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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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wirst, mit ihr zu sprechen. Du kannst meinem Ansinnen Aus- und Nachdruck verleihen und sehen, wie sie reagiert.«
    »Ahh, Milo, mein Freund, es ist üblich, in diesen Fragen die Eltern oder den Vormund der Frau anzusprechen. Und im Sinne von Sullas Testament ist Lucullus derjenige, der über diese Autorität verfügt.«
    Milo machte eine wegwerfende Handbewegung, mit der er jegliche Sitten der Vorväter kategorisch verwarf. »Wie gesagt, bestimmte aristokratische Bräuche sind nur von verschwindender Bedeutung und kümmern mich herzlich wenig.
    Ich bezweifle auch, daß die betreffende Dame viel damit anfangen kann.«
    »In diesem Fall wird es mir eine Freude sein, in deinem Namen zu handeln.«
    Unter überschwenglichen Dankesbezeugungen verließ ich sein Haus. Das war eine Seite, die ich an Milo, der sonst zwar ebenfalls aufrichtige, aber meistens lakonische Worte fand, nicht erwartet hätte. Es war ein Indiz dafür, wie sehr seine Verliebtheit seine Manieren schon verändert hatte. Ich hatte ihn, selbst in tödlicher Gefahr, nie die Fassung verlieren sehen, aber diese Frau schien ihn nachhaltig zu beschäftigen.
    Um diese Jahreszeit wird es schon sehr früh dunkel, so daß Milo Hermes mit einer Fackel ausstattete, mit der jener uns leuchten konnte. Ich war angenehm beschwipst von dem Wein und reichlich durcheinander wegen meines neuen Auftrags. Er gefiel mir nicht, aber Milo hatte mir schon so viele Gefallen getan, daß ich ihm diesen nicht abschlagen konnte. Ich hatte das Gefühl, daß er sich mit seinem Werben um Sullas Tochter viel Ärger und Kummer einhandeln würde, und ich sollte recht behalten, aber das konnte ich ihm nicht sagen, wo doch offensichtlich seine Gefühle und nicht die Politik ihn bewegten.
    Es gab ein paar Familien, die man meines Erachtens am besten mied. Der ganze Haufen der Claudier war so ein Clan, genau wie die Antonier. Und eben auch die Familie Sullas.
    Menschen, die einen Diktator unter ihren direkten Vorfahren haben, haben meist eine übersteigerte Vorstellung von ihrer eigenen Bedeutung.
    Dieser Gedanke brachte mich wieder auf das, was Julia heute morgen gesagt hatte und woran ich mich noch immer nicht erinnern konnte. Ich kam nicht auf den Zusammenhang, obwohl ich wußte, daß es einen gab. Ich wußte, daß ich mich noch dümmer anstellte als gewöhnlich. Das konnte ich zum Teil dem Wein zuschreiben, zum Teil auch den verwickelten Wendungen, die mein Leben seit meiner Rückkehr aus Gallien genommen hatte. Und ich sollte bald auf eine Ablenkung stoßen, die den Gedanken völlig aus meinem Gedächtnis verbannte.
    »Hier ist es so duster wie in Plutos Abort«, klagte Hermes, als wir uns dem Tor näherten.
    »Das kommt davon, daß es Nacht ist«, erinnerte ich ihn.
    »Nachts ist es dunkel, und am Tag ist es hell.«
    »Ich meine nur, daß es heute besonders dunkel ist, selbst für Rom in einer mondlosen Nacht. Diese Fackel nützt mir in dieser Finsternis so viel wie eine mickrige, eindochtige Lampe.« Im nächsten Augenblick stieß er einen heiseren Schrei aus, stürzte und die Fackel ging aus. Instinktiv fuhr ich mit beiden Händen unter meine Tunika, zog meinen Dolch und streifte meinen Caestus über.
    »Was ist passiert, du kleiner Trottel?« wollte ich wissen.
    »Ich bin ausgerutscht! Da ist was Glitschiges auf dem Pflaster.« Heftig fluchend rappelte er sich wieder hoch.
    »Wahrscheinlich hat jemand seinen Nachttopf auf die Straße geleert«, sagte ich. »Guck mal, ob du die Fackel wieder zum Brennen kriegst.« »Riecht aber nicht wie Scheiße!« beharrte Hermes. »Obwohl es klebrig ist.« Er wirbelte die Fackel durch die Luft, bis die Glut Flammen schlug. In ihrem Licht untersuchte er die Flecken an seinen Händen, Beinen und seiner Tunika.
    »Wenn du diese Tunika versaut hast, werde ich dich verscherbeln auf dem...«
    »Es ist Blut!« schrie er, mich recht rüde unterbrechend. Jetzt sahen wir ein paar Schritte vor uns einen sackartigen hellen Gegenstand auf dem Pflaster liegen. »Eine Leiche!« schrie er erneut.
    »Davon wirst du, wenn du noch eine Weile in der Subura lebst, jede Menge sehen«, erklärte ich ihm. »Ich wünschte allerdings, die Banden würden ihre Drecksarbeit nicht direkt vor meiner Haustür erledigen.« Wir traten näher heran, und Hermes senkte die Fackel. In diesem Moment erkannte ich die mit dem elfenbeinernen Halbmond am Knöchel verzierten Sandalen. Ich packte meine Waffen fester.
    »Ohha. Doch keine gewöhnliche Leiche. Na, dann wollen wir mal sehen, wen wir

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