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Der Frühjahrsputz

Der Frühjahrsputz

Titel: Der Frühjahrsputz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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vielleicht -
    Er stieg die Treppe wieder hinunter und ging zur Hinterveranda, wo er Quinns Werkzeugkiste fand. Mit einem Schraubenzieher löste er die Bolzen am Treppenlauf und ging dann durchs ganze Haus, um weitere Schrauben, Türknäufe und Steckdosen zu lockern, wobei er auch die Drähte hinter den Dosen löste. Er überlegte, was er noch tun konnte. Er könnte auch die Gasleitungen ein wenig aufdrehen, nur ein bisschen, nichts Schlimmes. Die Stufen zur Vorderveranda waren erbärmlich. Er könnte eine ein wenig ansägen, so dass sie früher oder später einbrechen würde. Schließlich sollte nicht alles auf einmal passieren. Er könnte einen Teil des Verandageländers lockern. Er könnte viele Dinge tun. Sie würde ihn wieder brauchen.
    Als er eine Stunde später nach oben ging, war er nahezu fröhlich, in der sicheren Zuversicht, bald einzuziehen. Die zweite Tür oben führte in ein weiteres Schlafzimmer unter dem Dachvorsprung. Ein Einzelbett stand darin, vermutlich Quinns oder Zoës aus Kindertagen. Erheitert musste er lächeln, weil es ein tolles Zimmer für ihre Jungs sein würde. Die beiden Räume im hinteren Teil des Hauses waren ein Arbeitszimmer mit noch einem Bett und ein Bad. Das Bad war zu klein, das würden sie ausbauen und vielleicht noch ein weiteres dahintersetzen. Das Arbeitszimmer würden sie zum Elternschlafzimmer vergrößern, von dem direkt ein Bad hinter dem jetzigen abging. So würde es gehen. Das war gut.
    Bill notierte sich die Maße und steckte das Maßband und den Organizer wieder in seine Tasche. Er hatte alles, was er benötigte. Nun würde alles ganz leicht werden, sobald Quinn nur bemerkte, wie sehr sie ihn brauchte. Sobald sie ihn bitten würde, zu ihr zurückzukommen.
    Und sie würde so überrascht sein, wenn er ihr nach seinem Einzug die Pläne zeigen würde. »Du bist doch nicht dumm«, würde er sagen, »du wusstest doch, dass wir mehr Platz brauchen. Du hättest dir denken können, dass ich es planen würde.«
    Auf dem Weg durch den Flur öffnete er aus reiner Neugier die fünfte Tür.
    Quinns begehbarer Kleiderschrank.
    Er konnte die Ärmel ihrer Kleider sehen. Das grüne aus Kattunstoff, das sie getragen hatte, als sie das erste Mal zusammen ausgegangen waren, das blaukarierte, das sie mit einer Jacke darüber am Tag der offenen Tür im Herbst getragen hatte, das rote Flanellkleid mit Plaidmuster, das sie bei ihrem letzten gemeinsamen Besuch eines Basketballspiels angezogen hatte - bei diesem Gedanken zog sich sein Herz ein wenig zusammen, sie waren so glücklich gewesen -, das schwarze, das sie zum Unterricht trug, wenn die Schüler ohne Farben arbeiteten, und das braune Patchworkkleid und das aus Jeansstoff und -
    Er schloss die Augen, weil seine Brust schmerzte. Er würde doch wohl keinen Herzinfarkt bekommen, dafür war er zu jung und zu gesund. Vielleicht eine Verdauungsstörung. Er sollte sich einen Moment hinlegen.
    Auf Quinns Bett ausgestreckt, die Decke über sich gezogen, fühlte er sich besser. Einen Augenblick lang war er ihr fast böse, weil sie so stur war. Sie hatte verdient, was er in ihrem Haus angestellt hatte. Wenn sie ihm doch nur zuhören würde, könnte sie jetzt hier bei ihm sein, unter der Decke, aber sie wollte ja nicht zuhören; wenn er sie nur dazu bringen könnte zuzuhören.
    Er dachte darüber nach, wie er das schaffen konnte, was er tun musste, um sie zum Zuhören zu bringen, was sie verdient hatte, weil sie ihm kein Gehör schenkte. Er war wütend, so wütend, weil sie ihm einfach nicht zuhören wollte. Sein Atem ging schwerer, der Raum verschwamm vor seinen Augen, während er an Quinn dachte und daran, wie er sie zum Zuhören bewegen konnte, wie er sie dazu bringen konnte, ihn zurückzunehmen, sie musste ihn jetzt einfach zurücknehmen, das Ganze dauerte nun schon lange genug, es war genug, genug, genug - Als er sich wieder beruhigt hatte, erzählte er sich die alte Geschichte, dass alles wieder gut werden, dass sie ihm nun zuhören würde - es waren jetzt schon zwei Monate - nur noch ein wenig mehr Zeit, und alles wäre wieder gut, und sie würde ihm zuhören.
    Nein, das würde sie nicht.
    Wieder spürte er, wie sich seine Brust verkrampfte, wie von einer riesigen Faust gepackt. Er wälzte sich aus dem Bett. Er war in Ordnung, sie würde ihm zuhören, alles würde gut.
    Er ging durch das Zimmer und öffnete die Tür zum Wandschrank - hier hingen ihre Blusen und Röcke, die Jeans lagen gefaltet auf dem Regal darüber -, öffnete die Vitrine -

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