Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Fürchten gelehrt hätte. »Bitte teile Gaius Julius mit, daß diese Angelegenheit nicht nur seine erhabene Person, sondern auch den glorreichen Pompeius und den wohlhabenden Crassus betrifft. Ich bin sicher, er wird dir mitteilen, daß die heutigen Aktivitäten seiner Nichte absolut korrekt sind.«
    Sie nickte andeutungsweise. »Nun gut. Ich werde keine Maßnahmen gegen Julia ergreifen, bis ich mit meinen beiden Söhnen gesprochen habe. Wenn sie in irgendeiner Form kompromittiert worden sein sollte, werde ich entsprechende Schritte einleiten, damit die Censoren dich wegen moralischer Verderbtheit aus dem Senat ausschließen.« Sie nickte Julia zu, die mit einem kurzen Seitenblick auf mich im Haus verschwand.
    »Ich glaube, wir haben sonst nichts weiter zu besprechen, Senator«, sagte sie und stolzierte ebenfalls nach drinnen.
    »Los, komm, Decius«, sagte Milo. »Der Rückweg wird nicht so problemlos sein. Wahrscheinlich haben sie inzwischen Verstärkung angefordert. Kommt mit zu mir. Mein Haus ist näher.«
    Als wir das Forum überquerten, sagte jemand hinter uns: »Muß Caesars Nichte auch über jeden Verdacht erhaben sein?«
    Darauf erhob sich lautes Gelächter, bis wir von einer Horde angegriffen wurden, die praktisch jede bekannte Waffe sowie einige Fackeln mit sich führte. Ein Etrusker, der nur aus Augen, Zähnen und einem Spitzbart zu bestehen schien, kam auf mich zu, in der einen Hand ein Messer, in der anderen einen Hammer.
    Es gab mir ein Gefühl größter Befriedigung, ihn mit meinem Schwert niederzustrecken. Diese Dolch-und-Hammer-Technik eignet sich nur für unvorbereitete Opfer. Ich hob den zu Boden gefallenen Hammer auf und verstaute ihn unter meiner Tunika.
    »Der ist für Capito«, sagte ich zu Milo. »Ich will zwei weitere für Nero und Purpurea.«
    »Sie waren doch keine Freunde von dir«, sagte er grinsend.
    »Aber es waren Römer, und Ausländern sollte es verboten sein, Römer zu töten. Ich nehme es Pompeius sehr übel, daß er seine Barbaren solcherart eingesetzt hat.«
    Unter leichten eigenen Verlusten gelangten wir zu Milos Haus. Nachdem die massive Tür hinter uns verriegelt war schickte Milo nach Essen und Verbandszeug und postierte Wachen auf dem Dach. Jetzt, wo die Aufregung vorbei war, begann mein Körper an tausend Stellen gleichzeitig zu schmerzen. Sorgenvoll öffnete ich meine Tunika und untersuchte meine Wunde. Asklepiodes' Naht war so perfekt, daß nicht ein einziger Stich aufgeplatzt und lediglich am Wundrand etwas Blut ausgetreten war.
    »Decius«, sagte Milo, »iß etwas, trink einen Schluck Wein und schlafe ein wenig. Ich weiß nicht, wie du selbst mit meiner Hilfe den morgigen Tag überleben willst. Ich kann viel von meinen Leuten fordern, aber nicht einmal ich kann verlangen, daß freie Männer einen Triumph verpassen, nur um die Haut des verrücktesten Senators von Rom zu retten.«
    Diese Formulierung kam mir merkwürdig vor, aber ich sollte in späteren Gesprächen mit Milos Männern erfahren, daß ich tatsächlich im Begriff war, mir den Ruf einer gewissen Exzentrizität zuzulegen. Sie hielten mich für eine Art Maskottchen, ähnlich wie Soldaten in fremden Teilen der Erde irgendein exotisches Tier adoptieren und ihm fälschlicherweise allerlei glücksbringende Gaben zuschreiben. Daß dieser gemeine Abschaum einen römischen Senator so betrachten konnte, kam mir recht anmaßend vor, aber es war stets ratsam, sich mit solchen Gestalten gut zu stellen.
    Ich tat, wie Milo mir geraten hatte. Ich aß gut, trank nur ein wenig Wein, begab mich dann in eines seiner Gästezimmer und schlief fantastisch. Ich könnte wetten, daß ich in jener Nacht besser geschlafen habe als Pompeius, Caesar, Crassus oder Clodius.

XIV
    Es war ein wunderschöner Morgen. Kurz vor Sonnenaufgang stand ich auf und stieg aufs Dach, um zu sehen, wie die ersten Strahlen auf die vergoldeten Dächer des Capitols fielen. Da ich annahm, diesen Anblick zum letzten Mal genießen zu können, tat ich es mit ungewöhnlichem Genuß. Der verzweifelte Aktionismus der letzten Tage fiel von mir ab. Ich wußte genau, was ich zu tun hatte; ich hatte meinen Frieden gefunden.
    Damit will ich nicht sagen, daß ich nicht aufgeregt war. Es würde ein ereignisreicher Tag werden, egal wie er ausging. Ich sprach mit den Wachen, und sie sagten, daß Clodius' Männer noch etliche Stunden um das Haus herum gewartet hätten, dann aber abgezogen seien. Sie meinten auch, unter den Feinden eine ganze Reihe unbekannter Gesichter gesehen

Weitere Kostenlose Bücher