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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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hier haben.« Ich kauerte mich neben dem Kopf des Toten nieder, und Hermes kam mit der Fackel noch näher. »So, so«, sagte ich. »Es ist sogar jemand, den wir kennen.
    Schade, daß es nicht Clodius ist.«
    »Beim Pollux!« rief der Junge. »Es ist dieser kleine patrizische Mistkerl, der versucht hat, dich zu vergiften!«
    Und in der Tat, da lag er, der junge Appius Claudius Nero, mit einem sauberen Stich im Hals und einem kreisrunden Abdruck auf der Stirn.

VIII
    Ich ließ ihn bis zum Morgen liegen. Er war nicht mein Freund gewesen, und ich sah keinen Sinn darin, eine Menge Bürger aufzuwecken, nur damit sie angerannt kamen, den Rotzlümmel zu begaffen. Noch viel weniger hatte ich Lust, seinetwegen um meinen Nachtschlaf gebracht zu werden. Ich hatte einen langen und anstrengenden Tag hinter mir und war müde. Also warf ich eine Handvoll Erde über seine Leiche und ging ins Haus. Ich bat Hermes, seine Tunika in einem Eimer Wasser einzuweichen, bevor er schlafen ging. Wie üblich war ich knapp bei Kasse und wollte ihm keine neue kaufen.
    Ich schlief selbst wie ein Toter und fühlte mich beim Aufwachen wesentlich besser. Beim ersten Morgengrauen brachte Cato mir eine Schüssel und mein Frühstück. Ich spritzte mir ein wenig Wasser ins Gesicht und verzehrte ein Stück Brot mit Käse, während ich mir mühsam den Ablauf des gestrigen Tages in Erinnerung zu rufen suchte. Die letzten Schleier des Schlafes lüfteten sich, und mir wurde klar, daß es ein außergewöhnlich ereignisreicher Tag gewesen war. Während ich auf gekochten Eiern, Früchten und zum Abschluß auf einer in süßem Wein getränkten Kruste herumkaute, ordnete ich meine Gedanken. Mein Vater erklärte mir immer, wie dekadent er meine Angewohnheit fand, im Bett zu frühstücken. Oder überhaupt zu frühstücken. Er hielt das für eine unrömische Sitte und obendrein für verweichlichend. Wahrscheinlich hatte er recht, aber ich tat es trotzdem. Als ich gerade fertig war, kam Cato wieder herein.
    »Herr, vor dem Haus gibt es einen Aufruhr.«
    »Was ist los?« fragte ich unschuldig. Ich hatte beschlossen, die Tatsache, daß ich den kleinen Lauser schon gestern gefunden hatte, zu verschweigen. »Wo ist Hermes?«
    »Krank. Behauptet, er hätte Bauchschmerzen. Ich habe seine Tunika heute morgen zum Einweichen in einem Eimer gefunden, also muß er sich gestern besudelt haben.«
    »Sag diesem kleinen Simulanten-Ferkel, er soll sofort herkommen«, sagte ich.
    »Er simuliert nicht, Herr«, beharrte Cato. »Er hat sein ganzes Zimmer vollgekotzt.«
    »Wie schafft der Junge es nur, mich auf so vielfältige Weise zu ärgern?« sagte ich, stand auf und ging zu seiner Kammer. Als ich die Tür öffnete, schlug mir der strenge Geruch von Erbrochenem entgegen. Der Junge lag seitlich auf seiner Pritsche, den Körper um die in den Magen gedrückten Fäuste gekrümmt. Ich kauerte mich neben ihn und legte meine Hand auf seine Stirn. Er hatte kein Fieber, und ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Die Pest im Haus hätte mir gerade noch gefehlt.
    »Wann hat es angefangen?« fragte ich.
    »Mitten in der Nacht«, stöhnte er. »Ich bin mit Krämpfen aufgewacht.« Sämtliches Blut wich aus seinem lila angelaufenem Gesicht. »Sie kommen und gehen«, sagte er aschfahl. »Jetzt geht es mir gut, aber in ein paar Minuten fängt es wieder von vorne an.«
    »Werden die Krämpfe heftiger?« fragte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Sie sind nicht mehr so schlimm wie vor ein paar Stunden, und die Abstände werden größer.«
    »Hast du gestern abend bei Milo etwas gegessen?«
    »Ja. Ein paar seiner Männer haben mich mit in die Küche genommen, wo ich deutlich besser gegessen habe als hier.«
    »Wahrscheinlich haben sie dir ein Brechmittel ins Essen gemischt. Sie haben einen recht rauhen Humor. Sei vorsichtig mit ihnen. Milo mag mein Freund sein, aber seine Männer sind Mörder und Verbrecher aller Art.«
    »Ja, Herr«, sagte er schwach. Aber mir konnte er nichts vormachen. In Wirklichkeit wünschte er sich sehnlichst, so zu sein wie sie.
    »Hör zu, Hermes. Ich habe beschlossen, den Fund von Neros Leiche für mich zu behalten. Sprich zu keinem darüber.«
    »Ja, Herr«, sagte er matt. Offenbar war ihm zu elend zum Protestieren.
    »Gut. Ich gehe jetzt. Als nächstes kriegst du wahrscheinlich Durchfall. In dem Fall wird Cato dir helfen, zum öffentlichen Abort ein Stück die Straße runter zu gelangen. Ich wüßte nicht, warum man die Luft hier noch mehr verpesten sollte, als

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