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Der Friseur und die Kanzlerin

Der Friseur und die Kanzlerin

Titel: Der Friseur und die Kanzlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Mendoza
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Schönen», sagte ich.
    «Das ist nicht diese Wohnung.»
    «Hier steht dritter Stock, fünfte Tür.»
    «Das ist ein Irrtum. Der Gesuchte wohnt im sechsten, erste Tür.»
    «Entschuldigen Sie die Störung.»
    Im sechsten Stock, erste Tür antwortete eine etwas raue Frauenstimme.
    «Wer ist da?»
    «Ist Romulus da?»
    «Romulus?»
    «Der Schöne.»
    «Der ist nicht da.»
    «Und die Frau?»
    «Welche Frau?»
    «Die Frau von Romulus dem Schönen.»
    «Wer ist da?»
    «Ein Freund.»
    «Ein was?»
    «Sind Sie die Zugehfrau?»
    «Die was?»
    «Schon gut. Machen Sie auf. Ich bringe einen Einschreibebrief.»
    «Waren Sie nicht ein Freund?»
    «Vorher schon. Jetzt bringe ich einen Einschreibebrief. Der Herr muss unterschreiben. Oder die Frau. Oder Sie. Jemand muss unterschreiben, verstehen Sie?»
    «Nein.»
    «Dann machen Sie auf, und ich erkläre es Ihnen von Angesicht zu Angesicht.»
    Mit dem schroff-dreisten Klacken dieser Mechanismen öffnete sich eine Spalte, und ich drang in den Hausflur ein. Er war sehr klein und düster und roch nach ranzigem Eintopf. Auf dem Briefkasten des sechsten Stocks, erste Tür standen auf einem Aufkleber die Namen der entsprechenden Mieter: Romulus der Schöne und Lavinia Torrada. In einem kleinen Lift mit abgeblätterter Farbe fuhr ich hinauf. Ich klingelte.
    Sogleich öffnete eine junge, stämmige Frau mit molligen Armen, quadratischer Kinnlade und blauen Augen.
    «Wo soll ich unterschreiben?», fragte sie und zielte mit dem Kugelschreiber auf mich.
    Es war mir nicht einmal in den Sinn gekommen, eine Fälschung des amtlichen Dokuments vorzubereiten – ich steckte in der Klemme.
    «Bevor ich Ihnen das Exemplar zeigen darf, muss ich Ihre Papiere sehen», versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen.
    Beim Wort Papiere verzog sie das Gesicht. Ich beruhigte sie mit einem verdrießlichen Lächeln.
    «Nix Angst. Ich nicht Polizist. Ich Postdienst: schnell, aufmerksam, verlässlich. Ist die Señora da?»
    «Die Señora?»
    «Papiere in Ordnung. Sie darf unterschreiben.»
    Sie war eine harte Nuss, aber leicht einzuwickeln. Sie entfernte sich und ließ dabei die Tür offen, so dass ich in die Diele eindrang und die Tür hinter mir schloss. Von dem winzigen Raum gingen im rechten Winkel zwei kurze, dunkle Korridore aus. In keinem war menschliches oder tierisches Leben wahrzunehmen. An der Wand hing auf Augenhöhe ein kleines Schränkchen, in dem sich der Stromzähler verbarg. Ich öffnete es. Manchmal legen die Leute ihre Schlüssel dort hinein, diesmal jedoch nicht. Durch einen der beiden Korridore vernahm man das monotone Rauschen einer Waschmaschine bei der Verrichtung ihrer Pflicht. Langsam verstrichen einige Minuten. Die Nervosität und das Warten drückten mir auf die Blase. Das Geräusch fester Schritte überraschte mich dabei, wie ich von einem Fuß auf den anderen hüpfte.
    «Was ist das für ein Getue mit diesem Einschreibebrief?», fragte eine trotz des prosaischen Wortlauts singend-sinnliche Frauenstimme.
    In meiner Erinnerung war Lavinia Torrada eine Frau von provozierender Schönheit, kurvenreich, großäugig, langwimprig. Romulus hatte mir selbst erzählt, wenn sie in ihren glücklichen Zeiten Arm in Arm durch die Straßen gegangen seien, sei der Verkehr zum Erliegen gekommen und die Fußgänger gestrauchelt. Dann sperrte man ihn dorthin, wo auch ich war, und sie besuchte ihn die ganze Zeit regelmäßig. Wenn sich herumsprach, dass sie kam, war ich nicht der einzige Insasse, der Kopf und Kragen riskierte, um sie mit wiegenden Hüften über den Kiesweg gehen zu sehen, in einer raffinierten Bluse oder, je nach Jahreszeit, einem satt anliegenden Pullover, einem bald engen, bald duftigen, jedenfalls immer kurzen Rock, der die Beine betonte, welche von hochhackigen Schuhen stilisiert wurden, auf denen sie, besonders im Kies, nur dank unaufhörlichem Hüftewiegen bis zum Eingang des Hauptgebäudes das Gleichgewicht halten konnte, wo Dr. Sugrañes, geschniegelt und lüstern, persönlich angegockelt kam, um sie über den Gesundheitszustand ihres Mannes zu unterrichten und ihr in ihrem Kummer Trost zu spenden. Dasselbe, wenn sie wieder ging. Wie oft habe ich die Augen zusammengekniffen, wenn ich sie sah, und vor Erregung die Gitterstäbe meines Fensters losgelassen, so dass ich vom Schemel fiel, den ich auf den Nachttisch gestellt hatte, um durch die schmale Scharte diese flüchtige Vision zu erhaschen, und Schemel und Nachttisch zu Bruch gingen, ganz zu schweigen von meinen Prellungen und den

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