Der Frevel des Clodius
jubeln.«
»Wenn es seinen Aktivitäten an einer gewissen Wohlanständigkeit mangelt - ist es denn ehrenhafter, Ausländer abzuschlachten als sich in den Straßen Roms zu prügeln?
Außerdem werden seine jugendlichen Exzesse, wenn er erst einmal zu Rang und Namen gekommen ist, schnell in Vergessenheit geraten, wie das immer der Fall ist. Guck dir Crassus an. Oder selbst Sulla. Beide wurden zunächst als jugendliche, degenerierte Elemente verabscheut, aber wenig später küßten ihnen die höchsten Vertreter Roms den Hintern.
Warte einfach ab. Bald wird ganz Rom die Lippen spitzen, um von Titus Milo geküßt zu werden.«
»Ich gebe zu, daß er keinen besseren Mann hätte schicken können, seine Sache zu vertreten. Inzwischen will ich ihn fast selbst heiraten.«
»Dann wirst du ihm also erlauben, Fausta den Hof zu machen?« sagte ich.
»Es gibt da ein kleines, aber wichtiges Problem«, sagte er. »Und das wäre?«
»Ein Frosch, der in meinem Teich quakt, hat in etwa soviel Einfluß auf sie wie ich. Ich bin zwar der Testamentsvollstrecker ihres Vaters, aber sie ist der Ansicht, daß sich diese Vollmacht nicht auch auf ihre Person bezieht, ungeachtet dessen, was das Gesetz dazu sagen mag. Sie ist eine Cornelierin und Sullas Tochter und denkt gar nicht daran, sich einem gemeinen Licinius wie mir zu unterwerfen. Wir kommen miteinander klar, aber das ist auch alles. Sie versteht sich besser mit Claudia, und das ist ein schlechtes Zeichen. Aber wenn Milo sein zukünftiges Glück mit einer arroganten, cornelischen Halbgöttin riskieren will, hat er meine Erlaubnis, es zu versuchen.«
»Kann ich mit ihr sprechen?« fragte ich.
»Ich werde nach ihr schicken, aber mehr kann ich nicht versprechen.« Er hob so geringfügig seine Hand, daß man es für ein unwillkürliches Zucken hätte halten können. Aber seine Sklaven waren sensibel genug, ihm den geringsten Wunsch von den Augen abzulesen. Einer von ihnen kam geeilt und brach fast vor unseren Füßen zusammen. »Sag der Dame Fausta, daß im Garten ein Besucher auf sie wartet«, murmelte Lucullus. Der Mann sprintete davon, als hätte er Flügel an den Fersen.
Lucullus erhob sich. »Ich wünsche dir alles nur erdenkliche Glück, Decius. Die Frau ist eigensinnig, aber nicht ohne eine gewisse Intelligenz. Die Männer, deren Gesellschaft ich vorziehe, sind ihrer Ansicht nach zu langweilig, ihr Interesse zu erregen.
Wenn überhaupt jemand ihr Gefallen findet, dann vermutlich ein Mann wie Milo.«
Er ließ mich mit dem goldenen Weinkrug im Garten zurück.
Ich goß mir einen weiteren Becher ein. So einen Caecuber kriegt man nicht alle Tage zu trinken. Während ich auf Fausta wartete, fläzte ich mich in meinen Stuhl und versuchte mir vorzustellen, wie es sein mochte, wie Lucullus zu leben. Ohne meinen Kopf besonders weit zu wenden, konnte ich mindestens fünfzig Sklaven bei der Gartenarbeit sehen. Das war, wie ich wußte, nur ein Bruchteil seines Personals. Der Tisch war aus edlem Porphyr, der darauf stehende Weinkrug aus massivem Gold. Er sah aus, als würde er leer mehr wiegen als ein gewöhnlicher Krug gefüllt. Ich beschloß ihn zu leeren, um es herauszufinden.
Wie das wohl war, dachte ich, wenn man an einem besonders liebreizenden Fleckchen Erde, zum Beispiel zwischen Rom und Brundisium, vorbeikam und beschloß, daß einem die Gegend gefiel, sich an seinen Verwalter wandte und einfach sagte: »Kauf alles Land im Umkreis von zehn Meilen und bau mir eine Villa.« Und wenn man dann ein Jahr später wieder vorbeikam, sah man ein Haus von der Größe einer mittleren Stadt, umgeben von kultivierten Parkanlagen, dekoriert mit der erlesensten Kriegsbeute aus Griechenland und dem Orient, bezugsfertig für den Fall, daß man auf seiner Reise eine Rast einlegen wollte.
Mir kam das wie ein äußerst angenehmes Leben vor. Das Problem war nur, daß man ein paar außerordentlich reiche Könige besiegen mußte, um solche Reichtümer anzukaufen wie Lucullus.
Als Fausta kam, hatte sich schon eine warme, flauschige Hülle um die Welt gelegt. Es war ein wirklich ausgezeichneter Caecuber.
»Es tut mir schrecklich leid, daß ich dich so lange habe warten lassen, Decius Caecilius.« Sie war keinen Deut weniger schön als an dem Tag, an dem ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. Sie trug ein Gewand aus safranfarbenem Leinen, über das sie ein kurzes Pallium aus feiner, weißer Wolle geworfen hatte.
»Ich kam unangemeldet«, sagte ich mich erhebend, »und im Haus von Lucullus zu warten,
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