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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zu haben.
    Pompeius' Verstärkung, dachte ich.
    Zwischen den Wassereimern standen in regelmäßigen Abständen Tonnen mit faustgroßen Steinen. Es gab kein städtisches Gesetz, das den Besitz von Steinen verbot, aber es gab, von einem Dach geworfen, auch nur wenig wirksamere Geschosse. Die Wachen prahlten damit, einigen der Belagerer ernsthafte Kopfschmerzen bereitet zu haben.
    Milo kam aufs Dach, aktiv und hellwach wie immer. Der Mann schlief offenbar nie.
    »Was hast du geplant?« fragte er. »Bald wird sich der Triumphzug formieren.«
    »Als Senator«, sagte ich, »sollte ich daran teilnehmen, also müssen wir zunächst zum Circus Flaminius gelangen. Bring mich nur sicher dorthin, den Rest mache ich schon.«
    Er starrte mich ungläubig an. »Du hast ernsthaft vor, bei Pompeius' Triumphzug mitzumarschieren?«
    »Als Senator halte ich es für meine Pflicht«, versicherte ich.
    Er lehnte sich zurück und brüllte vor Lachen. »Du magst ja ein Narr sein, Decius, aber du hast Stil. Also, auf zum Circus.«
    Hermes hatte meine Toga für offizielle Anlässe zu Milos Haus gebracht, damit ich angemessen gewandet auftreten konnte. Bei aller Unbequemlichkeit war das Kleidungsstück doch so wallend, daß ich meine Waffen problemlos darunter verbergen konnte.
    »Ich frage mich, ob Pompeius dreist genug ist, dich während des Triumphzugs anzugreifen«, sinnierte Milo, als wir zum Campus Martius gingen.
    »Mit ein bißchen Glück wird es noch eine Weile dauern, bis er erfährt, daß ich überhaupt hier bin«, sagte ich. »Der Senat und die Magistraten marschieren am Anfang des Zuges, zusammen mit den Göttern. Pompeius darf die Stadt nicht betreten, solange seine Soldaten nicht die gesamte Strecke zurückgelegt haben und die Stadttore hinter ihnen geschlossen worden sind. Was Clodius betrifft«, ich klopfte auf den Griff meines Schwertes, um mir selbst Mut zu machen, »müssen wir einfach abwarten, zu welchen Unbedachtsamkeiten er sich hinreißen läßt.«
    Ganz Rom strömte auf die Straßen, um einen guten Platz für den Triumphzug zu ergattern. Die meisten Menschen würden sich in den beiden großen Circussen drängeln, aber von einem Fenster oder Dach entlang der Strecke hatte man einen viel besseren Blick. Manche hatten die letzten zwei oder drei Nächte auf besonders günstig gelegenen Dächern entlang der Via Sacra campiert, und Hausbesitzer hatten die besten Fenster für beträchtliche Summen vermietet. Das römische Bedürfnis, Ruhm zu begaffen, war schlicht unstillbar.
    Beim Circus mußte ich die beruhigende Deckung durch Milo und seine Schläger verlassen. Circusbeamte, die Routine im Umgang mit großen Menschenmengen hatten, sorgten für Ordnung. In der Nähe des Tores, durch das die Wagen bei Rennen einfahren, wurde ich am Ende der Senatsprozession aufgestellt. »Beim Jupiter!« sagte ein jüngerer Senator. »Es ist Decius!
    Ich kann gar nicht glauben, daß du dich öffentlich blicken läßt.«
    »Die Pflicht ruft«, sagte ich. »Für nichts auf der Welt hätte ich auf meinen ersten Triumphzug verzichtet.«
    »Bring uns nicht vor den Augen der Bürger zum Lachen, Metellus«, sagte ein anderer.
    Auf der Spina wurde ein Schaf geopfert und seine Eingeweide untersucht. Niemand war überrascht, als die Priester verkündeten, daß die Götter der heutigen Feier des Triumphes wohlgesonnen waren. Ich habe nie gehört, daß sie zu einem solchen Anlaß nicht wohlgesonnen gewesen wären. Ich warf einen Blick zu den Priestern hinüber, aber es handelte sich nur um gewöhnliche etruskische Haruspices und nicht um jene abartigen Hammer-Spezialisten, die Pompeius in die Stadt mitgebracht hatte.
    Mit einem Fanfarenstoß betraten wir die Arena, marschierten auf der einen Seite hoch, umrundeten die Spina und kamen auf der anderen Seite zurück. Die Leute applaudierten höflich, obwohl sie bestimmt nicht gekommen waren, den Senat zu sehen. Und so ging es weiter, die ganze Strecke des Triumphzuges entlang, zu guter Letzt die Via Sacra zum Forum und weiter den Capitol hinauf. Es war eine berauschende Erfahrung, obwohl ich mit den Gedanken die meiste Zeit woanders war.
    Nach dem formellen Salut für das Standbild des Jupiter Capitolinus verteilten wir Senatoren uns, um einen guten Platz für die Hauptattraktion des Tages zu ergattern. Ich ging den Hügel hinab zum Forum und der Rostra, von wo aus man einen prächtigen Blick auf das Spektakel hatte. Und wo man gleichzeitig gesehen wurde.
    Eine Hand packte meinen Arm, und ich griff nach

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