoteps bescheidenem Fest so stumm und reglos waren. Sie hatten Angst, jeder wägte im Stillen ihre verzweifelte Lage ab, dachte vielleicht mehr an das, was er verlieren konnte, als an die noch ungewissen Belohnungen, die ihm durch das neue Bündnis winkten. Kamose selbst hatte auch Angst, doch seine Angst war ein wohl bekannter Gefährte, und er schaffte es, sie zu begrüßen und sich dann von ihrem grauen Antlitz abzuwenden.
    Hor-Aha stand neben ihm, und die stille Unterstützung des Medjai war ihm ein Trost. »Hast du den Bürgermeister von Pi-Hathor von unserem Kommen benachrichtigt, Majestät?«, fragte Hor-Aha irgendwann. Kamose schüttelte den Kopf und spürte, wie sich das Lapislazuli-Pektoral, das sein Goldschmied geliefert hatte, warm auf seiner nackten Brust bewegte. Seine Hände fassten danach, liebkosten seine glatten Rundungen. Unten kniete Heh, der Gott der Ewigkeit, auf dem Heb-Zeichen. Er hielt die langen, gekerbten Palmenrippen in den ausgestreckten Händen, die die Seiten des Schmucks bildeten und viele Jahre symbolisierten. Um den Hals trug er den Anch, das Lebenssymbol. Über Hehs Kopf stand der Name Kamose in der Königskartusche, umgeben von den Flügeln der Göttin Hech-bet, Göttin der Furcht und geierköpfige Schutzgöttin der Könige des Südens, und die war verschlungen mit Wadjet, Flammengöttin und Schlangengöttin des Nordens, die jeden mit Gift bespritzte, der es wagte, die geheiligte Person des Königs zu bedrohen. Das Ganze war aus Lapislazuli und in Gold gefasst. Zwischen Kamoses Schulterblättern, der einzigen Stelle, an der Dämonen den Körper angreifen konnten, hing das Gegengewicht, dieses jedoch aus lauterem Gold, ein Rechteck, auf dem Amun und Montu nebeneinander standen, die unbesiegbaren Beschützer vor Angriffen der barbarischen Setiu-Götter. Darüber bog sich die zarte Feder der Maat.
    »Nein«, antwortete er, und seine Hand schloss sich um die Symbole seiner Hoffnung. »Sie sollen nichts von meiner Absicht ahnen. Es ist besser, wenn wir sie überrumpeln und sie mit unserer ganzen gesammelten Hoheit blenden. Wir dürfen in Pi-Hathor nicht versagen, denn wenn wir das tun, beginnen die Fürsten ihren Dienst bei mir noch zögernder als jetzt schon, und schlimmer noch, ich muss nach Norden fahren mit einem Feind im Rücken, der mir möglicherweise Ärger macht. Kein sehr starker Feind, aber selbst ein winziger Dorn kann einen bösen Kratzer verursachen.«
    »Ich mache mir auch Sorgen wegen Pi-Hathor«, nahm Hor-Aha den Faden wieder auf. »Es ist zu nahe bei Waset gelegen. Was ist, wenn der Bürgermeister auf die Idee kommt, unsere Stadt

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