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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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unter der Sonne schlief. Viele Soldaten hatten sich einfach auf die Erde gelegt und sich den Schurz über den Kopf gezogen.
    »Na schön«, willigte er schließlich ein. »Aber nicht den Arzt, Si-Amun. Er kann mir nicht helfen.« Si-Amun band ihn los und half ihm behutsam, sich auf den Boden des Streitwagens gerade außer Reichweite der Sonne zu legen. Seqenenre entspannte sich und seufzte. Dann sagte er: »Si-Amun, ich weiß, dass ich dich in große Gefahr bringe. Du solltest einen Krieger hinter dir haben, der kämpft, während du den Streitwagen fährst. Ich habe einen von den Tapferen des Königs angewiesen, dicht hinter uns zu bleiben, und wenn ich nicht mehr kann, soll er meinen Platz einnehmen. Du musst mich auch nicht unter Lebensgefahr für dich beschützen, Si-Amun. Einverstanden?« Si-Amun wandte den Kopf. Er lag neben seinem Vater, ihre Arme berührten sich. Jetzt lächelte er, und dabei vermischte sich ihr trockener, heißer Atem.
    »Einverstanden«, sagte er. »Ich bin, wo ich gern sein möchte, Fürst. Ich bin ein guter Wagenlenker und ein guter Krieger. Mach dir keine Gedanken.« Seqenenre murmelte schläfrig, doch für weitere Worte war er zu müde. Er verfiel in ein ruheloses Dösen.
    Der Schrei eines Pferdes weckte ihn. In dem kurzen Augenblick, ehe er ganz aufwachte, dachte er gereizt, wie viele Male habe ich Ahmose schon gesagt, dass man die Hengste zu manchen Zeiten nicht nebeneinander einstellen darf, doch dann stemmte er sich mühsam im Streitwagen hoch, während sich Si-Amun die Zügel schnappte, die er über die Vorderstange geschlungen hatte. Sein Heer, das sich jetzt auch hochrappelte und nach den Speeren griff, war von einem Meer von Streitwagen umzingelt mit Pferden, auf deren Köpfen die blauweißen Federbüschel des Königs wippten. Hinter den Streitwagen standen die königlichen Fußsoldaten, ausgeruhte und Furcht einflößende Männer, und das rote Licht des Spätnachmittags funkelte auf einem Wald von Speerspitzen und robusten Schilden, an ihren Gurten hing die Streitaxt.
    Si-Amun griff mit einem Arm nach seinem Vater und bemühte sich, mit der anderen die verstörten Pferde zu bändigen, doch Seqenenre klammerte sich an die Seitenwand und schob ihn beiseite. »Ich kann das Gleichgewicht halten«, schrie er. »Wir müssen sie angreifen! Los, Si-Amun!« Während sich Si-Amun umdrehte, auf die Pferde einpeitschte und der Streitwagen über festen Boden rollte, hörte Seqenenre einen Schwall gebrüllter Befehle, die von den Felswänden widerhallten, und jählings belebte sich sein Heer.
    Er sah, wie Kamose das Messer zückte und einem Pferd, das von einem Pfeil getroffen worden war, die Kehle durchschnitt, dann sprang er wieder in seinen Streitwagen hinter seinen Wagenlenker und verschwand in dem Staub, den die anderen Streitwagen aufwirbelten. Hinter ihnen liefen jetzt die Soldaten in geordneten Reihen, Speere unter dem Arm und Schilde erhoben. Seqenenre biss die Zähne zusammen, klammerte sich mit der guten Hand an die glatte Bronzestange des Streitwagens und wagte einen Blick zurück.
    Was er sah, entlockte ihm ein Dankgebet zu Amun, dass er die Tapferen des Königs geteilt hatte, denn Pezedchu hatte dieses Manöver vorausgesehen, hatte eine halbe Division im Süden aufgestellt und den Rest zum Durchlass von Daschlut geschickt. Wir sitzen in der Falle, dachte Seqenenre, während sein Speer zu seinen Füßen klapperte, es sei denn, wir können irgendwie durch die Felsen entkommen und uns in der Wüste, wo wir uns bewegen können, neu ordnen. Dumm von mir, dass ich durchgezogen bin. Ich hätte da draußen im Sand bleiben sollen. Eine Attacke, die sie aufhält, und dann Rückzug. Aber ist dazu noch Zeit?
    Hor-Aha hatte die nördlich stehenden Truppen im Griff. Seine Stimme erhob sich klar und zuversichtlich über dem Getöse des ersten Treffens. Die Streitwagen stürzten sich auf die gegnerischen Kräfte. Si-Amun schrie eine Warnung, kurz bevor Seqenenres Streitwagen abrupt stehen blieb und ihm fast den Arm auskugelte. In der kleinen Pause rief Seqenenre: »Befehl zum Rückzug durch die Felsen! Die Tapferen des Königs und die Streitwagen geben Deckung!« Si-Amun nickte, erteilte den Umstehenden einen Schwall von Befehlen, und die stoben auseinander und gaben sie weiter. Pfeile prallten gegen den Streitwagen, und Seqenenre duckte sich unbewusst, bückte sich mühsam und hob seinen Speer auf. Jetzt musste er mit dem Rücken an den Streitwagen gelehnt stehen, wenn er nicht das

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