Der Friseur und die Kanzlerin
von Fronleichnam und vielen anderen, die geworfen wurden, als Barcelona noch eine echte Stadt war und nicht diese Lachnummer, die es jetzt ist … Ein, wie ich sagte, scheußliches Attentat, begangen von einem Menschen, den ich als Spitzbuben zu bezeichnen wage, aufgrund dessen, ich meine des Attentats, und verzeiht, wenn ich manchmal stocke … das ist diese verdammte Aphasie … aufgrund dessen also ist unserer Stadt ein schrecklicher Schlag versetzt worden: Der Balkon des Rathauses ist ernstlich beschädigt worden. Und die Frage, die ich mir stelle, ist folgende: Wo kann ich jetzt hinaustreten, um zu sehen, ob es regnet? Denn der Mann von der Wettervorhersage gibt keine … Doch ich verfalle nicht in Alarm- oder Panikstimmung. Und schon gar nicht in Schweigen. Ich habe nämlich bereits die nötigen Maßnahmen ergriffen. Und ich werde euch noch mehr sagen: Während ich mich vor einigen Minuten noch in Ärztehand befand, was sage ich, während man eine Rektalaustastung an mir vornahm, habe ich mit Madrid telefoniert, um eine Subvention zu verlangen. Natürlich hat man mir die rote Karte gezeigt, aber man hat mir erlaubt, Obligationen auszugeben. Wenn also alles gut geht, werden wir in einem Jahr oder zwei wieder einen Balkon haben, wie wir ihn gehabt haben. Bis dahin und in Anbetracht des Ernstes der Lage werden die Gemeindewahlen aufgeschoben und die Ergebnisse der Meinungsumfragen annulliert. Das ist im Moment alles. Wenn ihr irgendeinen Zweifel oder eine Anfrage oder Anregung habt, dann wisst ihr ja: wewewe tschingderassabum Punkt cat. Danke für eure Unterstützung und fröhliche Weihnachten.»
Da wir nur wenige Meter von ihm entfernt standen, hüpfte ich während der ganzen Rede auf und ab und winkte, um zu sehen, ob er mich erkenne, denn einige Jahre zuvor hatten der Herr Bürgermeister und ich an einem bewegten Abenteuer teilgenommen, das wir unversehrt, wenn auch nicht unbedingt als Freunde überstanden hatten. Doch er sah mich nicht oder erinnerte sich nicht an mein Gesicht oder beides kumulativ. Aber es musste dringend etwas geschehen, damit wir ins Krankenhaus hineingelangen und als kleineres Übel Cándida lebend oder tot herausschaffen und an ihrer Stelle Angela Merkel zurücklassen konnten. Nach diesem zweiten Austausch könnte Angela Merkel eine plötzliche oder sogar wundersame Genesung ins Feld führen, das Krankenhaus auf eigenen Füßen verlassen und ihre Bemühungen dem widmen, was zu tun sie nach Barcelona gekommen war.
Wir umrundeten mehrmals das Gebäude, kamen aber bloß ins Schwitzen und wurden müde, ohne eine einzige Bresche im unüberwindlichen Polizeikordon zu finden. Bei einer unserer Runden öffnete dieser sich für einen Augenblick, um einen Leichenwagen durchzulassen. Obwohl ich wusste, dass ein Krankenhaus Kranke beherbergt und viele von ihnen nicht mit Freudensprüngen wieder herauskommen, machte mich die Vorahnung, den Exequien der armen Cándida beizuwohnen, so traurig, dass ich mich nicht mehr zusammennahm, mich auf den Randstein setzte und hemmungslos zu heulen begann. Vergeblich versuchten mich meine beiden Begleiter zu trösten, einer mit Zitaten aus den Upanishaden und die andere mit Zitaten aus der Vierfachen Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde, ohne mit dieser gemeinschaftlichen Anstrengung die erwünschte euphorisierende Wirkung zu erzielen. So verging ungefähr eine Viertelstunde, bis sich eine dritte Person dem Kolloquium anschloss, wenn auch mit ganz anderen Absichten, denn sie sprach mich mit folgenden Worten an:
«Du räudiges Schwein, wenn ich mit dir fertig bin, kommt das Schlimmste erst!»
Die empört wogende Mähne der Unterinspektorin Victoria Arrozales im Gegenlicht hätte jeden eingeschüchtert außer Angela Merkel, die die Arme in die Seiten stemmte und sagte:
«Mit meinem Manolito legt sich keiner an, du alte Hexe! Und schon gar nicht in diesem kummervollen Augenblick. Bist du vielleicht seine Frau?»
Mit dem Hemdsaum die unaufhaltsam fließenden Krokodilstränen trocknend, stand ich auf, stellte mich zwischen die beiden Kontrahentinnen und sagte den Satz, den ich im Laufe meines bewegten Lebens am häufigsten gesagt habe, immer mit verhängnisvollem Ergebnis:
«Ich kann alles erklären.»
Ich machte eine kurze Pause und begann, da ich bei ihr staunend eine gewisse Bereitschaft erkannte, sich anzuhören, was meinem Mund entspränge, der Unterinspektorin unverzüglich zu berichten, was der Leser schon weiß, und überging nur die wahrscheinliche
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