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Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)

Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)

Titel: Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Hennig
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wenige Nachbarn beschwerten.
    Doch was hilft schon der größte technische Aufwand, wenn man es nicht schafft, einem solchen Laden Leben einzuhauchen. Genau das machte sich Michael Ammer zur Aufgabe. Der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann heuerte dort als Pressemann an und stellte sich an den Einlass. »Ich habe wie Studio-54-Boss Steve Rubell als Selekteur an der Tür gestanden und darauf geachtet, dass viele hübsche Mädels reinkommen«, erzählt Ammer von seinem ersten PR-Coup. Denn wo sich schöne Mädchen tummeln, sind auch Männer nicht weit, besonders solche, die ihre Umgebung gerne mit Magnum-Champagnerflaschen und Centurion-Kreditkarten beeindrucken wollen. Als weitere PR-Aktion richtete er die Aftershowpartys für die großen Acts der Hamburger Sporthalle aus – unter anderem für Billy Idol, Joe Cocker, Eros Ramazotti, Depeche Mode, David Bowie, a-ha und Prince.
    Junge schöne Mädchen und Weltstars an einer Theke waren die perfekte Mischung. »Das Trinity war viel exzessiver als das Studio 54 . 2000 Partyfreaks pro Abend, am Wochenende Schickimicki und schrille Nachtvögel. Total wilde Leute, die nach Grenzerfahrungen und Bewusstseinserweiterung suchten.«
    Natürlich blieb so ein wildes Treiben von der Hamburger Presse nicht unbemerkt, auch weil Ammer sich nicht scheute, selbst zum Hörer zu greifen und die Nachtredakteure vom Kommen und Gehen der Prominenten zu informieren. Aber es kamen eben nicht nur Prominente und Weltstars vorbei, sondern auch die Polizei kam – und das immer öfter. Es gab Razzien wegen Drogen, Zwangs- und Ordnungsgelder, weil die Verordnungen nicht eingehalten wurden. Irgendwann wurde der Laden dicht gemacht. Ammer war bald seinen Job los und saß auf der Straße – und suchte sich einfach einen neuen Laden. Er fand einen kleinen, aber nicht optimal geführten Club namens Mezzanotte im beschaulichen Hamburgereppendorf und machte den Besitzern ein Angebot, das sie offenbar nicht ausschlagen konnten. Wieder setzte Ammer auf ein altes Erfolgkonzept: Er lud die schönsten Mädchen der Vorstädte ein – damals sogar noch von eigener Hand. Er ging in die Boutiquen, sprach die Verkäuferinnen an, war sich nicht zu fein, Tresenmädchen anderer Clubs einzuladen, und verteilte seine Flyer großzügig vor Kinos und Shoppingzentren im Hamburger Speckgürtel.
    Der Kontakt zu schönen Frauen wird ein Grundpfeiler seines Erfolgs. Heute hat er eine Datei von 9000 hübschen Frauen, die sich selbst für den VIP-Bereich seiner Partys bewerben, oft in der Hoffnung, dort ein Sprungbrett für ihre Karriere zu finden. Ammer: »Wir arbeiten in der Zwischenzeit mit renommierten Modelagenturen und Fotografen zusammen, die auf unseren Partys anwesend sind.«
    Auch hier, wie bereits im Trinity, geht sein Erfolgskonzept auf. »Wo hübsche Mädchen sind, kommen Kerle mit Kohle.« Bald wurde es im Mezzanotte zu eng, und Ammer zog ins Traxx um, einen Club in einem Industriegelände unterm S-Bahnbogen. Hier stört sich niemand am beständigen Strom der an- und abfahrenden Gäste und am Gewummer der Bässe. Von dort aus expandierte er weiter, denn das Mezzanotte hatte nur 400 Plätze, das Traxx schon das Dreifache. Hinzu kam die Veranstaltung Modelnächte in den Clubs Wollenberg , Valentinos und J’s im Bunker .
    Zu den schönen Mädchen und den Männern mit Geld holte Ammer die Prominenten mit ins Partyboot. Dies war der Beginn seiner Karriere als »Partykönig der Republik«, wie ihn der Focus nannte. [53] Ammer bringt es auf die Formel: »Wo Promis sind, kommen die Mädchen. Wo Mädchen sind, kommen die Promis. Die lernen sich kennen. Und dann sind auch die Medien da und wollen darüber berichten.«
    Doch sein Erfolg kommt nicht von ungefähr. Wie in seinen Anfangszeiten legt der Partymacher auch heute nicht die Hände in den Schoß, wenn er von einem durchgefeierten Wochenende in sein Zuhause in einem 30 000-Seelen-Städtchen an der Elbe zurückkehrt: »Ab Montag geht es dann wieder volles Programm los. Da muss ich die nächsten Partys vorbereiten. Ich telefoniere den ganzen Tag herum. Meine Firma besteht aus mir und meinem Bruder. Der Rest sind Freischaffende – zum Beispiel Designer für die Gestaltung der Newsletter und Flyer. Ich mache das Booking für die DJs, die Tänzer, die Live-Acts. Dann spreche ich mit den Caterern, dem Shuttleservice, der Location, organisiere die Unterkunft für meinen ganzen Clan, gebe die Flyer in Auftrag, mache PR für die Events. Und sorge dafür, dass die

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