Der Frühjahrsputz
Es war wirklich erstaunlich, wie ruhig ihre Stimme klang.
Max schien unbeeindruckt. »Da ich der Ehemann bin und ich keinerlei Absichten hege, dich zu betrügen, nein. Ich habe keinen Grund gesehen.« Er verschränkte die Arme über seinem Arbeitshemd und lehnte sich gegen den Wagen, was für Max - die Gemütsruhe in Person - einer Angriffshaltung gleichkam. Wenn er sich überhaupt jemals gestritten hatte, dann in dieser Position.
»Du hast mich in dem Glauben gelassen, es gehe um Nick«, beharrte Darla.
»Es hat niemandem weh getan.«
»Es lässt mich wie eine Idiotin dastehen.«
Eindeutig genervt schüttelte Max den Kopf. »Nein, das stimmt nicht. Die ganze Stadt weiß, dass ich dich niemals betrügen würde.«
Die plötzliche Erkenntnis, dass er dies tatsächlich nie tun würde, traf Darla unvermittelt. Mit achtzehn hatte er sich in sie verliebt, er hatte sie geheiratet, er hatte mit ihr zwei Söhne, er hatte zusammen mit ihr ein Haus gebaut, und nun beabsichtigte er, zusammen mit ihr alt zu werden; niemals würde er etwas tun, um das aufs Spiel zu setzen.
»Du hast alles, was du immer haben wolltest, oder?« fragte sie ungläubig, noch ungläubiger angesichts der Erkenntnis, dass auch sie sich nichts anderes wünschte. Das Leben war vorbei. Es ging bergab. »Deshalb warst du letztens so sauer über die Geschichte mit dem Regenmantel. Es hat deine Routine gestört.«
»Ich war überrascht, nicht sauer«, sagte Max und sah sauer aus. »Und ich will Barbara nicht.«
»Ich wünschte fast, du tätest es«, sagte sie, woraufhin er sie mit einem finsteren Blick bedachte.
»Das ist eine ziemlich dämliche Äußerung.«
Darla spürte den Ärger blitzartig in sich auflodern. »Nenn mich nicht dämlich -«
»Ich habe dich nicht dämlich genannt.« Max verschränkte seine Arme noch fester. »Ich sagte, dass deine Äußerung dämlich war, aber wenn du so weitermachst, werde ich vielleicht -«
»Hallo, ihr zwei«, ließ sich Nick vernehmen, der vom Hinterhof hereinkam. Er warf den beiden einen prüfenden Blick zu, um sich dann mit einem vernehmlichen »Oh, Scheiße« sofort wieder nach draußen zu verziehen.
»Schön«, meinte Darla. »Ich würde es allerdings zu schätzen wissen, wenn du mich beim nächsten Mal nicht mehr anlügst.«
»Ich habe nicht gelogen«, sagte Max.
»Du hast mir nicht die Wahrheit gesagt«, sagte Darla.
»Das bedeutet nicht notwendigerweise zu lügen.« Max ließ seine Arme sinken und ging zum Waschbecken, wo er seine Hände zu waschen begann. »Mich reizt nichts an ihr. Überhaupt nichts. Und selbst wenn, würde ich dich nicht betrügen. Ich habe eine Familie.«
»Nun, das ist wirklich toll von dir, Max«, meinte Darla. »Die Familie und ich wissen das zu würdigen.«
»Außerdem liebe ich dich«, fuhr Max fort. »Obwohl ich mich momentan frage, warum eigentlich.«
»Ich liebe dich auch«, sagte Darla. »Worüber ich mich ebenfalls ein wenig wundere.« Sie trat zur Tür und öffnete sie. »Komm rein, bevor du festfrierst«, rief sie Nick zu, der mit einem gezielten Wurf die Eiszapfen vom Rand des Basketballkorbs abbrach. »Der Streit ist beigelegt.«
Aber das stimmte nicht, das wusste sie. Er würde nicht eher vorbei sein, bis sie verstand, worüber sie sich eigentlich gestritten hatten.
Ihr war ziemlich klar, dass es nicht um Barbara ging.
Quinn begann mit ihrem Umzug freitags nach der Schule, lud eine nervöse Katie, das Silberbesteck ihrer Großmutter und neun Müllsäcke voller Kleidung in ihr Auto und fuhr zu ihrem neuen Zuhause. Edie und Meggy trafen wenig später ein und begannen, den Fußboden zu schrubben, um sich dann den Fenstern zu widmen, während Quinn die Regale abwischte, ihre Kleider in die Schränke sortierte und das Silberbesteck verstaute.
»Das ist wirklich eine schöne Wohngegend, Quinn«, meinte Edie, als sie fertig waren. »Wunderbar ruhig.«
»Es ist ein Risiko«, sagte ihre Mutter. »Ich weiß nicht, was die Leute darüber denken werden, dass du hier draußen ganz alleine lebst. Noch dazu wohnt Patsy Brady gleich nebenan, und ihren Ruf kennst du ja.«
Edie verdrehte die Augen, und Quinn meinte: »Hör auf damit, Mom. Es interessiert mich nicht, was andere Leute denken. Ich kann mein Leben nicht für andere führen, ich muss es für mich selbst leben.«
»Oh, na ja, natürlich, das klingt gut -« setzte Meggy an.
»Es ist gut.« Quinn stand mitten in ihrem Haus und fühlte sich unbesiegbar. »Ich bin glücklicher als jemals zuvor. Die Risiken, die
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