Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
nur Frauen, oder?« Die anderen traten einen Schritt zurück und gaben verächtliche Geräusche von sich ob so viel Unerfahrenheit.
    »Ich wette, es lohnt sich, sich das Spektakel anzusehen, was?«
    sagte Clodius. Ich spielte mit dem Gedanken, neben ihn zu treten und ihm mit einer Vase oder etwas anderem auf den Kopf zu schlagen. Ich konnte seine Stimme einfach nicht ertragen. Es war nicht bloß das Thema. Er hätte auch über das Wetter reden können, und es hätte genauso geklungen.
    »Du meinst, es lohnt ein Menschenleben«, sagte ein älterer und vermutlich weiserer Mann. Die Gespräche erstarben, als Celer kam und seine Besucher zu begrüßen begann. Als er bei mir angelangt war, legte er seine Hand auf meine Schulter, eine Geste, die andeutet, daß es sich um ein Privatgespräch handelt. Die anderen wandten sich diskret ab.
    »Decius, ich möchte, daß du heute Mamercus Capito aufsuchst und ihm ein bißchen auf den Zahn fühlst. Politisch gesehen ist er eine Null, aber das sind neun von zehn Konsuln.
    Was jedoch wichtiger ist, er gilt als angenehmer Mensch, sprich, er ist fügsam und außerdem Aemilier. Er ist so vornehm, wie man es in Rom nur sein kann; ein bißchen mehr, und er würde in den Verein der Götter aufgenommen. Er würde einen passenden Kollegen für mich abgeben und hat seine Absicht verlauten lassen zu kandidieren. Finde heraus, ob er einer Coitio zugänglich ist, und ob er damit einverstanden ist, daß ich als älterer Kollege die Richtlinienkompetenz habe.«
    »Ich mache mich sofort auf den Weg zu ihm.« Diese Art Politisiererei gefiel mir. Ein Großteil unseres öffentlichen Lebens wurde so abgewickelt. Persönliche Beziehungen hatten in der Regel genausoviel damit zu tun wie politische Verbindungen. Debatten im Senat waren häufig nichts als Lärm und Geschrei, während die eigentlichen Entscheidungen bei Abendessen, in den Bädern oder sogar auf den Rängen des Circus ausgehandelt wurden.
    Ich eilte los in der Hoffnung, Capito zu Hause anzutreffen.
    Die Aemilier gehörten in der Tat zu unseren vornehmsten Familien, aber ihre Linie drohte auszusterben, und es waren nur noch wenige von ihnen übrig. Die Aemilier jener Generation waren, vom Namen einmal abgesehen, unbedeutend. Capito war gemächlich auf der Karriereleiter nach oben getrottet und hatte ein beträchtliches Dienstalter erreicht, ohne sich militärisch oder politisch auszuzeichnen. Er war wie gut zweihundert seiner Senatskollegen auch: farblose Funktionäre, die ihre Ämter auf Grund ihrer familiären Herkunft errangen, ihre Aufgaben bis zur Erreichung des Pensionsalters erledigten und dabei mit so wenig Anstrengung wie möglich durch ihre Amtszeiten bummelten, wobei sie die jeweilige Position nur als Mittel zum Zweck des Reichwerdens benutzten. Kurzum, Capito war ein idealer Kollege für einen energischen Mann wie Celer, der seine Amtsgeschäfte so ungestört wie möglich durchführen wollte. Als Chef-Konsul würde er die besseren prokonsularischen Provinzen zugeteilt bekommen, wenn er sein Amt niederlegte. Damals wollten viele Männer in erster Linie deshalb Konsul werden, um die reichen prokonsularischen Provinzen in ihre gierigen Hände zu kriegen.
    Jemand, der unter den Senatoren hinreichende Unterstützung genoß, konnte ein echtes Filetstück bekommen, während jemand, der sich im Senat viele Feinde gemacht hatte, meistens ein wertloses Stückchen Land bekam, wo es nur verschwenderischen Reichtum an unangenehmen Barbaren gab.
    Für außergewöhnliche Konsuln konnte sich der Senat auch echte Raritäten ausdenken. So hatte man Pompeius den Oberbefehl über den ganzen Mittelmeerraum gegeben, damit er uns von den Piraten befreite. Später präsidierte Caesar als Konsul einem Senat, der ihm gegenüber nicht nur feindselig eingestellt war, sondern auch Humor bewies. Anstelle einer Provinz übertrug man ihm die Instandhaltung der italischen Straßen und Trampelpfade. Natürlich sorgte er dafür, daß die Senatoren das später bereuten.
    Ja, das Konsulat war ein Amt, nach dem zu streben sich lohnte, auch wenn es nicht ohne Risiken war. Ich war fest davon überzeugt, eines Tages selbst Konsul zu werden, nicht weil ich besonders ehrgeizig gewesen wäre, sondern weil ich Caecilius Metellus hieß. Nicht, daß mir irgend jemand je den Vorwurf gemacht hätte, ich sei einer, der sich auf den Lorbeeren des Familiennamens durch seine Amtszeit ausgeruht hätte. Kein anderer liebenswerter politischer Haudegen hat so viele Mordversuche

Weitere Kostenlose Bücher