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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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durch den Sand ziehen. Dort jagt Teti oft. Die Felsen bieten Löwen guten Schutz.« Er widerstand dem Drang, an seine Wunde zu fassen, die wie verrückt juckte. »Die Männer müssen sich ausruhen. Wir könnten hier lagern und den Durchlass nach Daschlut bewachen, aber dann bliebe Pezedchu genügend Zeit, uns einzuholen und am anderen Ausgang den Weg abzuschneiden. Wir können auch durchmarschieren und kurz am Nil lagern, gerade lange genug für eine Stunde Schlaf, und dann geht es weiter. Wie auch immer, wir haben nicht genug Vorsprung, dass wir Pezedchu völlig abschütteln können.«
    »Dann lass uns durchziehen und zum Fluss«, sagte Kamose. »Wir haben auf den Eseln reichlich zu essen, doch Wasser wird furchtbar knapp, und falls man uns vom Fluss abschneidet, verdursten wir in kürzester Zeit. Lieber kämpfen als Apophis die Genugtuung verschaffen, dass er uns ohne einen Schwertstreich besiegt hat!« Seqenenre nickte.
    »So sei es.« Er sah, wie Kamose in den Streitwagen sprang und sich den Sand von den Füßen schüttelte, und auf einmal wollte er ihm nachlaufen, ihn fest in die Arme schließen und seinen erhitzten, straffen Leib spüren. Kamose schwang die Peitsche und verschwand in einer Staubwolke. Si-Amun rührte sich. »Ist dir übel von der Sonne?«, fragte Seqenenre besorgt. Si-Amun kam hoch und nahm die Zügel auf. Er schenkte seinem Vater ein eigenartiges, schiefes Lächeln. »Nein«, erwiderte er. »Damit ich vor Angst erzittere, braucht es mehr als den mächtigen Re. Mir ist übel, weil ich töten muss.« Darauf hatte Seqenenre keine Antwort. Si-Amun pfiff, und Pferde und Streitwagen zogen an. Die Vorhut aus den Tapferen des Königs war bereits in der schmalen Felsspalte verschwunden.
    Der Streifen Land zwischen Felsen und Fluss, auf dessen Marschboden im Winter üppig grünes Getreide wuchs, lag jetzt wie das Bett eines seit langem ausgetrockneten Sees und war bei Daschlut breiter als bei Qes. Seqenenre kam mit einer Gänsehaut aus dem lieblich kühlen Schatten zwischen den Felsen und hielt besorgt nach dem Nil Ausschau. Der war entmutigend fern, und wegen des Hitzedunstes, der über dem Boden waberte, schien die Entfernung noch größer zu sein.
    Die Pferde witterten Wasser, warfen die müden Köpfe zurück und beschleunigten. Das Heer kam hinterhergestolpert, doch die Männer schöpften wieder Mut, jetzt, wo die bedrohliche Wüste hinter ihnen lag. Seqenenre hörte Hor-Ahas Stimme, die das aufgeregte Stimmengewirr übertönte. »Was soll das, du Dummkopf? Nicht ausspannen! Wo sind die Stalljungen mit den Eimern?« Die Unordnung war geordnet. Diener gingen an den haltenden Streitwagen entlang, etliche tränkten die Tiere, andere überprüften das Geschirr. Die Streitwagenfahrer hatten sich um Hor-Aha geschart und die blauen Kopftücher gesenkt, damit sie seine Worte aufnehmen konnten. Schon zogen Wachposten rings um das Heer auf. Die Soldaten tauchten Schöpflöffel in Ledereimer, die von Gruppe zu Gruppe getragen wurden. Seqenenres Diener kam unter Verbeugungen und brachte ihm Wasser, und Seqenenre und Si-Amun tranken durstig.
    Die Gruppe um Hor-Aha löste sich auf. Kamose kam großen Schrittes zu seinem Vater. »Wie lauten deine Befehle?«, fragte er. Seqenenre blickte nach Norden, dann nach Süden. Er hatte ein ungutes Gefühl, aber wohin er auch blickte, alles sah friedlich aus. Der Fluss wirkte leer, floss seicht und träge zwischen den Ufern dahin. Müde beugten sich die Bäume unter dem Aufprall der Sonne. Die Stelle, auf der sich das Heer verteilt hatte, war schattenlos.
    »Lass unter den Hauptleuten verbreiten, dass die Männer eine Stunde schlafen können, wenn sie wollen«, sagte er, und sein Blick kehrte zu Kamose zurück, »aber nur in Schlachtordnung, die Waffen griffbereit. Streitwagenfahrer in ihren Streitwagen, Pferde angeschirrt. Teile die Tapferen des Königs. Eine Hälfte kommt an unsere südliche Flanke, die andere an unsere nördliche. Dieser Sommernachmittag gefällt mir nicht, Kamose. Dabei läuft es mir kalt über den Rücken.« Nachdem Kamose gegangen war, machte es sich Si-Amun auf dem Boden des Streitwagens bequem.
    »Lass dich losbinden, Vater, damit du dich wenigstens ein Weilchen hinlegen kannst«, bat er. »Ich hätte gern, dass der Arzt dich ansieht.« Seqenenre zögerte. Es stimmte, sein Rücken schmerzte, ganz zu schweigen von seinem Kopf. Was für eine Erleichterung, wenn er sich ausstrecken könnte. Doch dann musterte er wieder die Landschaft, die wie betäubt

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