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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Hinrichtung der Setiu-Krieger ist ein Jammer.«
    »Hatte ich eine andere Wahl?«
    Hor-Ahas weiße Zähne blitzten kurz auf. »Nein. Aber ich habe es gar nicht gern, wenn man gute Männer vergeudet.«
    »Bist du hungrig? Durstig?«
    Hor-Aha schüttelte den Kopf. »Ich bin sehr müde, Fürst, mehr nicht. Ich habe mit dem Priester gegessen, ehe sein Diener seine Sachen zusammengepackt hat und sie in den Tempel zurückgekehrt sind. Dann ziehen wir also wieder in den Krieg?«
    Kamose deutete auf einen Schemel. Er selbst setzte sich auf die Bettkante und sah zu, wie sich die schlanke Gestalt vorbeugte. Hor-Aha seufzte vor Erleichterung.
    »Ja. Lass mich kurz erzählen.« Rasch legte er ihm in groben Zügen seine Strategie dar und musterte Hor-Ahas Miene nach Zustimmung oder Bedenken. Als er geendet hatte, saß der General sehr still da und überlegte. Dann nickte er.
    »Du hast keine andere Wahl«, sagte er. »Der Augenblick der Entscheidung naht. In Seqenenres Schlacht sind viele Medjai gefallen, aber wenn ich einen Medjai zusammen mit einem ägyptischen Offizier losschicke, sollten wir weitere Rekruten bekommen. Wawat sehnt sich nach Ägyptens Schutz, denn wir leben unter der ständigen Bedrohung durch einen kuschitischen Einfall, und Apophis übersieht die Medjai, der verbündet sich lieber mit Teti-en in Kusch. Ein erfolgreicher Abschluss deines Krieges bedeutet Sicherheit für Wawat. Hast du schon Soldaten ausgehoben?«
    »Noch nicht. Ich habe auf dich gewartet.« Sie schwiegen kurz, und Kamose stellte fest, dass er seit vielen Tagen zum ersten Mal völlig entspannt war. Dann sagte Hor-Aha:
    »Es tut mir Leid, dass Prinzessin Tani in der Verbannung ist. Ich hätte an Apophis’ Stelle genauso gehandelt, aber grausam ist es trotzdem.« Kamose erhob sich, und schon stand auch Hor-Aha auf.
    »Geh und ruh dich aus«, empfahl Kamose. »Morgen gibt es viel zu tun.« Hor-Aha nahm seinen Umhang und schüttelte ihn tüchtig aus, dann warf er ihn um die Schultern.
    »Zuerst überprüfe ich die Kaserne«, sagte er. »Das Soldatendorf, das dein Vater gebaut hat, liegt das noch immer unbeschädigt auf dem Westufer, Fürst?«
    »Ja.«
    »Gut, dann bis morgen.« Als sich die Tür hinter dem General geschlossen hatte, legte sich Kamose wieder hin. Morgen, dachte er, und es durchfuhr ihn heiß. Ob das nun Aufregung oder Angst war, er wusste es nicht zu sagen. Morgen.
    Binnen zwei Monaten dümpelten die einhundert Binsenboote längs des Ostufers vor Anker, große, goldfarbene Boote, die so leicht waren, dass sie wenig Tiefgang hatten und den schrumpfenden Nil bis zum Hochsommer befahren konnten. Kamose hatte den Bootsbauern ohne Gewissensbisse sein Land übereignet, auch wenn seine Mutter verzweifelt geweint hatte, als er ihr erzählte, was er vorhatte. Sie, Tetischeri und Aahmes-nofretari, hatten ihre Kleinodien zusammengesucht und sie ihm in stummer Ergebung in ihr Schicksal ausgehändigt, als der aufgeweichte Boden wieder aus dem langsam zurückgehenden Wasser auftauchte. Kamose hatte die Kostbarkeiten für Getreide, Zwiebeln, Bier und Leinen aus dem vergangenen Jahr eingetauscht.
    Mit dem Aushebungsbefehl bewaffnet, bereisten seine Hauptleute Dutzende von Dörfern, führten die Bauern von den Feldern fort und befahlen ihren Frauen, sich um die Aussaat zu kümmern. Es gab nur wenig Protest. Wieder strömten Männer über den Nil, füllten die Kasernen und das Soldatendorf auf dem Westufer und mussten zum Schluss in Zelten wohnen, die überall in der Wüste aus dem Boden schossen. Kamose gab sich nicht mit Streitwagen und Pferden ab. Sein Feldzugsplan verließ sich fast ausschließlich auf die Schiffe, auf denen noch immer Bootsbauer emsig tätig waren, im hohen Bug hockten, die letzten Binsenbündel einfügten und über das Anbringen von Steuerrudern und Kabinen wachten.
    Die Medjai kamen in größerer Zahl als bei seinem Vater, und Kamose argwöhnte, dass Hor-Aha mit anderen Stämmen aus Wawat Abmachungen getroffen hatte, von denen er seinem Fürsten nichts erzählt hatte. Dafür war Kamose dankbar. Die wilden Wüstensöhne mochten das Wasser nicht und würden sich zweifellos nur zögernd und ängstlich einschiffen, doch wenn der Kampf begann, würden Zutrauen und Geschick schon zurückkehren.
    Kamose schickte weiterhin Rollen nach Norden, fürchtete sich aber vor möglichen Antworten, die irgendein Setiu-Herold oder Hauptmann brachte, den er dann dabehalten oder umbringen musste, doch Auaris schwieg. Auch von Ramose kam keinerlei

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