Der Frevel des Clodius
Grund des Teiches Knochen gesehen, die aussahen wie menschliche Knochen.«
»Das stimmt einen nachdenklich, was?« sagte ich. Die Besichtigung des Krokodilteiches war ein Service, den die Botschaft für die Sklaven ihrer Besucher bereithielt. Die »Knochen« waren in Wirklichkeit aus Marmor. Offenbar zermalmen Krokodile richtige Knochen zu winzigen Teilchen.
Wir hatten es fast bis zur Tür geschafft, als ein Haussklave mit einem Paket angehastet kam.
»Mein Herr sagt, du hast das hier vergessen, es ist für eure Sklaven zuhause.« Bei einem formellen Abendessen hätte ich natürlich ein paar Köstlichkeiten für meine Sklaven in meine Serviette gepackt. Bei dem zwanglosen Mittagessen hatte ich jedoch nicht daran gedacht. Wie schon gesagt, Lisas war ein ungewöhnlich aufmerksamer Mann. Ich gab Hermes das Paket.
»Ich möchte, daß du das nach Hause zu Cato und Cassandra bringst. Pack es aber nicht schon unterwegs aus und fang an zu essen. Cato soll es unter euch aufteilen.«
Er zuckte die Schultern. »Man hat mich hier bereits verpflegt.
Besser als du.«
»Lisas kann es sich leisten. Weißt du, wo Milo wohnt?«
»Das weiß doch jedes Kind in Rom.«
»Wenn du das Paket abgeliefert hast, kommst du dorthin und wartest auf mich in Milos Atrium. Aber verbrüdere dich nicht mit seinem Personal. Das sind ganz üble Gestalten.«
Er grinste vor freudiger Erwartung. »Jawohl, Herr!« Daß ich Senator und ein Caecilius Metellus war, schien ihn nicht weiter zu kümmern. Aber daß ich ein Freund von Titus Milo war, beeindruckte ihn maßlos.
Ich war froh über die Gelegenheit, alleine laufen und über alles nachdenken zu können. Ich hatte oft die besten Ideen, wenn ich in einem halb unbewußten Zustand dahinschlenderte und mich von meinen Füßen tragen ließ, wohin sie wollten.
Manchmal führten sie mich zu einem Ort, dem für die Lösung meines Problems entscheidende Bedeutung zukam. Ich habe mich oft gefragt, wie das angehen mag, und ich denke, daß es vielleicht die kleinen Götter der Wegkreuzungen, deren Schreine ich allenthalben passierte, waren, die mir halfen. Sie sind die römischsten aller Gottheiten, und es ist natürlich, daß sie sich für meine Überlegungen interessieren, die sich gewöhnlich darum drehen, unsere altehrwürdige Stadt vor Unheil zu schützen.
Ich dachte an Caesar und Crassus und Pompeius und all die anderen, die uns mit ihren Machtspielchen zur Last fielen. Und ich dachte an Julia. Irgend etwas, das sie gesagt harte, hatte eine Frage in meinem Kopf aufgeworfen, aber ich war von ihrer Gegenwart so abgelenkt gewesen, daß ich mich nicht hatte konzentrieren können; und jetzt war mir entfallen, worum es sich gehandelt hatte. Ich gab dieses Unterfangen als zwecklos auf und widmete mich wieder Crassus und Caesar.
Crassus war unvorstellbar reich, aber es fehlte ihm an Erfahrung in militärischen Führungspositionen, die für eine erfolgreiche politische Karriere als unabdingbar galt, ein Kommando, bei dem es um viel Beute und Ruhm ging. Er konnte die notwendige Dienstzeit unter höherrangigen Befehlshabern vorweisen. Er hatte bei einem Feldzug sogar selbst Legionen befehligt, im Sklavenkrieg gegen Spartacus und seine Armee.
Spartacus war vielleicht der gerissenste, fähigste und gefährlichste Feind gewesen, dem die Römer sich je gegenübersahen. Aber er war ein Sklave, und seine Anhänger waren Sklaven, und die Römer weigerten sich, eine Sklavenarmee als achtbaren Feind anzuerkennen. Schlimmer noch, Crassus hatte einen klugen, taktisch ausgeklügelten, abwartenden Krieg geführt, der die Fähigkeiten und die Disziplin seiner Legionen sowie ihre Ausrüstung optimal einsetzte. Er hatte einen vernichtend gründlichen Sieg errungen bei vergleichsweise geringen römischen Verlusten, dem jedoch das Draufgängerische fehlte, das die Öffentlichkeit so bewundert. Wie üblich war Pompeius, aus Spanien kommend, zur Stelle gewesen, als die eigentlichen Kampfhandlungen vorüber waren, hatte Italien von ein paar versprengten Banden fliehender Sklaven befreit und sich den Sieg als eigenen Verdienst an die Brust geheftet. Das hatte Crassus ihm nie vergessen. Es juckte ihn in den Fingern nach einem guten Krieg, aber bei seiner Mentalität war auch ein Staatsstreich nicht ausgeschlossen.
Was Caesar anbetrifft, so ist er mir damals wie heute ein Rätsel geblieben. Er war ein Mann von ungeheuren Fähigkeiten, der bis dato nichts zuwege gebracht hatte. Er war ein Adeliger aus einer der ältesten
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