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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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jemand lügt. Nur verheiratete Frauen nehmen an dem Ritual teil, und ich hatte nicht die Absicht, einen Abend damit zu verschwenden, mit einem Haufen hochgeborener Mädchen zu tratschen, die gerade halb so alt sind wie ich.«
    »Dann hat man mich wohl falsch informiert«, sagte ich.
    »Bitte, verzeih mir.«
    »Warum? Du hast mich nicht beleidigt. Sag Milo, daß ich mich darauf freue, von ihm zu hören.« Sie erhob sich und streckte eine Hand aus, die ich ergriff. »Guten Tag, Decius Caecilius.« Ich beobachtete ihren Abgang. Es war ein angenehmer Anblick, aber er verriet mir nichts über ihre Glaubwürdigkeit. Entweder sie log oder Julia. Ich wußte, wem ich lieber glauben wollte.
    Ich fand Hermes auf einer Bank im Atrium. Er blickte verärgert auf, als ich ihm ein Zeichen machte, sich mir anzuschließen.
    »Du siehst aus, als wärst du mal kurz in einer Taverne verschwunden«, sagte er. »Wirst du dich jetzt den ganzen Nachhauseweg auf mich stützen?«
    »Unsinn«, sagte ich. »Niemand betrinkt sich mit einem so edlen Tropfen, wie ich ihn gerade genossen habe.« Wir verließen das Haus und gingen Richtung Forum.
    »Ich habe schon an Banketten in so prächtigen Häusern wie diesem teilgenommen«, sagte er. »Aber mir war nie klar, daß die Gäste aus reiner Freude gekotzt haben.«
    »Du vulgärer kleiner Schlingel«, schalt ich ihn. »Du sollst nicht so über Menschen reden, die über dir stehen.«
    »Du solltest mal hören, wie wir Sklaven über euch reden, wenn kein Freigeborener in der Nähe ist.«
    »So verdienst du dir bestimmt keine kleinen Gefälligkeiten«, warnte ich ihn.
    »Ha. Wahrscheinlich erinnerst du dich später sowieso nicht oh je.« Er riß seine Augen auf, und ich tat es ihm, wie ich gestehen muß, nach. Eine Horde brutal aussehender Männer kam auf uns zugeschlendert und versperrte die enge Straße. Vorne in der Mitte ging der häßlichste von ihnen: Publius Clodius Pulcher.
    »Oje, fürwahr«, murmelte ich. »Hermes, bist du bereit, meinem Angriff Rückendeckung zu geben?«
    »Dir Rückendeckung geben? Was willst du denn gegen den Haufen ausrichten?« Die Stimme des Jungen zitterte vor Angst.
    »Halt nur die Augen offen und die Sinne beieinander«, sagte ich aufmunternd. Ich wählte eine ebene Stelle. Zu meiner Linken führte ein Treppenabsatz zwischen zwei Häusern auf eine höher gelegene Straße. Hinter uns war die Straße relativ leer, stieg aber steil an. Obwohl ich keineswegs betrunken war, wünschte ich mir doch im nachhinein, ich hätte dem Caecuber mit mehr Mäßigung zugesprochen.
    »Metellus! Ich werde den Eindruck nicht los, daß du mir aus dem Weg gehst! Ich bin gekränkt!« Er grinste sein häßliches, öliges Grinsen. Clodius hatte keine formellen Besuche hinter sich und war lediglich in Tunika und Sandalen gekleidet.
    Letztere waren aus gewöhnlichem braunen Leder, obwohl ihm auch ein roter, hochgeschnürter Halbstiefel mit dicken Sohlen und einem elfenbeinernen Halbmond am Knöchel zugestanden hätte. Selbst seine Tunika war ein Exomis, wie ihn Arbeiter tragen, und zwar die griechische Version mit freier rechter Schulter und halbfreier Brust. Clodius, der Mann des Volkes.
    »Du weißt doch, wie sehr ich deine Gesellschaft genieße, Publius«, sagte ich. »Du kannst mir jederzeit bei meinem Morgenempfang deine Aufwartung machen.«
    Sein Lachen klang laut und falsch. »Wann hat ein Claudier je einem Meteller seine Aufwartung gemacht?«
    Ich drohte ihm mit dem Finger. »Vorsicht, Publius, deine patrizische Ader geht mit dir durch. Die Leute könnten dich für hochgeboren halten, und dann war das ganze primitive Leben und die üble Gesellschaft, die du gepflegt hast, völlig umsonst.«
    »Er ist betrunken«, meinte einer seiner Schläger. »Betrunken stirbt es sich genausogut wie nüchtern«, sagte Clodius.
    »Schnappt ihn euch.«
    »Nur einen Augenblick«, sagte ich, meine Hand erhebend.
    »Du bist im Voneil. Gib mir nur einen Augenblick.« Feierlich legte ich meine Toga ab und faltete sie.
    »Er will die Sache wirklich ausfechten«, sagte Clodius. »Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Nur zu, Decius. Hinterher wickeln wir dich darin ein, dann siehst du nicht ganz so erbärmlich aus, wenn deine Sklaven kommen, um dich nach Hause zu tragen. Du wirst auf jeden Fall ein besseres Bild abgeben als der arme Appius Nero, nachdem du ihn ermordet hast.«
    »Ich habe ihn nicht ermordet, Publius, du warst es oder vielleicht deine Schwester Clodia.«
    Er setzte erneut zu seiner Nummer mit

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