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Der fremde Zwang

Der fremde Zwang

Titel: Der fremde Zwang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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sie würden kaum etwas dagegen einzuwenden haben.
     
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    Die „Universum“ sank unter die relative Lichtgeschwindigkeit, wurde langsamer und schwebte bald in einem Meer von Sternen, die alle wieder sichtbar geworden waren. Zuerst war es nur der Sternenring gewesen, quer zur Flugrichtung. Er hatte sich ständig verbreitert, je langsamer die „Universum“ wurde. Das Schwarz in Richtung Bug und Heck verwandelte sich allmählich in Dunkelviolett, dann in Rot, Gelb und schließlich Weiß. Ein unbegreiflich schönes Naturschauspiel, hervorgerufen von der durch die Geschwindigkeit bedingten Veränderung der Wellenlänge des Lichtes, welches von den Sternen ausgesandt wurde.
    Alle fünf befanden sich in der Zentrale, dem Gehirn des Schiffes. Der Normalantrieb war eingeschaltet worden, um eventuelle Steuermanöver auszuführen.
    Glenn bemerkte es als erster.
    Sein ausgestreckter Arm zeigte auf eine wirbelnde Masse gasförmiger Materie, die sich in einem Zustand rasender Umdrehung befand. Glühende Wolken wurden durch die Zentrifugalkraft fortgeschleudert, machten sich selbständig, blieben aber im Gravitationsbereich des flammenden Zentralballs.
    „So also entsteht ein Sonnensystem“, murmelte Glenn ergriffen; noch niemals zuvor hatte ein menschliches Auge die Geburt einer Welt erlebt, geschweige denn die Geburt eines ganzen Systems. „In wieviel Jahrmillionen wird sich dort das erste Leben regen?“
    „Es wird viele Milliarden Jahre dauern“, belehrte ihn Brenner. „Zuerst kühlen sich die abgeschleuderten Gaswolken ab und formen die Planeten. Ewigkeiten wird es dauern, bis Wasser entsteht und eine Atmosphäre. Und erst dann wird sich erweisen müssen, ob der zufällige Prozeß, der auf der Erde stattfand, hier von der Natur wiederholt wird. Der Prozeß nämlich, der die erste Zelle schuf.“
    Henderson hatte dem Geschehen bisher wortlos zugeschaut und sich ganz in die Beobachtung vertieft. Die Bemerkungen seiner Gefährten vernahm er zwar, aber er ging noch nicht auf sie ein. Statt dessen wandte er sich plötzlich an Ann:
    „Miß Holder, können Sie den Zeitablauf so regulieren, daß wir die weitere Entwicklung beobachten und mitfilmen können, und zwar im Zeitraffertempo? Sie verstehen, was ich meine?“
    Ann sah ihn fragend an, nickte dann langsam. „Natürlich verstehe ich Sie. Während des Fluges hielt ich den Zeitverlauf gewissermaßen fest. Nun soll ich ihn gar noch beschleunigen!
    Das ist möglich, bezieht sich aber nur auf das Schiff. Draußen wird sich kaum etwas verändern.“
    „In diesem Fall doch“, widersprach Professor Henderson, und die anderen Männer horchten interessiert auf. „In diesem speziellen Fall doch!“ wiederholte er mit Nachdruck. „Denn was Sie dort sehen, ist keine Wirklichkeit, sondern eine Spiegelung. Es ist die Spiegelung, die wir suchten.“
    Glenn starrte Henderson erschrocken an, dann stammelte er:
    „Wir suchten das Spiegelbild der Erde, Professor.“
    Henderson nickte.
    „Sie sehen es dort. Meine Berechnungen stimmten haargenau. Auch der Durchmesser des Universums war von den irdischen Astronomen richtig angegeben worden.“
    „Aber“, machte Brenner etwas hilflos, „wo ist die Erde?“
    Diesmal lächelte Henderson und zeigte auf das im Kreis wirbelnde Gasgebilde, das wie ein winziger Spiralnebel aussah.
    „Sehen Sie die eine Gaswolke dort, die dritte vom Zentrum aus? Wenn mich nicht alles täuscht, dürfte das einmal die Erde sein. Sie haben vergessen, meine Herren – und auch Sie, Miß Holder –, daß die Lichtstrahlen eine gewisse Zeit benötigen, um von einem Ende des Universums zum anderen zu gelangen. Inzwischen vergingen Jahrmilliarden. Und erst jetzt langten sie hier an, um sich zu einem Bild dessen zusammenzusetzen, was vor Jahrmilliarden bei uns stattfand. Sehen Sie dort: Sie erleben die Geburt unserer Erde!“
    Ergriffenes Schweigen antwortete ihm. Stumm sahen die vier Männer und das Mädchen hinaus in den Raum, wo soeben eine Sonne ihre Planeten gebar. Automatisch zählte Glenn und stellte fest, daß es zehn Stück waren. Natürlich, dachte er, die Asteroiden.
    Die winzigen Nebelfetzen würden die Monde werden.
    Nach einer Weile griff Henderson das mit Ann begonnene Thema wieder auf.
    „Dort draußen geht alles nun seinen gewohnten Lauf, und wenn wir einige Milliarden Jahre Zeit hätten, könnten wir zusehen, wie die Erde erkaltet, Leben erhält und wie sich dieses entwickelt. Aber leider haben wir keine

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