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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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natürlich ohne Zeugen.
    »Ich glaube, ich warte wohl besser, bis Clodius hier auftaucht, um die Leiche abzuholen«, sagte er. Ich schickte Cato nach einer Kleinigkeit zu essen und etwas Wein und bat Flavius in mein Arbeitszimmer. Dankbar nahm er die Einladung an. Offenbar interessierte ihn die Ermordung Neros nicht besonders.
    Ich sollte bald erfahren, was ihn statt dessen bewegte.
    »Ich weiß, wir haben uns eben erst kennengelernt, Senator«, sagte er, »aber neue Freunde sind immer wertvoll, selbst wenn man sie unter solch unorthodoxen Umständen trifft. Es ist nämlich so, daß ich im nächsten Jahr für das Tribunat kandidiere, und die Unterstützung der Metelli wäre da sicher von Vorteil.« Das war, gelinde gesagt, eine Untertreibung. Wir kontrollierten einen riesigen Stimmenblock in der plebejischen Volksversammlung.
    »Ich nehme innerhalb des Familienrats keine hohe Stellung ein«, sagte ich, »aber ich werde auch nicht völlig ignoriert. Wie stehst du zu den Landversprechen für Pompeius' Veteranen?«
    »Ich habe vor, ein Agrargesetz zur Unterstützung der Landverteilungen einzubringen, wobei ich eine Kombination aus öffentlichem Boden und zusätzlichen, aus Steuereinnahmen finanzierten Landkäufen favorisiere. Ich habe Cicero meinen Plan skizziert, und er hält ihn für durchführbar.«
    »Gut. Wirst du dich Clodius' Bemühungen, in den plebejischen Stand zu wechseln, widersetzen?«
    »Ich werde gegen jeden Versuch in dieser Richtung mein Veto einlegen. Und das wird auch bitter nötig sein, weil ich zufällig weiß, daß Clodius Gaius Herennius bei der Wahl zum Tribunat unterstützt. Clodius hilft Herennius gewählt zu werden, und Herennius wird eine Vorlage einbringen, Clodius den Übertritt zu ermöglichen, so lautet die Vereinbarung.«
    »Ich habe gehört, Clodius würde neue und unerhörte Methoden einsetzen, sich beim Mob einzuschmeicheln«, sagte ich.
    »Und überaus erfolgreich. Wenn man sich das Tavernengerede anhört, könnte man meinen, Clodius sei eine Art wiedergeborener Romulus.«
    Das klang beunruhigend. »Wenn das so ist, darfst du auf meine Unterstützung rechnen.« Ich hatte keine Ahnung, ob ich seinen Worten trauen konnte, aber ich nahm mir vor, das bald herauszufinden. Wir unterhielten uns noch eine Weile über allgemeine politische Fragen, bis einer meiner Klienten uns meldete, daß eine Delegation eingetroffen sei, um die Leiche abzuholen. Ich stand auf und ging zum Vordertor meines Hauses. Ich hatte wenig Angst, daß es zu einem ernsthaften Kampf mit Clodius kommen würde. Wie sehr die Schar seiner Anhänger in den Elendsvierteln auch wachsen mochte, mein Distrikt war fest in der Hand von Milo und den Seinen.
    Draußen wartete Clodius mit einer Horde Gefolgsleute an einer mitgebrachten Bahre, während die Libitinarii ein flüchtiges Lustrum zelebrierten, damit die Leiche ohne Gefahr von Verunreinigung angefaßt werden konnte. Der Priester berührte sie mit dem Hammer, um sie für die Göttin zu beanspruchen, und vollführte dann sein übliches Tamtam mit Wässerchen und Püderchen. Dann nickte er Clodius zu, der mich die ganze Zeit angestrengt ignoriert hatte.
    Daraufhin kam Clodius seinen rituellen Pflichten nach. Die Leiche wurde auf die Bahre gehoben, und er beugte sich über ihr Gesicht, fast so als ob er den Jungen küssen wollte, und vollführte eine Pantomime, in der er den letzten aus dem Körper entweichenden Atem auffing. Dafür war es ein bißchen spät, dachte ich, aber so wollte es das Ritual. Clodius richtete sich auf, klatschte dreimal in die Hände und rief die Conclamatio: »Appius Claudius Nero! Appius Claudius Nero! Appius Claudius Nero!« Nach dem letzten Aufruf des Namens stimmte eine Schar weiblicher Verwandter und Sklavinnen das schrille Wehklagen an, und Clodius legte eine Münze für den Fährmann unter die Zunge des Jungen. Als die Bahre hochgehoben wurde, drehte er sich wutentbrannt zu mir um, sagte aber nichts, bis die Bahre samt Leiche weggetragen war und das Lamento in der Ferne verklang.
    »Metellus! Du hast meinen Cousin ermordet, und ich werde deshalb vor dem Gerichtshof Anklage gegen dich erheben!«
    Offensichtlich glaubte er selbst nicht, was er sagte. Er zog es vor, seine Feinde ohne das vorherige Privileg eines Prozesses zu töten.
    »Du quatschst heute morgen noch mehr Schwachsinn als üblich, Clodius«, sagte ich. »Wenn ich den Jungen wirklich hätte umbringen wollen, hätte ich das wohl nicht direkt vor meiner Haustür getan. Es ist ganz

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