Der Friedhofswächter
gestoppt, die sich auf Johnnys Mund legte.
Diese fürchterliche Angst, die er schon beim ersten Kontakt mit der Bestie gespürt hatte, flammte wieder ihn ihm hoch, aber der Werwolf tötete ihn nicht. Er hob den Jungen nur an und schleuderte ihn über seine Schulter.
Das Knurren empfand Johnny als eine Warnung. Er hielt lieber den Mund und gab keinen Kommentar mehr von sich. Der Junge hatte in der letzten Zeit ein gewisses Gespür dafür bekommen, daß etwas bevorstand. Es ging jetzt dem Finale entgegen. Die Bestie lief mit räum greifen den Schritten. Manchmal sprang sie auch über Hindernisse hinweg. Johnny wurde durchgeschüttelt. Hin und wieder schrie er auf, wenn der Stoß besonders hart war. Ihm wurde auch übel, aber er konnte sich noch zusammenreißen.
Mit seiner menschlichen Beute auf der Schulter eilte die Bestie den weiten Hang hinab und in die Schatten der Dämmerung hinein. Obwohl auf dem Hang kein Wald mehr wuchs, gab es genügend Deckung für ihn, denn die wild wuchernden Sträucher überragten ihn oftmals. Nur allmählich wurde er langsamer. Johnny merkte es daran, daß er längst nicht mehr so durchgeschüttelt wurde wie zuvor. Die Schritte der Bestie wurden kürzer, sie nahmen das normale Lauftempo an, dann blieb sie plötzlich stehen.
Fast wütend schleuderte sie Johnny von der Schulter, hielt den Jungen aber fest, der sonst in die Knie gebrochen wäre.
So warteten sie.
Johnny nahm erst nach einiger Zeit die Umgebung wieder richtig auf. Er fühlte sich schlecht. Die Angst drückte vom Magen her in die Höhe. Sein Gesicht klebte, und auch der Wind brachte so gut wie keine Kühlung. Vor ihnen lag zwar kein Waldstück, aber doch eine dunkle Insel. Nicht weit entfernt befand sich ein hoher Baum. Er ragte wie ein Hindernis aus dem flachen Gelände hoch.
Und ein Hindernis war er auch für das Auto gewesen, das frontal dagegengerast war.
Da sich auch in den folgenden Minuten nichts tat, war der Werwolf es leid. Seine Pranke umklammerte Johnnys Arm, und erzog den Jungen einfach weiter.
Dessen Füße schleiften durch hohes Gras. Sie gingen zwar geradeaus, bekamen aber einen Drall nach links und näherten sich der einen Grenze dieser dunklen Insel. Johnny sah zwischen den Bäumen die langen Stäbe schimmern. Das mußte ein Gitter sein. An ihm gingen sie entlang, bis zu seinem Ende und bogen dann um die Ecke.
Plötzlich standen sie vor einem Tor. Es bestand ebenfalls aus Gitterstäben. Johnny konnte durch die Lücken schauen. Er sah auch, was dahinter lag und bekam einen trockenen Hals, als er die typischen »Figuren« sah, die aus dem dunklen Boden etwas heller hervorragten. Es waren Grabsteine!
Und Johnny wußte nun auch, daß er sich an einem Friedhof befand. Hatten seine Eltern nicht über einen Friedhof mit Onkel John gesprochen?
Nicht nur das, er selbst hatte durch Nadines Stimme die Nachricht bekommen, daß ein Friedhof und auch ein Grab eine Rolle spielen würde. Sogar eine entscheidende.
Alles traf zu…
Johnny schluckte. Die Angst schlich wieder heran. Er hatte jetzt Zeit, konnte überlegen und wurde durch nichts anderes mehr abgelenkt. Es war wie ein würgendes Gift, das ihm den Atem raubte. Er schielte nach links, wo die Bestie stand.
Sie hatte ihren fellbedeckten Oberkörper vorgebeugt und auch den Kopf vorgestreckt, als wollte sie in den Friedhof hineinriechen und dort etwas wittern.
Worauf wartete sie?
Manchmal wurde der Druck seiner Pranke auf Johnnys Schultern sehr hart. Wohl immer dann, wenn ihm ein neuer Gedanke durch den Kopf schoß. Aber konnten Werwölfe denken?
Durch den Arm der Bestie lief ein Zucken. Es war gleichzeitig ein Zeichen für den Werwolf, sich in Bewegung zu setzen, und wieder schleifte, er Johnny mit.
Das Ziel stand fest.
Es war das Friedhofstor, und mit der freien Pranke packte der Werwolf zu, zerrte an einem Gitterstab und öffnete das Tor so weit, damit sie hindurchgehen konnten.
Zusammen mit der Bestie betrat Johnny den alten Friedhof. Auch als Kind hatte er ein gewisses Gespür entwickelt. Es kam ihm vor, als hätten sie eine andere Welt hinter sich gelassen und eine neue betreten, die man als unheimlich und auch als dumpf bezeichnen konnte. Auf diesem Gelände waren die Schatten düsterer und länger. Sie stammten auch von den Grabsteinen, die aus der Erde stachen und Hindernisse bildeten.
Der Boden war weich, mit Gras bewachsen und an einigen Stellen auch mit altem Laub bedeckt, durch das der Werwolf und Johnny ihre Schritte zogen und sie das
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