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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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sagte er. »Sieht ja nicht besonders aus.«
    »Er ist einer der Größten«, erklärte ich ihm. »Ich hingegen bin nur ein kleiner Metellus und trotzdem weit größer als du. Das heißt, du solltest lernen, deine unverschämte Zunge im Zaum zu halten.«
    »Wie du sagst, Herr.«
    Es war ein ereignisreicher Tag geworden, dieser Tag meiner Heimkehr. Wie sich herausstellte, sollte es noch einer der ruhigeren gewesen sein.

II
    Am nächsten Morgen stand ich viel zu früh auf und begrüßte meine Klienten. Ich hatte damals noch immer recht wenige, aber sie waren ein notwendiger Bestandteil des gesellschaftlichen und politischen Lebens. Damals waren es etwa zwölf, die meisten von ihnen aus Familien, die meiner Familie schon lange verbunden waren, oder pensionierte Soldaten, die mir im Laufe der Jahre gedient hatten. Sie hatten wenig zu tun, außer mir bei Auftritten vor Gericht zuzujubeln und mich in Zeiten der Gefahr zu schützen, wofür ich meinerseits verpflichtet war, sie in Rechtsstreitigkeiten und finanziell zu unterstützen. Jetzt, wo ich Senator war, würden sie mich um mehr Gaben und Gefallen bitten.
    Ich entließ sie mit Dank und Geschenken und machte mich auf den Weg zu Geiers Haus, in dessen Atrium ich eine große Menschenmenge antraf. Geiers Klientel zählte allein in Rom mehrere Hunderte, dazu kamen weitere Tausende in Italien und den Provinzen. Logischerweise konnte ihm nicht einmal die ganze römische Schar am selben Tag ihre Aufwartung machen.
    Ich glaube, sie hatten eine Art Besuchsplan mit freien Tagen.
    Ich schlenderte unter ihnen umher, traf alte Freunde wieder und machte ein paar neue Bekanntschaften. Die Leute sprachen vor allem von Pompeius' bevorstehendem Triumph, und was für ein prachtvolles Spektakel es geben würde. Es schien so gut wie sicher, daß die mauleselig störrische Opposition des Senats sich nicht mehr lange halten konnte. In der Menge traf ich auch erneut auf Caesar.
    »Den zweiten Tag hintereinander, Gaius Julius«, sagte ich.
    »Aber mit Sicherheit ist kein Julier je Klient der Metelli gewesen.«
    Caesar lächelte sein strahlendes Lächeln. »Nein, ich komme nicht als Klient, sondern als obdachloser Bittsteller. Ich bin hier, um deinen Verwandten für morgen nacht um ein Dach über dem Kopf zu bitten.«
    »Haben sie die Dachziegel auf dem Palast des Pontifex immer noch nicht in Ordnung gebracht?« fragte ich. »Sie waren doch schon zugange, als ich Rom verlassen habe.«
    »Nein, der Bau ist völlig wetterfest, aber morgen nacht sollen dort die Riten der Bona Dea abgehalten werden, und ich darf nicht zugegen sein.«
    »Das Datum war mir entfallen«, gab ich zu. »Aber ich bin ja auch nicht verheiratet.« Das Ritual wurde im Haus des Pontifex maximus unter Leitung seiner Gattin abgehalten, und die vornehmsten Damen Roms nahmen daran teil. Männern war der Zutritt strengstens untersagt, und Frauen war es unter Androhung des Todes verboten, darüber zu sprechen. »Du meinst, nicht mal der oberste Pontifex darf daran teilnehmen?«
    »Das stimmt. Ich bin die oberste Instanz in allen Fragen unserer Religion, aber dieses eine Ritual kann ich nicht antasten, und meine Frau darf nicht darüber sprechen.«
    »Nun, das ist...« Ich wurde unterbrochen, als ein neben Caesar mit dem Rücken zu uns stehender Mann sich umwandte. Sein Gesicht war bösartig, finster und verfinsterte sich weiter, als er uns sah. Ich hätte diese gedrungene, halslose Gestalt auch von hinten erkennen müssen. Irgendwie unterdrückte ich meinen natürlichen Impuls, eine Waffe zu ziehen, und das war gut so, denn ich hatte keine bei mir.
    »Na, wenn das nicht Publius ist«, sagte ich. »Ich bin hocherfreut, dich wiederzusehen.« Und das war ich wirklich. Es tat mir immer gut, die Narben zu betrachten, die ich seinem mißgestalteten Angesicht zugefügt hatte.
    »Meine Schwester sagte, daß du zurück bist.« Er würgte die Worte beinahe heraus, als ob er einen Hustenanfall hätte. Ich schwöre, daß ich sah, wie in seiner Iris die Äderchen platzten wie kleine Blitze. Dann legte Caesar eine Hand auf seine Schulter. »Na, na, wir wollen es doch nicht zu Ungebührlichkeiten kommen lassen«, sagte Caesar und lächelte. »Dies ist das Haus von Metellus.« Auf seine Berührung, seine Worte und sein Lächeln hin hörte Clodius auf zu zittern, und die Farbe wich aus seinem Gesicht. Er nickte wortlos. Wäre der Gedanke nicht so absurd gewesen, hätte ich schwören können, daß Clodius Angst vor Caesar hatte! Ich hatte keine

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