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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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hatte Glück, er war allein, das heißt, er hatte keine Besucher von Bedeutung, obwohl im Haus eine leicht unterbesetzte Centurie von Schlägern herumlungerte. Er führte mich in einen Nebenraum.
    »Du siehst müde aus, Decius. Nimm einen Schluck Wein.« Er schenkte zwei Becher voll und reichte mir einen. Es war ein guter Falerner, mit nicht mehr Wasser gemischt als notwendig, um dem Vorwurf der Unzivilisiertheit zu entgehen. Dankbar nahm ich einen großen Schluck.
    »Ich sollte auch müde sein. Ich habe den Tag im Haus von Celer begonnen, von wo ich zum Forum und dann zum Haus von Caesar gegangen bin, von da weiter zum Haus von Crassus und zur ägyptischen Botschaft. Nach dem Mittagessen mit Lisas bin ich zum Capitol gegangen, um zu sehen, ob Jupiter die Geschichte für mich lösen könnte, aber diese Gunst blieb mir verwehrt. Jetzt bin ich hierher gekommen, um mit dir zu reden.
    Ich hätte in Spanien bleiben sollen. Das Leben in der Legion war nicht halb so anstrengend.«
    »Wenn man einen Vorsprung gewinnen will, muß man sich anstrengen.« Milo hatte wenig Mitleid mit Menschen, deren Kraftaufwendungen weniger formidabel waren als seine eigenen. »Noch immer die Sache mit dem Frevel?«
    »Ja, und mittlerweile hat auch der Mord an Capito eine unerwartete Wendung genommen.« Ich beschrieb ihm die Wunden, wie Asklepiodes es mir erzählt hatte, und er hörte mit großer Aufmerksamkeit zu. Die feine Kunst der schweren Körperverletzungen war für Milo stets von größtem Interesse.
    »Der Schlag mit dem Hammer ist also erst erfolgt, nachdem der Kerl schon tot war?« sinnierte Milo. »Das klingt - ich weiß nicht-, es klingt mehr nach einem rituellen Mord als nach einem gewöhnlichen Totschlag. Ich habe mich auf der Suche nach jemandem, der diese Zwei-Stoß-Technik benutzt, unter den Sicarii umgehört, aber ich bin natürlich davon ausgegangen, daß der Mann mit dem Hammerschlag für den Mord außer Gefecht gesetzt worden ist. Das ändert die Sachlage. Wenn es ein Ritual ist, ist es kein römisches Ritual. Vielleicht solltest du dich in der ausländischen Gemeinde umtun.«
    »Wunderbar. Rom ist voll mit Ausländern und ihren widerwärtigen Religionen. Ich kann doch nicht an die Tür jedes Orientalen, Galliers oder Afrikaners in Rom klopfen.«
    »Die meisten von ihnen lassen sich mit Leichtigkeit als Täter ausschließen«, sagte Milo mit gewohntem Scharfsinn. »Es muß jemand sein, der mit Capito zu tun hatte. Er hatte sicherlich keinen Kontakt zu nubischen Stammeshäuptlingen und arabischen Kameltreibern. Finde heraus, in was Capito verwickelt war, und du wirst höchstwahrscheinlich auch auf den Ausländer stoßen, der einen Grund hatte, ihn zu töten.«
    »Das klingt vernünftig», gab ich zu. »Wirst du mir dabei helfen?«
    »Sicher«, sagte er. »Gefälligkeit gegen Gefälligkeit?«
    »Was immer du wünschst«, sagte ich, »aber was kann ein politischer Niemand wie ich für dich tun?« Ich war nie der irrigen Auffassung gewesen, daß Milos Gefälligkeiten der Ausdruck reiner Großzügigkeit waren, sondern ging stets davon aus, daß er mich irgendwann um eine Gegenleistung bitten würde. Aber ich hatte angenommen, daß das geschehen würde, nachdem ich eine gewisse Bedeutung und Einfluß erlangt hätte.
    »Im Moment brauche ich nicht deinen politischen Rang, sondern deine gesellschaftliche Stellung. Ich will, daß du mir hilfst, der Dame Fausta den Hof zu machen.«
    Ich hätte es wissen müssen. »Da hast du dir aber einiges vorgenommen, mein Freund.« In dem Moment, in dem ich es sagte, war mir schon klar, wie dumm es war. Warum sollte sich ein Mann, der plante, Rom zu beherrschen, nicht viel vornehmen?
    »Ich glaube nicht, daß die Dame das ebenso sieht«, sagte Milo. »Sie ist eine Cornelierin, aber ihr Vater entstammte dem ärmsten Zweig der Familie. Sulla war ein patrizischer Bettler, der es bis ganz nach oben gebracht hat. Und sie weiß das. Fausta weiß, daß die Tage der Patrizier vorüber sind und daß die Zukunft in Rom Männern wie mir gehört.« Das war charakteristisch unverblümt und absolut wahr. Milo war auf eine Art hellsichtig, mit der es nicht einmal Cicero aufnehmen konnte.
    »Ich werde dir natürlich gerne in jeder erdenklichen Weise behilflich sein. Was soll ich für dich tun?«
    »Bis dato fehlt mir noch der gesellschaftliche Rang, ganz beiläufig bei Lucullus vorbeizuschauen. Du hingegen kannst das. Fausta scheint sich völlig frei im Haus zu bewegen, so daß du keine Schwierigkeiten haben

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