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Der Fromme Dieb

Der Fromme Dieb

Titel: Der Fromme Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Halle teilnehmen zu lassen. Dorthin gehen sie jetzt. Ich soll seinen Rebec neu besaiten. Ich kann nur betonen, wie er seine Instrumente liebt.«
    Das Trio, das jetzt aus der südlichen Kirchentür trat und den Hof überquerte, sorgte für Aufsehen unter den Novizen und löste Neugier aus. Nicht alle Tage beherbergte die Abtei einen südfranzösischen Troubadour, offensichtlich ein Mann von gewissem Reichtum und Ansehen, denn er reiste mit zwei Dienern und üppigem Gepäck. Schon drei Tage weilte er mit seinem Gefolge hier, waren sie doch auf ihrer Reise nach Chester durch ein lahmendes Pferd aufgehalten worden. Rémy de Pertuis war ein Mann von etwa fünfzig Jahren, eine auffallende Erscheinung, die auf Aussehen und Auftreten großen Wert zu legen schien. Cadfael beobachtete ihn, wie er auf das Gästehaus zuschritt; er hatte bislang keine Gelegenheit gehabt, ihm Beachtung zu schenken, doch wenn Anselm ihm Respekt zollte und sein Musikverständnis empfahl, war es sicher der Mühe wert, ihn genauer zu betrachten. Ein feiner Kopf mit rotbraunem Haar und gestutztem Bart. Eine gute Haltung und ein stattlicher Körper, Pelz an seinem Umhang, Gold an seinem Gürtel. Und zwei Begleiter, die dicht hinter ihm folgten, ein sehr großer Bursche, etwa Mitte dreißig, von Kopf bis Fuß in gedämpftem Braun, seiner guten, aber schlichten Kleidung nach zwischen Knappe und Reitknecht anzusiedeln, und eine Frau mit Umhang und Kapuze, sehr jung noch, nach ihrer schlanken Gestalt und ihrem leichten Schritt zu urteilen.
    »Und wozu braucht er das Mädchen?« fragte Cadfael erstaunt.
    »Ah, das hat er Bruder Denis erklärt«, antwortete Anselm mit einem Lächeln »In allen Einzelheiten! Auf jeden Fall ist sie keine Verwandte…«
    »Das hätte ich auch nicht angenommen«, sagte Cadfael.
    »Aber man hätte den Gedanken hegen können. Denn als sie hier eintrafen, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß sie ihm für etwas Besonderes von Nutzen sein müsse, was tatsächlich zutrifft, wenn es auch nicht das ist, was ich vermutet hatte.«
    Obwohl er früh ins Kloster eingetreten war, hatte Bruder Anselm die meisten Seitenwege außerhalb der Klostermauern durchmessen und schon vor langer Zeit aufgehört, sich zu wundern oder zu empören. »Das Mädchen trägt die meisten seiner Lieder vor. Sie hat eine liebliche Stimme, und er schätzt sie deswegen, sehr sogar, aber so weit ich weiß, für nichts anderes. Sie ist ein wichtiger Teil seines Vermögens.«
    »Was aber«, wollte Cadfael wissen, »hat ein Minnesänger aus dem Herzen der Provence hier im Herzen Englands zu suchen? Ein echter Troubadour, nicht etwa nur ein einfacher Spielmann, der zudem einen weiten Weg hinter sich hat?«
    Aber dann, dachte er, warum eigentlich nicht? Die Gönner, von denen solche Künstler abhängen, können heute ebenso englisch wie französisch, normannisch wie bretonisch oder auch angevinisch sein. Ihre Besitztümer liegen hier wie dort auf dem Festland. Und schließlich gehört es zur Natur des Troubadours, umherzuziehen, gemäß dem galizischen Wort trobar, von dem ihr Name abgeleitet ist, und das ›finden‹ bedeutet. Diejenigen, die finden – die beides, Poesie und Musik, suchen und finden – das sind die Troubadoure. Und wenn ihre Kunst universell ist, warum sollten sie dann nicht überall zu finden sein?
    »Er ist unterwegs nach Chester«, sagte Anselm. »Das jedenfalls sagt sein Begleiter – Bénezet geheißen. Vielleicht hofft er auf eine Anstellung im Haus des Grafen. Aber er scheint nicht in Eile und auch nicht versessen auf Geld. Mit drei guten Reitpferden und zwei Dienern im Gefolge läßt es sich bequem reisen.«
    »Ich frage mich«, sagte Cadfael nachdenklich, »warum er seine letzte Dienststelle aufgegeben hat. Ob er sich der Dame seines Herrn zu liebenswürdig gezeigt hat? Etwas Ernsthaftes muß es gewesen sein, wenn er sich genötigt sah, das Meer zu überqueren.«
    »Mich interessiert mehr«, sagte Anselm, unberührt von dieser landläufigen spöttischen Beurteilung der Troubadoure, »woher er das Mädchen hat. Sie spricht das Englisch aus den Grenzgebieten, dazu etwas Walisisch. Es scheint, als habe er sie erst hier, auf dieser Seite des Ozeans erworben. Der Reitknecht Bénezet ist, wie sein Herr, aus dem tiefen Süden von Frankreich.«
    Inzwischen war das Trio im Gästehaus verschwunden, ihre Beziehung zueinander für unsere Brüder noch immer so rätselhaft wie bei ihrem Eintreffen im Kloster. Und falls die Straßen passierbar

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