Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
heißt leben wie ein König. Wer will sich da beklagen?« Ein Sklave schwebte mit einem Tablett in unsere Nähe, von dem ich einen Pokal griff und für sie füllte.
    Die alte Regel, daß Frauen nicht mit Männern trinken sollten, verblaßte rasch, vor allem bei einem informellen Anlaß wie diesem. Außerdem galten gewöhnliche Regeln nie für Frauen wie Fausta.
    »Danke«, sagte sie, den Pokal nehmend, ohne daraus zu trinken. »Wie man hört, ermittelst du im Fall der Entweihung der Riten. Bist du deswegen hier?«
    »Ich bin gekränkt«, sagte ich. »Jeder denkt, daß ich nichts anderes tue, als herumzuschnüffeln. Tatsächlich könnte mir in diesem Moment nichts ferner liegen.« Das war nicht ganz richtig. »Ich bin in Gestalt des Cupido gekommen.«
    »Ein Heiratsantrag?« sagte sie kühl. »Ich habe schon gehört, daß du nicht verheiratet bist.« Die Vorstellung war für sie offenbar so aufregend, wie unter Felsen nach Kröten zu suchen.
    »Keineswegs. Wenn das der Fall wäre, hätte sich mein Vater an deinen Vormund gewandt. Nein, ich komme im Namen eines guten Freundes, Titus Annius Milo Papianus. Er hat dich vor ein paar Tagen kennengelernt und ist seither ganz verzückt, wie es wohl jeder Mann gewesen wäre.«
    Sie wurde auf der Stelle lebhafter. »Milo! Er ist jedenfalls kein gewöhnlicher Mann. Ich fand ihn faszinierend. Aber seine Familie ist mir unbekannt. Er hat einen Adoptivnamen. Wie ist er dazu gekommen?«
    »Sein Vater war Gaius Papius Celsus, ein Landbesitzer aus dem Süden. Als Milo nach Rom kam, hat er sich von seinem Großvater mütterlicherseits, Titus Annius Luscus, adoptieren lassen. Das geschah aus rein politischen Erwägungen, damit er Wohnrecht in der Stadt und die Mitgliedschaft in einem städtischen Tribus erhielt.« Zumindest dieser Teil war leicht.
    Bei einem patrizischen Stammbaum hätte ich vielleicht noch eine Stunde weiter dozieren müssen.
    »Aber die ländlichen Tribus sind doch viel ehrwürdiger«, bemerkte sie. »Die besten Familien gehören zu ländlichen Stämmen.« »Das war früher einmal so, meine Dame. Heute liegt die Macht in Rom beim städtischen Pöbel, den Milo anzuführen gedenkt. Vergiß große Namen und noble Herkunft. Milo hat vor, sich selbst einen Namen zu machen, und er ist auf dem besten Wege dazu. Viele Männer mit wohlklingenden, alten, patrizischen Namen leben knapp oberhalb der Bettelgrenze.
    Wenn du vornehm heiraten willst, ist es das, was dir bevorsteht.
    Mit Milo würdest du ein Leben führen, das man nur als interessant bezeichnen kann.«
    »Das klingt faszinierend. Ich nehme an, er verfügt über ein angemessenes Stadthaus?«
    »Eines der größten und mit Personal am besten ausgestatteten Häuser Roms«, versicherte ich ihr. Vermutlich hätte ich ihr sagen sollen, daß es eine Festung war und sein Personal aus Schlägern, Arena-Ködern und Strolchen bestand, wie man sie nur selten trifft, aber warum sollte ich sie um eine einzigartige Überraschung bringen?
    »Zu mir kommen so viele Freier«, sagte sie, »und alle sind schrecklich langweilig. Ich bin jetzt siebenundzwanzig Jahre alt, weißt du. Ich hatte schon fast entschieden, unverheiratet zu bleiben, selbst wenn das bedeuten würde, daß ich streng legal gesehen als Kind unter Lucullus' Vormundschaft leben müßte.
    Das ist das erste interessante Angebot, das mir unterkommt. Du darfst Milo mitteilen, daß ich gewillt bin, sein Werben anzuhören. Er kann mich jederzeit auch informell besuchen, aber es muß klar sein, daß jedwedes Arrangement nur zwischen uns beiden getroffen wird. Ich habe mir geschworen, mir eher die Pulsadern aufzuschlitzen, als mich einer arrangierten Ehe zu beugen.«
    »Absolut verständlich. Sonst würdest du am Ende noch als Ehefrau von Cato enden. Ich bin sicher, diese Botschaft wird Milo mit allergrößter Freude erfüllen. Möchtest du noch ein wenig von diesem ausgezeichneten Caecuber?« Sie schüttelte den Kopf. Ich glaube nicht, daß sie an ihrem Pokal auch nur genippt hatte. »Jetzt, wo das geklärt ist, möchtest du mich nicht vielleicht doch über jenen skandalösen Abend aufklären, der mittlerweile ganz Rom erheitert?«
    »Ich fürchte, das kann ich nicht«, sagte sie. »Ah. Das rituelle Tabu, darüber zu sprechen?«
    »Nein, keineswegs. Ich war an jenem Abend nicht in Caesars Haus.«
    Mein Weinbecher stoppte auf dem Weg zu meinem Mund in der Luft. »Nicht? Aber man hat dich dort gesehen.«
    Sie zuckte mit keiner Wimper. »Dann hat sich entweder jemand geirrt, oder

Weitere Kostenlose Bücher