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Der Friseur und die Kanzlerin

Der Friseur und die Kanzlerin

Titel: Der Friseur und die Kanzlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eduardo Mendoza
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Blumenstrauß, den ich dann auf Cándidas sterbliche Überreste oder den Behälter mit ihnen legen wollte. Doch als ich wieder einstieg, entriss ihn mir Angela Merkel und rief:
    «Manolito, du sehr romantisch!»
    Auch jetzt mochte ich sie nicht enttäuschen, und während der restlichen Fahrt dachte ich, Cándida verlasse diese Welt in demselben Durcheinander, in dem sie auf sie gekommen und durch sie gegangen sei.
    ***
    Wir mussten weit weg vom Krankenhaus parken, denn dort hatte die Polizei alle Hände voll zu tun, um eine Lawine von Fernsehteams, Journalisten, besorgten Bürgern und müßigen Touristen im Zaum zu halten – und die hartnäckigen Demonstranten, die vor dem Klinikum Willkommenssätze skandierten hinter einem neuen Transparent mit der Aufschrift:
    HOCH DAS GESUNDHEITSWESEN
VON GENERAL TAT
    Mit Schubsen und Rippenstößen kämpften wir uns zur Haupttreppe des erhabenen Gebäudes vor, wo abgehärtete Polizisten Wache standen. Gefolgt von meinen Begleitern, wandte ich mich an den, der nach der neuen Nomenklatur das – meiner Ansicht nach etwas hochtrabende – Amt des Petit Caporal bekleidete, und bat ihn um die Erlaubnis, einzutreten und die Opfer des Attentats zu besuchen.
    «Wir sind Angehörige», erklärte ich, um das Ansinnen zu rechtfertigen. «Genaugenommen bin ich der Bruder der Ermordeten.»
    Als er das hörte, zog er die Mütze. Nicht zum Zeichen des Respekts und des Beileids, wie ich zuerst dachte, sondern um sich am Schädel zu kratzen. Dann sagte er, er müsse seinen Vorgesetzten fragen, und ging ihn suchen. Nach kurzer Zeit kam er mit einem Offizier zurück, der den Titel des Imperators innehatte.
    «Du bist der Bruder der Señora Merkel?», fragte er mich in wenig mitfühlendem Ton.
    «Jawohl», sagte die Genannte, die die Frage teilweise verstanden hatte. «Ich bin Frau Merkel. Er ist Manolito. Viel romantisch. Ich Merkel. Ich kann mich nicht ausweisen, weil ich meine Tasche mit den Papieren liegengelassen habe.»
    «Aha. Und dieser Gestörte da, wer ist das?» Der Offizier deutete auf den Swami, der die Augen verdreht hatte und aus der Nase schnaubte wie ein Auspuffrohr. Er antwortete, er sei ein Schüler von Ramakrishna und müsse um diese Zeit eine Reinigungsübung machen. Zum Glück befanden wir uns am Fuß der Treppe und nicht oben.
    An diesem Punkt wurde der Wortwechsel durch einen plötzlichen Aufruhr unter den Journalisten unterbrochen, da im Eingang des Krankenhauses ein Herr mit breiter Stirn, gebräunter Haut und Silberschläfen erschien, den ein makellos weißer Kittel zum Erzengel stilisierte. Man flüsterte, das sei Dr. Sugrañes jr. von der berühmten Medizinerdynastie desselben Namens, derzeit Krankenhaussprecher. Auf ihn richteten sich nun Kameras und Mikrophone und die Aufmerksamkeit der Anwesenden. Mit einer Handbewegung gebot er Schweigen, dann setzte er sich die Brille auf, zog ein Blatt aus der Tasche und las folgenden Text:
    «Im Namen der Krankenhausleitung und des Personals muss ich Ihnen mitteilen, dass der Hochwohllöbliche Herr Bürgermeister, der mit den verschiedensten Verletzungen eingeliefert worden war, nach Durchführung der vorgeschriebenen Tests physisch eine bemerkenswerte Besserung erfahren hat, so dass er entlassen werden kann. Zur Bestätigung dieser Aussage – da kommt er, das Thermometer noch im Mund – und schreitet rückwärts! Ein deutliches Symptom von Genesung. Herr Bürgermeister, treten Sie bitte an die Mikrophone. Wir sind auf Sendung. Nein, das hat nichts mit der Post zu tun, Herr Bürgermeister. Wir kommen im Fernsehen. Einem Lokalsender, Sie brauchen sich also nicht anzustrengen. Aber vielleicht sollten Sie sich an unsere Einschaltquote wenden, um die Bürger zu beruhigen, die sich wegen der Vorkommnisse Sorgen machen. Nein, nicht wegen einer Postsendung, Herr Bürgermeister. Wegen des Attentats, Sie wissen schon, was ich meine.»
    Mit einer bestimmten Handbewegung schob der Bürgermeister den Krankenhaussprecher beiseite und wandte sich an die Massenmedien:
    «Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, kennt ihr den Witz vom Scheißhaufen und der Giraffe? Also, da geht eine Giraffe und stolpert … So ein Mist, jetzt hab ich mit dem Ende angefangen, da ist die ganze Pointe im Eimer. Na gut, reden wir von was anderem. Heute ist etwas höchst Bedenkliches geschehen, das als bedenklich, ja sogar höchst bedenklich zu bezeichnen ich nicht zögere. Aufgrund eines noch nie dagewesenen Attentats, außer der Bombe im Liceo-Theater, derjenigen

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