Der Friseur und die Kanzlerin
Erfahrungen gemacht, beispielsweise in Taxis, wo sie einmal zusammen mit Kunden eingestiegen war, um die Fahrt musikalisch zu untermalen. Am schlimmsten aber, so behauptete sie, seien die Radfahrer. Von mir dazu angehalten, nicht vom Hauptstrang beziehungsweise dem roten Faden ihres Berichts abzukommen, fuhr sie fort, Romulus’ Frau habe drei Besuche gemacht, einen vor dem Mittagessen und zwei zwischen halb vier und sechs Uhr. Auf der Rückseite eines Notenblatts hatte sich die Moski die drei besuchten Adressen notiert: die bereits genannte in der República Argentina, nicht weit von der Plaza Lesseps entfernt, eine weitere in der Calle d’Anglí und eine dritte im unteren Teil der Vía Augusta. Nach diesem letzten Besuch hatte der Peugeot 206 mit dem üblichen Typen am Steuer sie eingeladen. Die Moski hatte ihnen nicht folgen können, doch der Dandy Morgan bestätigte, um sieben Uhr habe der Peugeot 206 die Frau vor dem Eingang des ehelichen Domizils abgesetzt, worauf er weggefahren sei. Die drei von Romulus’ Frau gemachten Besuche hatten zwischen einer halben Stunde und vierzig Minuten gedauert.
«Trug sie etwas?», fragte ich am Ende dieses langweiligen Berichts.
«Ein Kleid», sagten der Dandy Morgan und die Moski wie aus einem Mund.
«Nein, in der Hand. Oder über der Schulter. Eine kleine oder eine große Tasche?»
«Eine große Tasche», sagte die Moski. «Warum willst du das wissen?»
«Die aufgesuchten Orte», erklärte ich, «werden aufgrund ihrer Lage von einer gehobenen Gesellschaftsschicht bewohnt. Wäre sie eine Dirne, hätte sie ein Handtäschchen mitgenommen. Und die Arbeitszeiten wären andere gewesen. In unserem Fall weist alles auf berufliche Besuche hin. Wegen ihrer ähnlichen Dauer würde ich ihnen einen therapeutischen Charakter zuschreiben, wahrscheinlich Massagen. In der Tasche hat sie bestimmt den Kittel und die Cremes. Massagen und Yoga stehen in einer gewissen Beziehung zueinander. Vielleicht sind der Swami und Romulus’ Frau Partner, und all ihre Bewegungen haben eine ganz einfache Erklärung.»
Ich sah, wie sich angesichts der Möglichkeit, dass die bisherige Arbeit nichts gebracht hatte, innerhalb meines wackeren Trupps Enttäuschung breitmachte, und fügte eilig hinzu:
«Sollte sich die Annahme bestätigen, wären sie dadurch weder unschuldig noch schuldig. Die Tatsachen haben sich nicht geändert: Romulus der Schöne bleibt weiterhin unter mysteriösen Umständen verschwunden. Nichts spricht dagegen, dass seine Frau und der Swami unter einer Decke stecken und beschlossen haben, das dritte Rad am Wagen aus dem Weg zu räumen. Viele Ehemänner enden auf diese Weise. Nicht die meisten, aber immerhin einige.»
Als sie diese Statistik hörten, keimte in der Gruppe neue Hoffnung auf. Aber nach einigen Augenblicken äußerte der Dandy Morgan Einwände.
«So eindeutig sehe ich das nicht. Romulus war lange Zeit hinter Gittern, und es ist nur logisch, dass sich seine Frau für ihren Unterhalt eine Arbeit und nebenher auch noch einen Macker gesucht hat. Und wenn sie mit dem Kerl vom Peugeot 206 liiert ist, dann doch wohl schon ein paar Jahre.»
«Da sehe ich keinen Widerspruch», sagte der Juli. «Wenn sie es schon seit einiger Zeit miteinander treiben, ist es normal, dass die dauernde Anwesenheit des Ehemanns sie stört.»
«Ja, natürlich, aber warum ihn gerade jetzt beseitigen?», beharrte der Dandy Morgan. «So, wie die Dinge liegen, müssten sie doch einen Modus vivendi gefunden haben.»
Als oberster Gruppenführer beschloss ich, den Streit zu schlichten.
«Ihr habt beide zum Teil recht. Wenn sich die Ehebrecher Romulus hätten vom Hals schaffen wollen, hätten sie es nach der elementarsten Logik schon lange tun sollen. Aber wir dürfen nicht vergessen, welche Probleme entstehen, wenn man einen Menschen um die Ecke bringt, vor allem einen schneidigen Typen wie Romulus den Schönen. Jetzt aber ebnen die Umstände den Weg. Vor Monaten hat Romulus ein Delikt begangen, und demnächst wird er wieder in eine Strafanstalt eingeliefert. Verschwände er urplötzlich, so würde man das Verschwinden logischerweise einer verdeckten Flucht zuschreiben.»
«Entschuldigen Sie, wenn ich mich einmische», sagte Señor Armengol, während er durch die Küchentür ins Lokal trat und sich die Hände an der Schürze abtrocknete, «aber ich konnte nicht umhin, Ihr Gespräch mit anzuhören, und da kommt mir ein Einwand in den Sinn: Wenn dieser Romualdo ins Kittchen soll, dann musste man ihn doch
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