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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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war.
    Nichtsdestoweniger war sie Geiers Frau, und die Umgangsformen mußten gewahrt werden.
    »Du bist schöner denn je, Clodia«, versicherte ich ihr, »außerdem mußt du doch wissen, daß dein Mann und ich nicht eine Unze konspirativen Talents in uns haben.«
    »Wie enttäuschend«, sagte sie und streckte ihre Hand aus. Ich nahm sie, beugte mich über die kühlen, spitzen Finger und küßte kunstvoll anstelle ihrer Hand meinen Daumen. Das war vielleicht eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, aber es gab Gerüchte, sie würde unter ihren vergoldeten Nägeln Gift aufbewahren.
    »Wie lange ist es her, Decius? Wir haben uns nicht gesehen, seit der gute Quintus gegen Catilina ins Feld gezogen ist, oder?
    Damals hast du Rom ebenfalls verlassen, stimmt's?« Unnötig zu erwähnen, daß sie ihren Mann nicht nach Gallien begleitet hatte, zu meiner Erleichterung und zweifelsohne auch zu seiner. Sie paßten nicht besonders gut zueinander, aber die großen Familien hatten ihre Ehen schon immer aus politischen Gründen arrangiert. Man hatte sie verlobt, als sie noch ein junges Mädchen war und ihr Bruder Clodius ein unausstehliches kleines Balg.
    »Ich bin viel zu lange von Rom und dir weg gewesen.« Na ja, der Teil mit Rom stimmte. Clodia und mich hingegen verband eine verwickelte und für mich peinliche Vergangenheit. Ihr war vermutlich gar nichts peinlich.
    »In letzter Zeit war es schrecklich langweilig hier«, sagte sie.
    »Aber jetzt, wo du zurück bist, wird das Leben vielleicht wieder ein wenig aufregender.« Das versprach nichts Gutes.
    »Der junge Decius wird mich im bevorstehenden Wahlkampf für das Konsulat unterstützen, meine Liebe«, sagte Celer mit dem geplagten Gesichtsausdruck aller Männer, die mit einer solchen Frau geschlagen sind.
    »Oh, was für eine Verschwendung von Talent. Du könntest die Wahl doch nicht einmal verlieren, wenn die anderen Parteien Götter und Helden als Gegenkandidaten aufstellen würden!
    Aber das heißt, daß wir den lieben Decius jetzt häufiger sehen werden, somit hat es am Ende doch sein Gutes.« In diesem Moment kam ein Sklave herein und kündigte einen Besucher an, so daß Clodia sich verabschiedete und davoneilte.
    »Immerhin gut«, brummte Celer, »daß du dich mit Clodia verstehst, selbst wenn ihr Bruder dir am liebsten die Kehle durchschneiden würde.«
    »Clodia genießt meine allerhöchste Wertschätzung«, versicherte ich ihm.
    »Ich möchte, daß du ab morgen deine morgendliche Aufwartung mir anstatt deinem Vater machst.« Wir gingen langsam Richtung Tür.
    »Soll ich meine Klienten mitbringen?« fragte ich.
    »Nur, wenn ich eine wichtige Rede halte. Ansonsten kannst du sie entlassen, wenn du dein Haus verläßt.«
    »Mit dem größten Vergnügen.« Die Sitte, ständig einen Haufen Klienten im Schlepptau zu haben, hatte mir nie gefallen.
    Selbst Loyalität und Hingabe werden nach einer gewissen Zeit lästig.
    Im Atrium trafen wir Clodia mit dem Neuankömmling, meiner Cousine mit dem Spitznamen Felicia. Eigentlich hieß sie Cecilia Metella und war die Gattin des jüngeren Marcus Crassus, dem Sohn des großen Crassus. Es gab eine kurze verwandtschaftliche Begrüßung.
    »Was führt ihr beiden denn schon wieder im Schilde?« sagte ich. Das hätte ich besser nicht gefragt.
    »Wir werden irgendwas Skandalöses anstellen und unseren Ehemännern Schande machen«, sagte Felicia.
    »Bist du nicht inzwischen eine respektable Matrone geworden?« fragte ich. »Du ziehst doch bestimmt einen ganzen Wurf kleiner Crassi groß.«
    »Sei doch nicht so langweilig«, tadelte Felicia. »Gebären ist etwas für Sklaven und Vieh. Außerdem hast du ja auch schon ein fortgeschrittenes Alter erreicht, ohne zu heiraten.«
    »So lange kann keine Frau Decius halten«, sagte Clodia mit einem flinken Fingerschnipsen. »Vorher macht er irgendeinem Mächtigen Ärger und muß dann die Stadt verlassen, um seine Haut zu retten.«
    »Meine Damen, wenn ihr uns jetzt entschuldigen wollt, ich bringe Decius zur Tür. Er hat dringende Verpflichtungen.« Celer führte mich nach draußen. »Es ist niemandem zuzumuten, beide gleichzeitig zu ertragen«, murmelte er.
    Zu meiner Überraschung stand Hermes vor dem Tor und wartete auf mich, aber ich ignorierte seine Anwesenheit vornehmerweise, bis ich mich von meinem prominenten Verwandten verabschiedet und ihm versprochen hatte, am nächsten Tag wieder in aller Frühe bei ihm zu sein.
    Auf dem Weg zum Forum ging Hermes hinter mir. »Das ist also der große Metellus?«

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