Der fremde Pharao
zurückgezogen, und dann fing er an, zu Amun zu beten.
Er betete um Tapferkeit in der Schlacht, um öffentliche Rechtfertigung seines Anspruchs als Amuns Inkarnation, um Gesundheit für seine Söhne. Er wollte gerade danken, als er erneut meinte, hinter sich ein Geräusch zu hören, dieses Mal klapperte ein Stück Ziegel, das sich gelöst hatte, die Treppe hinunter. Die Worte erstarben ihm auf den Lippen. Jäh überfiel ihn eine Vorahnung, seine Haare standen zu Berge, es lief ihm kalt über den Rücken, und dann überkam ihn eine schreckliche Gewissheit, während er sich umdrehte und ungelenk aufstand. Er vollendete die Bewegung nicht. Zwischen ihm und der schwarzen Treppe stürzte ein Schatten hervor, der verblassende Mondschein schimmerte matt auf dem Blatt einer Axt, und dann fuhr diese so schnell und wuchtig herunter, dass er nicht einmal mehr dazu kam, abwehrend die Arme zu heben oder einen Schrei auszustoßen.
Am östlichen Horizont war die Sonne bereits aufgegangen und vertrieb die grauen Schatten der Morgendämmerung, als Seqenenres Leibdiener an Unis Tür klopfte. Für gewöhnlich wurde der Fürst geweckt, gebadet und angekleidet, ehe der Haushofmeister geholt wurde, der seinen Gebieter dann zu den rituellen Waschungen Amuns begleitete, und Seqenenre hatte ihn angewiesen, dass er an diesem Morgen etwas früher als üblich geweckt werden wollte. Der Leibdiener hatte noch vor dem Morgengrauen unter Verbeugungen das Schlafgemach des Fürsten betreten und hatte nur eine friedlich atmende Aahotep vorgefunden, die fest schlief. Ängstlich weckte er sie und fragte, ob der Fürst schon ins Badehaus gegangen sei. Aahotep murmelte, sie wisse es nicht, und schlief wieder ein.
Und so suchte der Diener das Badehaus ab, dann kam ihm der Gedanke, der Fürst nähme vielleicht ein frühes Frühstück zu sich; daher eilte er in den Empfangssaal. Kamose und Si-Amun speisten gerade frisches Schatbrot und getrocknete Weintrauben, standen schweigend da und ließen sich bedienen. Tetischeri war auch zugegen und hatte die Überreste ihres Mahls vor sich stehen, sie war bereits geschminkt und mit Perücke, weil sie dem Heer Lebewohl sagen wollte. Der Diener befragte sie ängstlich. Seine Pflichten gingen nicht über die Arbeit im Schlafgemach hinaus. Doch sie antworteten zerstreut. Nachdem er das ganze Haus abgesucht hatte, ging er zu Seqenenres Haushofmeister.
Uni war bereits aufgestanden, trug einen Schurz, hatte gefrühstückt und wartete, dass ihn der Fürst zu sich rief. Seqenenre hatte ihm Anweisungen erteilt, wie das Haus während seiner Abwesenheit zu verwalten war, und sie hatten abgesprochen, was Uni zusammen mit Mersu tun sollte, falls das Heer des Königs käme, doch es gab in letzter Minute immer noch etwas zu besprechen, selbst wenn die Familie nur kurz verreiste. Uni hatte einen Schreiber holen lassen, der draußen auf dem Flur hockte und ihn und den Fürsten zum Tempel begleiten und, falls erforderlich, Notizen machen würde.
»Hast du in den Frauengemächern nachgesehen?«, fragte Uni, nachdem er sich das Problem des Leibdieners angehört hatte.
»Der Fürst wollte noch kurz Prinzessin Aahmes-nofretari aufsuchen.« Der Mann nickte. »Was ist mit den Hundezwingern? Du weißt doch, dass der Fürst seine Tiere liebt.« Der Diener hob die Hände.
»Gebieter, ich habe überall nachgesehen.« Uni überlegte. Vielleicht war der Fürst an diesem schicksalhaften Tag früh und allein zum Tempel gegangen. Vielleicht hatte Hor-Aha ihn wegen irgendeines militärischen Problems gerufen. Uni entließ den Diener.
»Isis soll die Fürstin holen, falls sie noch nicht aufgestanden ist«, befahl er, »und dann kannst du die Wäsche ins Waschhaus bringen und mit dem Saubermachen anfangen. Du brauchst für den Fürsten keine frische Wäsche herauszulegen.« Der Mann eilte davon, und Uni folgte ihm langsamer.
Sowie er das Ende des Flures erreichte, merkte er, wie hoch die Sonne bereits stand. Vom gegenüberliegenden Ufer kam der Lärm brüllender Männer und wiehernder Esel, denn dort stellte sich das Heer für den bevorstehenden Feldzug in Marschordnung auf. Als Uni aus dem Vorbau in den Garten trat, liefen Kamose und sein Bruder mit den Bogen über der Schulter vorbei, dass die Pfeile auf ihrem Rücken hüpften.
Aahmes-nofretari war im Garten und drehte sich um, als sich Uni näherte. Sie war in wehendes Leinen gekleidet, das ihre Schwangerschaft züchtig verbarg, hatte sich jedoch ein weißes Band um das glatt
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