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Der fremde Pharao

Der fremde Pharao

Titel: Der fremde Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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meine Schuld«, sagte er. »Ganz und gar meine Schuld. Kann ich deine Axt und die Messer haben, Vater?« Ohne die Antwort abzuwarten, zog er die schwere Bronzewaffe aus Seqenenres Gürtel und nahm den kurzen Dolch in die Hand. Dann stand er auf. Seqenenre versuchte zu beten, doch es gelang ihm nicht. Das Getöse rings um ihn wurde ohrenbetäubend. Seine Männer wurden allmählich in die Flucht geschlagen. Auf einmal machte der Mann über ihm einen Hickser. Blut bespritzte Seqenenre, ein warmer roter Schauer, und der Tapfere des Königs war nicht mehr. Seqenenre griff mit der guten Hand nach seinem Schurz und wischte sich das Gesicht ab.
    Si-Amun schrie etwas. Der Streitwagen machte einen gewaltigen Ruck und begann zu schlingern. Seqenenre versuchte sich dagegen zu stemmen, rollte jedoch auf die Kante zu. Er schrie auf, verrenkte sich, doch Si-Amun konnte ihm nicht mehr helfen. Er war nicht mehr im Wagen. Die Zügel klatschten gegen das geschwungene Vorderteil. Mit aller Kraft, die er noch besaß, versuchte Seqenenre sie zu ergreifen, stemmte sein gutes Bein gegen die Seitenwand des Streitwagens, doch die Pferde gingen durch. Die Zügel flatterten gerade außer Reichweite seiner sich abmühenden Finger.
    Unversehens stieß der Streitwagen gegen ein Hindernis, neigte sich langsam, und Seqenenre fiel heraus. Der Streitwagen schwankte und kippte um. Benommen, wie Seqenenre war, spürte er trotzdem, wie ein glühender Schmerz durch sein gesundes Bein schoss. Er lag unter dem Streitwagen, der halb auf ihn gefallen war, und hörte Si-Amun rufen: »Vater, ich komme, ich komme!« Wo ist Kamose, dachte Seqenenre. Hor-Aha? Sind sie tot? Lieber Ahmose, versuche weiterzumachen, versuche zusammenzuhalten, was noch von der Familie übrig ist, selbst wenn ihr laufen müsst …
    Auf einmal trat ihm das Bild seines Gartens in der kühlen Stille eines langen Winterabends vor Augen, eine kleine Brise kräuselte den Teich, und die Bäume regten sich kaum. Aahotep saß am Rande des Wassers und bewegte einen braunen Fuß in den sanften Tiefen. »Es ist ein wunderbarer Herbst gewesen, Seqenenre«, sagte sie. »So reichlich, so schön. So einen erleben wir nie wieder.« Aahotep!, dachte er angsterfüllt und biss die Zähne zusammen, dass er nicht vor Schmerzen schrie. Es ist wirklich wunderbar gewesen und schrecklich und außerordentlich seltsam, was mein Leben war, und dennoch wäre ich gern in eine andere Zeit hineingeboren worden, eine einfachere Zeit, in der das Hinnehmen meines Schicksals nicht so geschmerzt hätte.
    Seine Hand, die krampfhaft im Dreck herumtastete, fühlte den Griff eines Messers, er riss es heraus und umklammerte es. Ein Mann dräute über ihm, bloße Füße, zerrissener Schurz, und der schwang eine blutverkrustete Axt. Als er merkte, wie hilflos Seqenenre war, fletschte er die Zähne zu einem erschöpften Grinsen, ergriff die Axt mit beiden Händen und hob sie über den Kopf. Rasch zielte Seqenenre mit dem Messer nach den Knöcheln des Mannes, doch der trat einfach beiseite. Amun, dachte Seqenenre in dem winzigen Augenblick, ehe er starb, mach, dass ich günstig gewogen werde …
    Das Letzte, was er sah, war das dunkelrote Funkeln des Sonnenuntergangs auf der Axt, die herabfuhr.
    Sie traf Seqenenre oberhalb des rechten Auges, zerschmetterte seine rechte Wange und glitt am Nasenrücken ab. Der Soldat war müde und hatte nicht so viel Kraft in den Hieb gelegt, wie er gedacht hatte. Fluchend erhob er sie noch einmal, und dieses Mal splitterte der Knochen unter Seqenenres linkem Auge. Der Mann ächzte, riss die Axt unbeholfen heraus und musterte den Erschlagenen, dessen Brust noch etwas zitterte. Er schnappte sich einen Speer aus dem Durcheinander ringsum und trieb Seqenenre die Waffe in den Schädel. Der Körper zuckte noch einmal, dann war er still. Der Soldat torkelte davon.
    Si-Amun hatte gesehen, wie sich der Mann seinem Vater näherte, überlegte und dann die Axt hob. Mit einem Aufschrei stürzte Si-Amun vorwärts, doch einer von Pezedchus abgeworfenen Streitwagenfahrern kam ihm mit gezücktem Messer in die Quere getaumelt und zwang ihn zu kämpfen. Als der Mann endlich zuckend zu seinen Füßen lag, war es zu spät. Entsetzt sah Si-Amun den Speerschaft aus dem Hals seines Vaters ragen. Noch einmal versuchte er die Entfernung zu überwinden, und wieder schnitt ihm jemand den Weg ab. Außer sich vor Kummer und Wut begann er um sich zu hacken, während ihm unbemerkt die Tränen über die Wangen liefen. Er wurde

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