Der Friseur und die Kanzlerin
Beteiligung von Romulus dem Schönen am Attentat, was jedoch ziemlich unnütz war, denn wenn man den verruchten Terroristen Alí Aarón Pilila festgenommen hatte, wie im Fernsehen gesagt worden war, würde er seinen Komplizen sehr bald verraten. Mehr aber konnte ich nicht tun.
Die Unterinspektorin hörte sich meine Schilderung an, ohne mich zu unterbrechen oder mit Wort oder Tat zu reagieren, und danach fragte sie, ob die Frau in meiner Begleitung tatsächlich sei, wer sie zu sein angebe. Ich bejahte, die Genannte bestätigte es, und die Unterinspektorin dachte eine Weile nach und sagte dann:
«Ah.»
Sie dachte von neuem nach und fügte, den Gesprächsfaden wiederaufnehmend, hinzu:
«Was du mir da erzählst, ist glaubhaft und möglich. Das Einzige, was ich nicht verstehe, ist, warum dich diese Schlaubergerin immer Manolito nennt.»
«Bitte schön», sagte Angela Merkel, «lassen Sie diesen Punkt mich erklären. Manolito und ich haben uns vor vielen Jahren kennengelernt, in Lloret del Mar. Wir waren beide jung, impulsiv und naiv. Wir verkehrten in einer schäbigen Disko, wo wir die ganze Nacht zum Sound von Dr. Arcusa und Dr. de la Calva getanzt haben. Das Dynamische Duo. Danach sind wir an den Strand gegangen, haben uns in den Sand gesetzt und dem Sonnenaufgang zugesehen, Hand in Hand, und Süßstengel geraffelt, wie Sie hier sagen. Die Geschichte war bald zu Ende: Ich musste auf den Rückweg zu mein Land. Auf Wiedersehen, Manolito. Aber Manolito wollte mit mir gehen, in Deutschland Arbeit suchen und viele Knete verdienen. War schwer, ihm ausreden. Ich habe in Deutschland gelebt, aber in Demokratische Republik. Die Idee war nicht gut: Manolito sehr verrückt, und Stasi keinen Spaß. Ich ihm habe mehrere Briefe geschrieben, keine Antwort; ich gedacht: vielleicht die Franco-Zensur, oder vielleicht er mich vergessen. Jetzt ich ganz glücklich, zu sehen, dass er nicht mich hat vergessen, dass er diesen ganzen Tumult nur veranstaltet hat für mich, aber jetzt unsere Beziehung nicht möglich», sagte sie zum Schluss mit einem liebevoll-melancholischen Blick auf mich. «Wir sind nicht mehr jung, Manolito. Ich verheiratet, bin Kanzler von Deutschland und muss die Eurokrise lösen.»
Am Ende dieser zwar falschen, aber deswegen nicht weniger rührenden Geschichte seufzte die Unterinspektorin und sagte:
«Jetzt ist mir alles klar. Ihr alle habt unzählige Delikte begangen, eingeschlossen Señora Merkel, aber ihr habt auch den Mord an einer höchst wichtigen Person verhindert und dazu beigetragen, die Freundschaftsbande zwischen unseren beiden Ländern enger zu knüpfen. Ich für mein Teil lege die Angelegenheit ad acta. Andere Gerichtsbarkeiten werden nach ihren Kriterien handeln. Bis dahin wollen wir das Angefangene zu Ende bringen. Kommt mit, so dass wir Señora Merkel gegen die Überbleibsel deiner Schwester austauschen können.»
Mit uns im Schlepptau ging sie auf einen Polizeioffizier zu, zeigte ihm ihre Erkennungsmarke und verlangte Durchlass. So gelangten wir alle vier durch eine Seitentür ins Krankenhaus hinein, ohne von den Journalisten gesehen zu werden, und nach vielen Korridoren, Treppen, Höfen, Hör- und Leichensälen sowie anderen Räumlichkeiten kamen wir in die Vorhalle, wo wir vom angesehenen Dr. Sugrañes jr. empfangen wurden, den wir eine Weile zuvor als Supporting Act des Herrn Bürgermeisters zu hören Gelegenheit gehabt hatten. Er war ein jovialer Herr mit erlesenen Manieren. Schon als Kind, vertraute er uns an, habe er den Ruf der Medizin verspürt. Da er aber nicht auf dem Gebiet der Psychologie in die Fußstapfen seines berühmten Vaters habe treten mögen, habe er sich auf Chirurgie spezialisiert, doch die Praxis liege ihm nicht allzu sehr, und so habe ihm die Krankenhausleitung die heikle Aufgabe anvertraut, vor den Massenmedien den Kopf hinzuhalten, sei es, wenn eine Berühmtheit eingeliefert werde, sei es gegenüber den Angehörigen der Kranken, wenn sich im Verlauf eines Eingriffs oder einer Behandlung etwas Unvorhergesehenes oder ein Kunstfehler ereignet habe. Bei der Ausübung dieses Fachgebiets, erklärte er unter lautem Gelächter, habe er mehr als eine Ohrfeige eingesteckt.
Nach dieser vergnüglichen Posse führte uns der joviale Mediziner in den Aufbahrungsraum mit einem Sarg. Bei seinem Anblick brach ich erneut in Tränen aus. Unverändert jovial reichte mir der joviale Mediziner ein Papiertaschentuch und sagte:
«Mein herzliches Beileid. Ich weiß, dass Sie durch starke Bande
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