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Der freundliche Mr Crippen | Roman

Der freundliche Mr Crippen | Roman

Titel: Der freundliche Mr Crippen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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die Inspektoren Arrow, Fox, Frost, Dew und Cane. Könnte das sein? Sind das ihre wirklichen Namen oder nur Pseudonyme, um die Öffentlichkeit zu unterhalten?«
    PC Milburn sah sie an, als wäre sie verrückt. »Natürlich heißen sie so«, antwortete er. »Warum sollte das anders sein?«
    »Nun, Arrow und Cane, ich meine, Pfeil und Stock sind ganz ähnliche Dinge. Und dann Frost und Dew, Tau, das sehen Sie doch selbst. Und Fox. Also, wo da die Verbindung liegt, weiß ich nicht«, gab sie zu, und ein verwirrter Ausdruck flog kurz über ihr Gesicht. »Es kommt mir nur komisch vor, das ist alles. Die Namen sind also nicht für die Presse erfunden worden?«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Nicht, um die Verbrecher zu verwirren? Sie können es mir ruhig sagen, ich bin verschwiegen, wissen Sie.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass es all diese fünf Gentlemen gibt, und jeder Einzelne ist ein Chief Inspector«, sagte er mit fester Stimme. »Wenn es noch mehr gibt, was Sie …«
    »Nicht, dass die Namen wirklich wichtig wären«, sagte sie mit einem Lachen und schloss damit das Thema ohne einen weiteren Gedanken ab. »Auf jeden Fall möchte ich sofort mit einem von ihnen sprechen. Könnten Sie bitte einen holen?«
    PC Milburn lachte, versteckte sein Lachen jedoch gleich hinter einem Husten, als er sah, wie Louise die Brauen zusammenzog.
    »Was ist los mit Ihnen, junger Mann?«, fragte sie. »Amüsiere ich Sie in irgendeiner Weise? Ich bin hier, um ein Verbrechen anzuzeigen. Sie … Scotland Yard, wie Sie es nennen, ist doch daran interessiert, Verbrechen zu verfolgen? Oder ist das hier eine Art Varieté?«
    »Miss Smythson …«
    »
Mrs
 Smythson«, verbesserte sie ihn, »und möglicherweise eines Tages Lady Smythson, so Gott es gut meint, also Obacht.«
    »Mrs Smythson, die Herren sind viel beschäftigte Männer. Ich fürchte, sie können nicht mit jedem reden, der hier mit einer Anzeige kommt. Dafür sind die Detectives da. Dafür bin
ich
da.«
    »Police Constable Milburn«, sagte Louise mit fester Stimme, als redete sie mit einem Kind von begrenzter Intelligenz, »vielleicht sind Sie sich nicht bewusst, mit wem Sie es zu tun haben. Mein Schwiegervater ist Lord Smythson. Mein Schwager ist der ehrenhafte Martin Smythson. Wir sind von Stand. Wir haben Rang und Namen. Wir gehören nicht zum gemeinen Volk und wollen, dass die Polizei eine billige Schlampe verhaftet, weil sie uns zu nachtschlafender Zeit eine Unterhose von der Leine geklaut hat.« Das alles schien sie ohne Luftholen hervorzubringen, ohne Pause, und ihr Ton schwoll immer weiter an, während sich die Augen des Constables aufgrund der Änderung von Tonfall und Vokabular überrascht weiteten. »Wir sind ehrbare Persönlichkeiten«, fügte sie jetzt etwas ruhiger hinzu, »ich bin hier, um eine Aussage zu machen, und verlange einen Inspector zu sprechen.«
    PC Milburn nickte und tat, was er immer tat, wenn er sich einem schwierigen Kunden gegenübersah: Er spielte auf Zeit. »Wenn Sie vielleicht Platz nehmen wollen«, sagte er und nickte zu einer Reihe Stühle entlang der Wand hinüber. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    »Sehr gut«, sagte sie und nickte heftig, als hätte sie ihr Ziel bereits erreicht. »Aber sorgen Sie dafür, dass es nicht zu lange dauert. Ich habe heute noch viel zu tun und keine Zeit zu verlieren. Ich erwarte, innerhalb von zehn Minuten einen Inspector zu sehen.«
    »Es könnte etwas länger dauern«, sagte PC Milburn. »Ich weiß sicher, dass drei von ihnen nicht im Haus sind, und einer führt gerade eine Befragung durch. Ich bin nicht sicher, wo Inspector Dew ist, aber …«
    »Nun, dann spüren Sie ihn auf, Police Constable Milburn!«, donnerte sie und schlug mit der Hand auf seinen Tisch. »Spüren Sie ihn auf! Benutzen Sie Ihren geschulten Geist, um seinen Aufenthaltsort herauszufinden. Holen Sie Ihr Vergrößerungsglas heraus, befragen Sie Zeugen, folgen Sie seiner Spur und bringen ihn mir in zehn Minuten, oder ich komme wieder und will den Grund wissen, warum er noch nicht hier ist, und dann haben Sie, junger Mann, anschließend nichts zu lachen. Das kann ich Ihnen versichern.«
    Er nickte und schluckte, und sein Adamsapfel hüpfte bei jedem ihrer Sätze nervös auf und ab. »Verstanden«, sagte er und eilte davon. Sie sah, wie er in einem der Hinterzimmer verschwand, seine Uniform klebte eng an seinem schlanken Körper. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, lächelte, und ihre tatsächliche Herkunft meldete sich zu Wort.

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