Der Frühjahrsputz
ein Formular. »Du musst nur die Angaben eintragen und hier unten unterschreiben. Hast du noch Fragen?«
Fragen. Sobald sie dort unterschrieb, würde sie sich mit nahezu dreiundsechzigtausend Dollar verschulden, und der Großteil ihrer Ersparnisse wäre futsch.
Aber sie wäre auch frei. Eine erwachsene Frau im Besitz eines eigenen Hauses. Und einer Couch.
»Keine Fragen«, meinte Quinn. »Ich bin sicher, das Richtige zu tun.«
Auf ihrem Weg zurück zur Schule hielt sie bei dem einzigen Möbelhaus in Tibbett an und kaufte zur Feier des Tages ein massives Bett überdimensionaler Ausmaße aus poliertem Eichenholz mit vier Pfosten. Nach ihren alten Einzelbetten daheim und dem Doppelbett, das sie mit Bill geteilt hatte, sah es aus wie ein Fußballfeld aus polierter Eiche, und zwölfhundert Dollar waren ein Haufen Geld für einen Kurzschlusskauf, aber es vermittelte ihr ein derartig gutes Gefühl, dass sie keinen Moment lang zögerte.
Für dieses Bett hatte sie einige Pläne.
Nach der Schule saß Bill an diesem Nachmittag auf der Kante einer der Kraftbänke, während Bobby sein Hanteltraining zu Ende führte, und versuchte, sich dem Gedanken zu stellen, gegen den er den ganzen Tag angekämpft hatte: Quinn kaufte ein Haus.
Er hatte sie zufällig getroffen - nun ja, eigentlich hatte er auf sie an der Tür zum Kunstraum gewartet -, als sie nach ihrer Freistunde von weiß der Himmel wo zurückkam, und er hatte sie in heiterem Tonfall - als seien sie immer noch zusammen, weil sie das ja auch noch waren, das Ganze war schließlich eine vorübergehende Episode - gefragt: »Wo bist du denn gewesen, junge Lady?« Ohne zu lächeln hatte sie ihn angesehen und gesagt: »In der Bank. Ich kaufe ein Haus.«
Ein Haus. Alleine die Vorstellung daran machte ihn krank. Noch dazu hatte er herausgefunden, dass es dieses alte, heruntergekommene Haus in der Apple Street war, das schlimmste von allen. Ein altes Haus in einer alten Gegend, für ihre Kinder zu weit weg, um den Schulweg zu Fuß zurückzulegen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
»Du siehst nicht gerade glücklich aus, Sportsfreund.« Der BP kam zu ihm herüber und baute sich in seinem jagdgrünen Designer-Sportdress neben ihm auf. Bill schloss die Augen und dachte, Verzieh dich, Bobby, bevor ich auf dich trete. Quinn sagte immer: »Er ist ein solcher Mistkäfer, dass man auf ihn treten möchte.« Einmal hatte sie ihn gefragt: »Möchtest du ihm am liebsten einen Schwinger versetzen, wenn er dich Sportsfreund nennt?« Er hatte nur geantwortet: »Nein, natürlich nicht, er ist kleiner als ich.« Außerdem führte der arme alte Bobby nicht gerade ein ausgefülltes Leben. Plötzlich wurde Bill bewusst, dass sein eigenes Leben ohne Quinn wie Bobbys aussehen würde, aber er schob den Gedanken sofort beiseite. Ausgeschlossen.
Bobby setzte sich neben ihn, ein farblich passendes Handtuch um den Nacken geschlungen, seine Augen etwa in der Höhe von Bills Schultern. »Noch immer Ärger mit den Weibern, was?« fragte er, und Bill verspürte Lust, ihm mit dem Ellbogen einen Nasenstüber zu versetzen. Rein theoretisch natürlich, denn das würde er niemals tun. »Man kann nicht mit ihnen, aber auch nicht ohne sie leben.«
Was sollte das nun wieder heißen? Er hatte keine Probleme damit gehabt, mit Quinn zusammenzuleben. Und er würde mit Sicherheit nicht ohne sie leben.
»Darunter darf nur das Team nicht leiden«, fuhr Bobby fort. »Du musst für die Jungs auf dem Posten sein, verstehst du?«
Bill blickte auf ihn hinab. »Willst du mir damit sagen, dass an meinem Training irgendwas auszusetzen ist?«
»Wo denkst du hin?« Bobby stand auf. »Hey, nein, du bist der Beste, das wissen wir doch alle.« Er schien einen Augenblick lang nachzudenken. »Obwohl wir heute verloren haben. Aber das heißt nicht, dass ich mich beklage.« ›Was für ein Blödmann!‹ hätte Quinn gesagt. Sie hätte recht.
»Aber auf die Einstellung kommt es an, stimmt‘s, Sportsfreund? Und seien wir ehrlich, deine Einstellung ist nicht die, die sie einmal war.« Bobby nahm seine Position auf einer rotgepolsterten Kraftbank ein, ein Gewichtheber von Welt. »Ich will dich nicht noch mehr unter Stress setzen, aber der Zuschuss -«
»Ich weiß von dem Zuschuss«, fiel Bill ihm ins Wort. »Das Team wird es schaffen. Jeder verliert irgendwann mal.«
»Es geht nicht nur um den Zuschuss«, sagte Bobby. Jede Überheblichkeit war aus seiner Stimme verschwunden. »Es geht um meinen Job.«
Er hörte sich so verwundbar
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