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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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sie es ohnehin schon ist.«
    »Ja, Herr.«
    Ich war erleichtert. Es war nicht ansteckend, und er schien sich vor seiner undefinierbaren Krankheit zu erholen. Trotz allem hatte ich den Jungen ins Herz geschlossen. Die Welt war voll von demütigen, gehorsamen Sklaven, die einen ungerührt ausraubten, wenn man ihnen den Rücken zuwandte, so daß ein Sklave, der erst gar nicht so tat, als sei er etwas anderes als ein Schurke, zumindest amüsant war.
    Ich trat auf die Straße und sah, daß sich um die Leiche eine Menschenmenge gebildet hatte. Der Junge lag jetzt völlig nackt auf dem Pflaster, seine Kleidung auf einem Haufen daneben.
    Offenbar war im Laufe der Nacht jemand vorbeigekommen und hatte den Toten nach Wertsachen durchsucht. Im Morgenlicht sah die Leiche nur noch schmächtig und ziemlich erbärmlich aus. Mag sein, daß er versucht hatte, mich zu vergiften, aber er war bloß ein Junge gewesen, der sich in Geschichten verstrickt hatte, die eine Nummer zu groß und gefährlich für ihn waren.
    Meine Nachbarn sahen mich an, als erwarteten sie Anweisungen von mir. Ich war schließlich der Senator des Viertels. Ich entdeckte einen Vigilen, der offenbar gerade Feierabend gemacht hatte. Der Eimer baumelte noch an seiner Hand. »Lauf zum Praetor Urbanus«, befahl ich ihm. »Berichte ihm, daß in der Subura ein Patrizier ermordet worden ist.« Die roten Sandalen hatte der Dieb nicht mitgenommen. Selbst der dümmste Gauner wußte, daß er die besser nicht zum Verkauf anbot.
    »Was hatte er in dieser Gegend zu suchen?« fragte ein Mann.
    Diese Frage hatte ich mir auch schon gestellt. Ich wußte zwar, daß mein Verstand in jüngster Zeit ungewöhnlich langsam arbeitete, aber auch mir war klar, daß es kein bloßer Zufall sein konnte, daß Nero nur ein paar Schritte vor meiner Haustür ermordet worden war. Hatte man ihn geschickt, den Job, den er zwei Nächte zuvor in Capitos Haus verpfuscht hatte, zu vollen^ den? Und wenn ja, warum war er dann statt meiner ermord worden? Das bedeutete, daß es zwischen dem Mord an Capito und dem fehlgeschlagenen Anschlag auf mein Leben einen Zusammenhang geben mußte.
    »Sauberer Schnitt«, bemerkte einer der Umstehenden. In meiner Nachbarschaft waren sie, was diese Dinge anging, echte Kenner.
    Nach und nach trafen meine Klienten ein, und wir zogen uns ins Haus zurück. Einer Pflicht konnte ich mich, das wußte ich, jedoch nicht entziehen. Einer meiner Klienten hatte einen Sklavenjungen mitgebracht, den ich mir auslieh.
    »Weißt du, wo das Haus von Clodius ist?« fragte ich ihn. Der Junge nickte. »Dann lauf dorthin und sag ihn, daß hier ein Verwandter von ihm tot auf der Straße liegt.«
    »Ich? Soll mit Clodius reden?« Er hatte vor Angst die Augen weit aufgerissen.
    »Wahrscheinlich wirst du nur mit seinem Majordomus sprechen. Wenn Clodius dich persönlich befragen will, hab keine Angst vor ihm. Er weiß, daß er das Eigentum eines fremden Mannes besser nicht anrührt. Und jetzt ab mir dir.«
    Der Junge rannte nach draußen, und wenige Minuten später traf ein Beamter in Begleitung eines einzelnen Liktors ein. Ich kannte ihn nicht.
    »Ich bin Lucius Flavius«, sagte er, »Judex am Gerichtshof des Praetor Urbanus. Hast du die Leiche entdeckt, Senator?«
    »Meine Nachbarn haben sie heute morgen gefunden«, erklärte ich ausweichend. »Aber es sieht so aus, als ob davor ein Räuber ihn entdeckt hat.«
    »Kennst du ihn?«
    »Appius Claudius Nero. Ich habe ihn vor vier Tagen im Haus von Metellus Celer getroffen. Er war in Begleitung von Publius Clodius. Ich habe schon einen Boten zu ihm geschickt, damit er herkommen und die Leiche beanspruchen kann.«
    »Damit hast du mir eine Aufgabe abgenommen. Sieht so aus, als sei er auf dieselbe Weise ermordet worden wie Mamercus Aemilius Capito.«
    »Am Abend dieses Mordes war er in Capitos Haus. Ich weiß nicht, ob da ein Zusammenhang besteht.«
    Flavius zuckte die Schultern. »Clodius' Freunde kommen häufiger gewaltsam zu Tode. Ich vermute, der Bursche ist in schlechte Gesellschaft geraten. Wenn du mir die Bemerkung verzeihst, aber das ist eine recht berüchtigte Gegend hier.
    Wahrscheinlich war er auf der Suche nach billigen Vergnügen irgendeiner Art und ist seinem Mörder zufällig in die Arme gelaufen. In manchen Ecken der Stadt sollte man besser nicht gut gekleidet alleine unterwegs sein.«
    »Wie wahr«, sagte ich. Bei Capito war Nero in Begleitung von einem ganzen Haufen Sklaven erschienen, aber wenn er gekommen war, mich zu töten, dann

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