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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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dieser Beziehung wird sie dann zur Doppelgöttin Venus Libitina. So kann sich Caesar auf jede von beiden berufen, ohne sich zu widersprechen.«
    »Religion ist eine wahrhaft wundersame Sache«, sagte Asklepiodes.
    Ich erzählte ihm den Rest der Geschichte, wobei ich mich nicht mit meinem Scharfsinn brüstete, sondern ihm vielmehr von meiner Ahnungslosigkeit berichtete. Als ich geendet hatte, füllte er aufs neue unsere Becher, und wir grübelten beide eine Weile.
    »Also erstreckt sich deine Untersuchung, die ursprünglich nur die Schuld von Clodius feststellen sollte, inzwischen auch auf Pompeius und Caesar?«
    »Und Crassus«, sagte ich. »Ihn wollen wir nicht vergessen.
    Wenn die beiden anderen mit drin stecken, dann er auch.«
    »Was, wenn der Zweck ihres Komplotts die Vernichtung von Crassus ist?«
    »Das ist doch auch eine Form von Verwicklung, oder nicht?«
    sagte ich.
    »Scharfsinnig beobachtet«, gestand er ein.
    Ich stand hastig auf. »Ich danke dir. Ich habe dort unten jemand gesehen, mit dem ich dringend reden muß.«
    Asklepiodes folgte meinem Blick und sah den jungen Mann, der gerade den Übungshof betreten hatte. »Ein gutaussehender Junge! Und welch auffällige Haarfarbe, fast wie ein Germane.«
    »So blondes Haar ist unter Römern äußerst selten«, erklärte ich ihm. »Es ist nur in einer patrizischen Familie verbreitet, dem Gens Cornelia.«
    »Dein hastiger Aufbruch sei dir vergeben. Um einen so wohlgestalteten Jüngling zu begrüßen, würde ich mich möglicherweise ähnlich abrupt empfehlen.« Schließlich war er Grieche.
    Der junge Mann blickte auf, als ich mich ihm näherte. Seine Augen waren wie ägyptische Lapislazuli. »Ich glaube, wir haben uns seit unserer Kindheit nicht mehr getroffen, aber ich habe dich gestern in Pompeius' Lager gesehen. Ich bin Decius Caecilius Metellus der Jüngere. Bist du nicht Faustus Cornelius Sulla?«
    Er lächelte. »So ist es. Ich glaube, wir sind als Jungen bei den trojanischen Spielen gemeinsam geritten.«
    »Ich weiß noch, daß ich vom Pferd gefallen bin.« Faustus war ein kleiner, fast zart wirkender Mann, aber ich wußte, daß dieser Eindruck täuschte. Er hatte sich als Soldat in Pompeius' Diensten einen Namen gemacht und sogar die Corona muralis gewonnen, weil er als erster die Stadtmauern von Jerusalem überwunden hatte, als Pompeius diesen ständigen Unruheherd eroberte.
    »Bist du wegen Pompeius' anstehender Munera hier?« fragte ich ihn.
    »Ja, außerdem will ich mit den Vorkehrungen für meine eigene beginnen. Mein Vater hat mich in seinem Testament gemahnt, eine Munera zu veranstalten. Aber seit ich alt genug bin, eine zu feiern, habe ich mich stets außerhalb Roms aufgehalten. Jetzt habe ich zum ersten Mal die Gelegenheit, diese Verpflichtung einzulösen, und ich will es hinter mich bringen, bevor ich wieder woandershin abkommandiert werde.«
    Er war auch einer dieser Männer, die aus dem Militärdienst im Ausland eine Laufbahn gemacht hatten und inländische zivile Ämter für eine lästige Pflicht hielten. Bei mir war es genau umgekehrt. Mein griechischer Freund hatte ihn wegen seiner feinen, fast weiblichen, cornelischen Gesichtszüge für einen Jüngling gehalten. In Wirklichkeit war er höchstens ein Jahr jünger als ich.
    »Wie ich gehört habe, will Pompeius seiner Munera einen etruskischen Touch geben«, sagte ich. Faustus hatte den Übungen der Kämpfer zugesehen, fixierte mich nun jedoch mit einem scharfen Blick.
    »Wie meinst du das?«
    »Ein Freund von mir hat hier gestern seine etruskischen Priester gesehen.«
    »Das sind bloß Wahrsager«, sagte er rasch. »Mit den Kämpfen selbst werden sie nichts zu tun haben. Sie meinen, es würde die Inszenierung interessanter machen, wenn sie die glücklosen Schwertkämpfer vorher aussortieren.«
    »Mir scheint«, sagte ich, «daß ein paar von ihnen in jedem Fall glücklos sein müssen, sonst wird die Show ein Flop.«
    »Ich glaube, so haben sie es nicht gemeint«, sagte Faustus.
    Wir wurden von Statilius Taurus persönlich unterbrochen, der gekommen war, sich seines bedeutenden Gastes anzunehmen.
    Ich verabschiedete mich und rief nach Hermes. »Wer ist das?« fragte der Junge und wies mit dem Kinn Richtung Faustus.
    »Faustus Cornelius Sulla, der einzige noch lebende Sohn des Diktators«, informierte ich ihn.
    »Oh«, sagte Hermes enttäuscht. Zweifelsohne hätte er einen berühmten Verbrecher vorgezogen. Nun, von denen gab es schließlich auch genug. Ich beschloß, einen von ihnen zu

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