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Der Frevel des Clodius

Der Frevel des Clodius

Titel: Der Frevel des Clodius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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der Öffentlichkeit das Falsche über einen dahergelaufenen militärischen Abenteurer sage, soll ich mich jetzt schon sorgen, daß er mich deswegen vielleicht umbringen läßt!«
    »Vielleicht hat er das schon«, sagte Hermes. »Versucht, meine ich.«
    »Was sagst du da?« fragte ich.
    »Na ja, irgend jemand hat schließlich versucht, dich zu vergiften. Bist du nicht schon in der Vergangenheit mit Pompeius aneinandergeraten?«
    »Ja, schon.« Irgendwie hatte ich es versäumt, Pompeius dieses speziellen Verbrechens zu verdächtigen, vielleicht weil ein derartiger Überfluß an Verdächtigen herrschte. »Um dir die schmerzhafte Wahrheit zu gestehen, ich habe nie angenommen, wichtig genug zu sein, um seine Feindseligkeiten auf mich zu ziehen. Genau das haben mir übrigens auch ein paar sehr wichtige Männer zu verstehen gegeben.«
    »Herr, ich bin nur ein kleiner Sklave, während Pompeius der größte Eroberer seit Alexander ist, aber selbst ich weiß, daß es so etwas wie einen Feind, der zu gering ist, ihn zu töten, nicht gibt.«
    »Darüber läßt sich nachdenken«, sagte ich. »Vielleicht bist du am Ende doch nicht nur eine Last, Hermes. Denk fleißig so weiter. Nachdem er versucht hatte, mich zu vergiften, hast du Nero zum Haus von Celer gehen sehen. Ich hatte zunächst nur an Clodia gedacht, weil sie Clodius' Schwester ist und schon einmal versucht hat, mich aus dem Weg zu räumen, doch sie hat bereits früher als Pompeius' Handlangerin fungiert. Aber er hat doch diese mörderischen Etrusker dabei. Wieso hat er nicht einen von ihnen geschickt?«
    Darüber dachten wir eine Weile nach, während wir den Krug hin und her reichten.
    »Wie wäre es damit?« sagte Hermes. »Vielleicht wollte er nicht, daß die Leute denken, daß du ermordet worden bist. Bei Gift kann man das nicht immer mit Bestimmtheit sagen. Die Leute sterben ständig an verdorbenem Essen oder einfach nur so.«
    »Stimmt. Ich war gerade erst in Rom zurück. Ich hätte mir in Gallien irgendeine schreckliche Krankheit eingefangen haben können. Und da er an jenem Abend bereits den armen, alten Capito ermorden ließ, wollte er es vielleicht nicht übertreiben.«
    »Du glaubst also, er hat Capito beseitigen lassen?« Für meinen Geschmack fand Hermes viel zuviel Gefallen an diesen Mordgeschichten.
    »Er hatte jedenfalls allen Grund dazu.« Ich erzählte ihm von Capitos Widerstand gegen seine Agrarpläne. Der Junge stieß ein leises Pfeifen aus. »Und ich dachte, Clodius und Milo seien gefährliche Männer!
    Aber diese Führer der Republik sind ja noch viel schlimmer!«
    Ich nickte. »Wie wahr. Clodius und Milo sind kleine Gangster mit rein innerstädtischen Interessen. Aber jene Männer sind Verbrecher mit Weltformat. Versuch deine Bewunderung zu zügeln.«
    »Und was willst du dagegen unternehmen? Gegen Clodius kann man kämpfen. Milo ist dein Freund, und seine Bande ist so groß und mächtig wie die von Clodius. Aber gegen Pompeius hast du keine Chance, wenn nicht einmal die gesamte aristokratische Partei im Senat etwas gegen ihn ausrichten kann.« Für einen Sklaven hatte der Junge eine rasche Auffassungsgabe für politische Feinheiten. Plötzlich erschien mir das Familienanwesen in Beneventum ein ganz angenehmer Aufenthaltsort.
    »Ich glaube, du solltest besser deinen Frieden mit ihm machen, Herr«, riet Hermes mir.
    »Das Problem ist, daß ich nicht einmal weiß, womit ich ihn beleidigt habe, wenn er wirklich derjenige ist, der mich vergiften lassen wollte. Ich habe ihm in der Vergangenheit nie etwas nachweisen können. Warum sollte er sich jetzt plötzlich meinetwegen Sorgen machen?«
    »Du genießt doch den Ruf, Sachen über andere Leute herauszufinden, oder nicht? Sachen, die sie lieber geheimgehalten hätten? Na ja, vielleicht hat er etwas getan oder plant etwas, von dem er absolut nicht möchte, daß es jemand erfährt.«
    »Hermes, du erstaunst mich«, sagte ich. »Das ist überaus scharfsinnig.«
    »Ich hab dir doch gesagt, daß ich mit vollem Bauch besser denke.«
    Es gibt Phasen bei der Ermittlung eines Verbrechens oder einer Verschwörung, in der zahlreiche Menschen mit den verschiedensten Motiven eine Rolle spielen. Zunächst kommt einem alles wie ein einziges Chaos vor. Wenn man beginnt, Indizien zusammenzutragen, werden die Dinge zunächst noch komplizierter. Aber irgendwann kommt ein Punkt, wo jede neu ausgegrabene Tatsache sich mit einem befriedigenden Klick ins Ganze einpaßt und die Dinge nicht mehr komplizierter, sondern einfacher

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