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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zusammen habe!«
    »Und soviel Zeit hast du nicht mehr«, sagte Milo. »Wollen mal sehen, was wir tun können.« Was Milo tun konnte, war bemerkenswert. Die Schultern voran, bahnte er sich einen Weg durch die dichtgedrängte Menge, als wäre sie gar nicht da, und ich hielt mich dicht hinter seinem breiten Rücken.
    Fieberhaft dachte ich über die üblichen Ehrungen nach, die siegreichen Generälen zuteil wurden. Normalerweise gipfelte der Tag in einem Banken auf dem Capitol, nach dessen Ende der Triumphator, eskortiert vom Senat, der mit Fackeln den Weg ausleuchtete, den Hügel hinabstieg. Lucullus hatte das Bankett anläßlich seines Triumphes in seinem eigenen Garten gegeben, aber mir war nicht zu Ohren gekommen, daß Pompeius um Erlaubnis für eine Änderung im traditionellen Ablauf nachgesucht hätte. Pompeius fand offenkundig Gefallen an seinen kleinen Überraschungen.
    Auf halber Strecke den Capitol hinauf hatten wir die Menschen hinter uns gelassen. Sie wurden von einer Horde Liktoren zurückgedrängt, die ihre Fasces schräg hielten wie Soldaten ihre Speere, wenn sie eine Menge in Schach halten. »Ich muß zum Tempel!« rief ich ihnen zu.
    »Du kannst passieren, Senator«, sagte ein Liktor, »aber dein Freund nicht.« Es gibt niemand Dienstbeflisseneren als einen Liktor, dem man ein bißchen Macht verliehen hat.
    »Jetzt bist du auf dich allein gestellt«, sagte Milo fröhlich.
    »Versuche, nicht auf dumme Art und Weise zu sterben.«
    Ich begann, den Hügel hinaufzustapfen. Dort oben schien ein emsiges Treiben zu herrschen. Unter meiner schweren Toga staute sich die Hitze, aber ich wagte nicht, sie abzuwerfen.
    Schwer bewaffnet vor den versammelten Senat zu treten, würde jede Menge Ärger nach sich ziehen. Ich blieb stehen, um Luft zu holen und den Schweiß aus meinem Gesicht zu wischen. Dann sah ich, was ich am meisten gefürchtet hatte. Eine doppelte Reihe von Fackeln kam auf mich zu. Ich fluchte heftig und nahm meinen Weg wieder auf, den Lichtern entgegen. Ich war so erregt, daß ich nicht erkannte, wie merkwürdig sie sich bewegten. Als ich mich ihnen näherte, zog ich den Briefbehälter aus meiner Tunika und hielt ihn hoch.
    »Edle Senatoren!« brüllte ich. »Ich muß zu euch sprechen!
    Stehenbleiben! Gnaeus Pompeius hat kein Recht...« Dann hielt ich inne und starrte verdutzt. Nicht bekränzte Senatoren hatten die Fackeln gehalten. Sie wurden von mindestens fünfzig Elefanten getragen.
    Pompeius hatte die Tiere auf dem Capitol versammelt, um wahrhaft stilvoll den Hügel hinabzukommen. Jeder Elefant hatte einen Mahauten, der breitbeinig auf seinem Rücken stand.
    Hinter jedem Mahauten war ein schloßartiges Holzpodest gebaut, in dem Knaben und Mädchen standen, die mit Körben voller Blumen und Schmuckstücke ausgestattet waren, um sie unter den Zuschauern zu verteilen.
    Der Führer des ersten Elefanten zeigte mit seinem Stock auf mich und brabbelte irgend etwas. Beim Anblick dieses bizarren Spektakels blieb ich wie angewurzelt stehen, ungeachtet der Gefahr, jeden Moment zu Tode getrampelt zu werden.
    »Metellus, ich wußte, daß du hier auftauchen würdest!« Aus meiner Trance gerissen, blickte ich auf und sah, daß das Podest des führenden Elefanten nicht mit Knaben und Mädchen besetzt war, sondern mit Clodius und seinen Schlägern. Er johlte wie ein Jäger, der ein Wild aufgespürt hatte, griff sich einen Wurfspeer und schleuderte ihn in meine Richtung. Ich sprang behende zur Seite, und die eiserne Spitze schlug auf dem Pflaster Funken.
    Mit flatternder Toga fuhr ich herum und rannte den Hügel hinab. Mir kam es vor, als ob ich dieser Tage einen Gutteil meiner Zeit damit verbrachte, vor Clodius davonzulaufen, aber ein Elefant verschafft dem Gegner einen unfairen Vorteil.
    Ein weiterer Wurfspeer verfehlte mich um einen guten Meter.
    Clodius war schon immer ein erbärmlicher Speerwerfer gewesen, und auch die schwankende Plattform und das schwache Licht trugen nicht zu seiner Treffsicherheit bei. Vor mir starrten mich die Menschenmassen an und zeigten auf mich und die Elefanten. Milos Gesicht konnte ich in der Menge nicht ausmachen.
    Wie ein Schiff, das die feindlichen Linien durchbricht, bahnte ich mir einen Weg durch die Phalanx der Liktoren. Sie stolperten und versuchten, mir auszuweichen, während die Menge instinktiv zurückwich, um den Weg für die trompetenden und fackeltragenden Untiere freizugeben. Ein weiterer Wurfspeer verfehlte mich knapp, aber ich hörte einen Schrei, als er einen

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