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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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meinem Schwert. Ich hatte nicht angenommen, auf dem Capitol angegriffen zu werden. Aber Männer sind schon wegen weniger törichter Annahmen gestorben.
    »Zieh es, und ich laß dich zur Zwangsarbeit in den sizilianischen Schwefelminen verurteilen.«
    »Aber, Gaius Julius, welche Ehre.« Er lächelte breit und nickte Passanten zu, die ihn begrüßten und ihm alles Gute wünschten. Ich lächelte ebenso herzlich. Wir waren zwei vornehme Römer, die an diesem großen Tag eines bedeutenden römischen Triumphs gemeinsam den Hügel hinabschlenderten.
    »Pompeius will dich tot sehen, und bei allen Göttern, ich habe nie einen Mann gesehen, der so uneingeschränkt an seiner eigenen Ermordung mitgearbeitet hätte wie du! Wie hat eine Familie von stumpfsinnigen Trotteln wie die Meteller bloß ein Exemplar wie dich hervorgebracht?«
    »Also wirklich, Gaius Julius, wir sind vielleicht ein bißchen konservativ, aber man wird kaum...«
    »Halt die Klappe und hör zu!« zischte er. »Vielleicht, aber nur vielleicht, wirst du den heutigen Tag überleben, wenn du tust, was ich dir sage. Pompeius wird die nächsten paar Tage mit dem Triumph und den Spielen viel zu beschäftigt sein, um sich mit dir zu befassen. Clodius dürstet es nach deinem Blut, aber während der Feiern wird er seine Männer zu nichts bewegen können.«
    »Gut«, sagte ich. »Nur Clodius und ich.«
    »Venus, ehrwürdige Ahnherrin, erlöse mich von solchen Idioten!« rief Caesar, begleitet von einer gelungenen theatralischen Geste. »Er hat immer noch diese Etrusker, die Pompeius ihm geliehen hat, und die scheren sich nicht um römische Feiertage.«
    »Von denen habe ich gestern abend einen erledigt«, sagte ich V0ller Befriedigung.
    »Das macht alles nur noch schlimmer. Jetzt ist es für sie eine persönliche Sache, Decius. Ich werde mich während des Triumphzuges neben dich auf die Rostra stellen, vielleicht greifen sie dich dann nicht an. Aber wenn Pompeius den Capitol hinaufsteigt, muß ich dort sein, um die Opfer zu beaufsichtigen und das Bankett. Tu Rom einen Gefallen, und mach dich aus dem Staub. Komm in ein oder zwei Monaten zurück, wenn Pompeius sich wieder mit wirklichen Feinden herumzuschlagen hat.«
    Inzwischen hatten wir die Rostra fast erreicht, und ein Unbeteiligter hätte denken müssen, daß wir auf das freundlichste miteinander plauderten.
    »Ich weiß, was ihr vorhabt«, sagte ich. »Du und Pompeius und Crassus. Ich wäre gern dabeigewesen. Ihr drei in Frauenkleidern müßt ein Anblick von seltener Anmut gewesen sein.«
    Ich hatte erwartet, daß ihm das peinlich sein würde.
    »Politische Zweckdienlichkeit und die hehre Vorstellung von der eigenen Würde lassen sich nicht immer in Einklang bringen.
    Aber selbst diese besondere Unwürdigkeit ist nicht zu verachten.
    Ruhmreiche Eroberungen im Ausland bedeuten meist, daß man monatelang auf einer von Ungeziefer zerfressenen Pritsche liegt, von oben bis unten besudelt mit eigenem Blut und Körperausscheidungen, und trotzdem kann es am Ende zu einem solchen Triumph führen.« Caesar grüßte die vorbeimarschierenden Soldaten, die die Standarten und Trophäen trugen. In diesem Moment wurde mir klar, daß die Männer, gegen die ich kämpfte, genausowenig Schamgefühl wie Gewissen hatten.
    »Warum bist du so besorgt um mich, Gaius Julius?« fragte ich. »Warum versuchst du mich zu retten, wenn deine Freunde mich tot sehen wollen?«
    Er sah mich ehrlich überrascht an. »Warum nennst du sie meine Freunde?«
    »Dann eben deine Kohorten. Ich weiß, daß ihr unter euch die ganze Welt aufgeteilt habt und plant, die Verfassung und den Senat beiseite zu schieben, und ich habe vor, euch alle drei zugrunde zu richten!« Nüchtern hatte ich noch nie so unbedachte Reden geschwungen.
    »Wie hast du das Ganze nur rausgekriegt?« fragte Caesar, freundlich lächelnd und offenbar ehrlich interessiert. Ich entschied, ihm nichts von Neros Brief zu erzählen, weil mich das weniger scharfsinnig aussehen lassen würde. Ich verfügte damals noch immer über die Eitelkeit eines jungen Mannes, und was vielleicht noch wichtiger war, ich hatte gelernt, daß es das beste war, seine eigenen Fähigkeiten mit einer geheimnisvollen Aura zu umgeben. Etwas, das Caesar längst wußte.
    »Für einen logisch arbeitenden Verstand«, sagte ich, »für jemanden, dem es gegeben ist, klar zu sehen und die Dinge in der Tiefe zu durchdenken, lagen alle Beweise offen zutage.«
    Das klang ziemlich gut, fand ich.
    »Du bist ein wirklich

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