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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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es immer so einen Aufstand, wenn uns der Einzig-Eine eine Aufforderung schickt? Ich bin müde und möchte ins Bett.« Seqenenre schenkte ihr ein mattes Lächeln. Aahmes-nofretari die Friedensstifterin, dachte er.
    Laut sagte er: »Ja, ich bestimme, was zu tun ist. Ihr könnt gehen, alle beide, es sei denn, du hast sonst noch etwas zu sagen, Si-Amun? Ich weiß, wie du in dieser Sache denkst, und nehme deine Meinung nicht auf die leichte Schulter. Du bist mein Erbe. Aber Kamose hat Recht. Der König lässt sich nicht durch den Tod von ein paar Tieren besänftigen. Wenn ich sie retten kann, dann tue ich das.« Si-Amun wandte das glatte, dunkelhäutige Gesicht dem Vater zu.
    »Ich bin nicht dumm«, entgegnete er bitter. »Ich verstehe durchaus. Aber Apophis ist König und Gott. Apophis ist allwissend und allmächtig. Wir schulden ihm Treue und Gehorsam.« Er zögerte und schob Aahmes-nofretaris Hand beiseite. »Anderenfalls«, so schloss er knapp, »vernichtet er uns.« Er stand auf, verneigte sich kurz vor seiner Großmutter und Seqenenre, legte den Arm um seine Frau, und dann verließen beide den Saal.
    Es herrschte eine kurze Stille. Die störte Seqenenre, als er zum nächsten Kohlenbecken ging und die Rolle auf die dunkelgolden glühenden Holzkohlen warf. »Tani soll doch nicht weinen«, sagte er tonlos. »Morgen diktiere ich einen weiteren Beweis meiner Spitzfindigkeit als Briefschreiber, und damit ist die Angelegenheit erledigt.«
    »Gut.« Tetischeri erhob sich und schwebte zur Tür. »Stört mich bitte morgen nicht vor Mittag, keiner von euch. Komm, Kamose. Du kannst mir vor dem Einschlafen noch vorlesen.« Kamose stand auf, wünschte seinen Eltern eine gute Nacht, und dann verschluckte das Dunkel die beiden.
    »Bleib heute Nacht bei mir, liebe Schwester«, bat Seqenenre leise. »Ich bin aus dem Gleichgewicht.« Aahotep verließ ihren Platz, ging zu ihm, schloss ihn in die Arme und legte den Kopf an seine nackte Brust.
    »Du musst nicht bitten«, murmelte sie. »Ist es nicht ermüdend, die Vertreter des Einzig-Einen zu empfangen, wo wir doch wissen, dass sie uns nur Ärger bringen? Thot hat dein Herz weise gemacht, lieber Mann. Du wirst einen guten Brief verfassen.«
    Er hob ihr Kinn, umschloss ihr braunes, warmes Gesicht mit seiner großen Hand und dachte, wie typisch ägyptisch ihre Züge doch sind: der volle Mund, die gerade Nase und die dunklen Augen. Sie war ein Jahr jünger als er, hatte sich jedoch trotz des Netzes zarter Fältchen um die Augen ihr jugendliches Aussehen und ihre Lebhaftigkeit bewahrt. Sie stammte aus einer kraftstrotzenden Familie, die zum niederen Adel gehörte und in Chemmenu, der Stadt Thots, regierte, tief in guter, ägyptischer Erde verwurzelt und langlebig war. Aahotep wird lange leben, überlegte er. Unter ihrem sinnlichen Fleisch ist sie aus Bronze, dem neuen Metall, das die Setius mit nach Ägypten gebracht haben. Luxus kann sie nicht verweichlichen. Ihr könnte der ganze Reichtum eines Königreiches gehören, und es würde sie nicht berühren.
    Und wie prächtig sie aussehen würde, dachte er, während sein Mund ihren suchte, mit einer Perücke aus goldenen Zöpfen, bekrönt von den Geierfedern Muts in Gold und Lapislazuli, ihre Brüste unter Pektoralen aus Jaspis und Gold! Das sind unkluge Gedanken und unvernünftige dazu, sagte er sich. Die Königinnenkrone trägt Apophis’ Erste Gemahlin. Da packte ihn die Verzweiflung, und er stöhnte auf und barg das Gesicht im Haar seiner Frau, das heruntergefallen war.
    Er schlief schlecht und stand kurz vor Tagesanbruch auf, vollzog sorgfältig die rituellen Waschungen, ehe er eine Sänfte holen ließ, die ihn zur Morgenandacht in den Tempel bringen sollte. Man trug ihn auf dem Uferpfad am Fluss entlang, und er ließ die Vorhänge offen und genoss die liebliche Morgenluft, die etwas feucht war und nach Erde und frischem Frühlingsgrün roch. Der Fluss war ruhig und grau und floss geräuschlos dahin. Im Gebüsch raschelten Vögel und kleine unsichtbare Tiere. Das Licht war farblos und klar, doch als seine Träger vom Fluss abbogen und an der Bootstreppe des Tempels vorbeigingen, erhob sich die Sonne schimmernd golden am östlichen Horizont, und als er dann ausstieg und auf den Tempelpylonen zuging, spürte er sie schon warm auf seinem Gesicht.
    Der Vorhof lag ruhig. Ein paar Tänzerinnen, die in Leinen gekleidet waren und sich leise unterhielten, drehten sich um und verbeugten sich, und er schenkte ihnen ein Lächeln, während er ins

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