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Der Friseur und die Kanzlerin

Der Friseur und die Kanzlerin

Titel: Der Friseur und die Kanzlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Mendoza
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bitteren Endes seien die Vitalfunktionen stabil, waren Señor Lin und ich bereits zu einem Kooperationsabkommen gelangt. Ich verabschiedete mich von der bekümmerten Familie mit der Bitte, Quesito auf dem Handy anzurufen, wenn sich am Gesundheitszustand des Kranken etwas ändere, stieg in den Bus und traf genau um zehn Uhr im Restaurant Hund zu verkaufen ein, wo der Swami, der Dandy Morgan, der Juli, die Moski, Quesito und Señor Armengol auf mich warteten, letzterer sehr zufrieden, sein Lokal so gut besetzt zu sehen, obwohl er wusste, dass keiner der Anwesenden Geld ausgeben würde. Ohne erst mit Essen und Trinken Zeit zu verlieren, berichtete der Dandy Morgan, was er auf dem Flughafen herausgefunden hatte.
    Im Laufe des Tages, sagte er, habe man im Terminal eine allmähliche Zunahme der Überwachungstätigkeit feststellen können, im Grunde vollkommen ungerechtfertigt in einer Zeit großen Zustroms von Billigflügen und konsumunwilligen Touristen. Unsichtbar, wie man in stundenlanger Reglosigkeit am selben Ort eben sei, habe der Dandy Morgan Gesprächs-, Befehls- und Losungsfetzen sowie im Laufschritt oder bei flüchtigen Begegnungen geäußerte Kommentare zwischen Geheimpolizisten aufgeschnappt, deren diskrete Zivilkleider sie unter der Bettelkluft der echten Reisenden leicht erkennbar mache. Diesen vereinzelten Sätzen habe er mit Gewissheit entnommen, dass man um neun Uhr des folgenden Tages das Eintreffen einer hochstehenden Persönlichkeit erwarte und dass diese Persönlichkeit und ihr Gefolge das Terminal aus Sicherheitsgründen durch einen besonderen Ausgang verlassen und unter Umgehung von Passkontrolle und Gepäckausgabebändern, von Luxusgeschäften und eleganten Flughafenrestaurants direkt zu den vor dem Gebäude geparkten Wagen gelangen würden, welche sie in einer Kolonne zur Plaza Sant Jaume fahren würden, wo unsere oberste städtische Behörde sie zur offiziellen Begrüßung erwarte.
    Mit Befriedigung stellte ich fest, dass alles in den vorgesehenen Bahnen verlief, und nachdem ich mich versichert hatte, dass uns niemand zuhörte – nichts Besonderes in einem von der Indiskretion weiterer Gäste unbehelligten Lokal –, unterrichtete ich alle über die letzten Neuigkeiten, wiederholte minutiös die Phasen unseres Aktionsplans, wies besonders auf die jedem Einzelnen anvertraute Aufgabe hin und ließ alle Anwesenden Treue und Stillschweigen schwören.
    Instruiert, zuversichtlich und begeistert gingen alle zu sich nach Hause und ich zu mir. Ich legte mich zu Bett und versuchte einzuschlafen, um am nächsten Tag einen klaren Kopf zu haben und auf den vorgesehenen Wirbel eingestimmt zu sein, doch als ich so zwischen klebrigen Laken steckte, auf einem schmalen, wackligen Klappbett, in der düsteren, schäbigen Umgebung von Schlaf- und Wohnzimmer, Küche und Diele in einem, befielen mich Zweifel und Ängste. In der Einsamkeit der Nacht, Abbild meiner eigenen, erschien mir mein Plan schon nicht mehr so gut, und die offenen Fragen wuchsen sich immer mehr zu wahrhaften Girlanden, um nicht zu sagen Fetzen aus. Mehrmals verspürte ich die Versuchung, aus dem Bett zu springen, auf dem Boden den verstreuten Kleidungsstücken nachzurobben, denn wer bei sich selbst wohnt, pflegt keinerlei Rücksicht zu nehmen, mich anzuziehen, auf die Straße hinunterzugehen, eine Fernsprechzelle zu suchen und die Unterinspektorin Arrozales anzurufen. Ihr alles zu erzählen hätte mein Gewissen erleichtert, mich vor ihrem Zorn in Sicherheit gebracht und mich davor bewahrt, das ganze Gewicht des Gesetzes auf die Birne zu kriegen; damit hätte ich auch meine Mitarbeiter von jeglicher Verantwortung entlastet, und es hätte ebenso bedeutet, ein schmähliches Attentat zu vereiteln und einen gefährlichen Terroristen zu schnappen. Doch mit dieser Handlungsweise hätte ich auch Romulus den Schönen ans Messer geliefert. Genau besehen ging es mich ja nichts an; allenfalls würde es beträchtliche Vorteile mit sich bringen – vielleicht würde Lavinia Torrada, erneut verlassen, und zwar für immer, beschließen, ihren wankelmütigen Gatten ein für alle Mal zu verstoßen und ein neues Liebesleben zu beginnen. Sie war noch immer eine klasse Frau, durfte aber auch nicht ungestraft die Jahre verschwenden; und in solcher Stimmungslage konnte die Wahl eines neuen Partners durchaus auf jemand Nahestehendes fallen, einen richtigen, verständnisvollen Mann, rechtschaffen und verantwortungsvoll; zum Beispiel auf den frischgebackenen Oberkellner

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